Auch mit roten Zahlen ist die Bibliothek Oftringen eine Erfolgsgeschichte

«Die Bibliothek hat sich zu einer wichtigen kommunalen Kulturstätte gewandelt. Sie ist nebst dem Bücherverleih auch ein kultureller und sozialer Treffpunkt geworden.» Mit diesen Worten blickt Bibliotheksleiterin Silvia Baumgartner auf das Jahr 2017 zurück. Unter anderem wurden das Interieur aufgefrischt und eine kleine Bistro-Kaffee-Ecke eingerichtet. 6100 Besuche und 690 registrierte Benutzer zählte die einzige öffentliche Bibliothek der Grossgemeinde. Fast 40 000 Medien — Bücher, Comics, Zeitschriften, Hörbücher, CDs, DVDs und E-Medien – gingen über die Theke. Spitzentag: Donnerstag nach den Sommerferien: 67 Personen haben fast 1200 Medien ausgeliehen oder retourgebracht.

Ein kultureller Treffpunkt sei die Bibliothek deshalb, weil hier Menschen «vom kleinen Kind bis zum Grossätti» zusammenkommen, plaudern, diskutieren, gemeinsam in den Regalen stöbern. Für Baumgartner und ihre drei Mitarbeiterinnen Ursula Hofer, Marianne Scheibler und Regula Vonäsch ist die Bibliothek im Oberfeldschulhaus weit mehr als ein Verleih. Regula Von-äsch spricht gar von Integrationsarbeit. «Die Bibliothek bietet gerade auch Kindern ausländischer Herkunft einen Zugang zu Büchern, den sie sonst nicht hätten.» Zudem werden regelmässig Veranstaltungen wie die Geschichten- oder Buchstartnachmittage organisiert, die stets gut besucht seien. Für die vier aufgestellten Frauen ist der zwischenmenschliche Kontakt ein Hauptgrund, warum ihnen die Arbeit immer noch Freude macht. Silvia Baumgartner und Ursula Hofer arbeiten immerhin seit 20 Jahren hier. «Der Plausch ist uns nie vergangen», freut sich Baumgartner.

Zeitgemäss und im Trend

Insgesamt stehen in der Bibliothek rund 12 000 Medien zur Verfügung. Mit der Zeit zu gehen und immer mal wieder etwas Neues zu versuchen, sei wichtig. Denn auch wenn das Angebot rege genutzt wird – die Nutzerzahlen nehmen seit Jahren ab. Ausnahme: elektronische Medien wie E-Books. «Hier ist die Tendenz leicht positiv», sagt Baumgartner. Rund 1400 E-Medien wurden im letzten Jahr ausgeliehen. Der Lese-Sonntag hingegen musste mangels Interesse schon 2016 aufgegeben werden. Auf Kundenwunsch öffnete die Bibliothek daraufhin probeweise zusätzlich am Dienstagmorgen. Ob dies so bleibt, ist aufgrund der verhaltenen Nachfrage aber auch bereits wieder fraglich.

Ende Jahr bleibt – wie bei anderen Bibliotheken auch – jeweils nur ein Minus: 2016 betrug der Aufwand gemäss Gemeinderechnung 99 000 Franken. Bei einem Ertrag von 12 000 bleibt ein Verlust von 87 000 Franken. Infrage gestellt wurde die Institution allerdings – anders als beispielsweise im benachbarten Aarburg – bisher nie. Das Team hofft nicht nur der eigenen Jobs wegen, dass dies so bleibt. Ursula Hofer sagt, die Bibliothek sei schliesslich «ein wichtiges Stück Kultur in unserer Gemeinde». Marianne Scheibler ergänzt, wie wichtig das Angebot auch für die Schulen ist. Die Bibliothek wird von ganzen Schulklassen, welche im Klassenverband eine Stunde pro Woche in der Bibliothek verbringen, besucht. «Es ist faszinierend», sagt Ursula Hofer, «wie viele Junge immer noch regelrecht in die Bücher hineintauchen, und dies trotz all der neuen Informationsmöglichkeiten, die das Internet heute bietet».

Bibliothek mit eigenem Charme

Die Kombination von öffentlicher und Schulbibliothek ist sicherlich – nebst dem Eifer des Teams – ein Grund, warum sich die Oftringer Bibliothek bislang behauptet hat. «Auch der Rückhalt beim Gemeinderat war immer gross, wofür wir sehr dankbar sind», sagt Silvia Baumgartner. Entsprechend motiviert will das Team weiterhin die Kundinnen und Kunden empfangen. Die Bibliothek hat ihren eigenen Charme, sagt Marianne Scheibler: «Oft hören wir, dass die Gemütlichkeit sehr geschätzt wird, mit der wir uns von anderen, grossen Bibliotheken abheben können.»

Und noch eines macht die Oftringer Bibliothek besonders: Anders als etwa in Zofingen zahlen auswärtige Besucher dieselben 30 Franken jährlich, wie es auch Einheimische tun. «So sind wir hier in Oftringen eben», sagt Baumgartner lächelnd. «Für alle offen.»