
Auf dem Waldgang: Von Mischwald und Borkenkäfer
Bemerkenswert informativ und lehrreich entwickelte sich der Rothrister Waldgang. Vom Ausgangspunkt Forstwerkhof führte die Route am Kanalweg-Weiher vorbei zur Wiler Hütte. Anhand von Tafeln machte Peter Gruber deutlich, wie wichtig das Gleichgewicht im Wald ist. Je vielfältiger, desto produktiver arbeitet das Ökosystem. Ein gesunder Wald bietet Schutz, saubere Luft und Wasser.
Der Wald hat vielfältige Funktionen, die von abiotischen – also Umweltfaktoren, an denen Lebewesen nicht beteiligt sind – und biotischen Faktoren beeinflusst werden. Neben Produzenten wie Bäume und Sträucher bestimmen Konsumenten wie Kleintiere (Igel, Hasen, Vögel) und Insekten, sowie Reduzenten (Bakterien, Pilze) die Verhältnisse im Wald. «Der Wald ist sehr produktiv aufgrund seiner verschiedenen Schichten, ein stabiler Mischwald ist das Ziel», so Gerber. Der normale Mischwald bestehe pro Hektar aus 8 Tonnen Holz, 3 Tonnen Laub und je einer Tonne Früchte und Wurzeln. Produktiver als der heimische Wald sei nur der Tropenwald, bei über 30 Grad Celsius würde die Produktivität wieder abnehmen.
Balance von grosser Bedeutung
Noch ein weiteres Beispiel für das Ökogleichgewicht erwähnte der Förster. Wenn es zu wenig Rehe gäbe, würden die Brombeersträucher stärker wachsen, das würde das Wachstum der Weisstannen beeinflussen. Wenn es aber zu viele Rehe geben würde, käme es vermehrt zu Wildverbissen an den Tannen. Einen Posten widmete der Förster den von Burglind verursachten Sturmschäden. Der Borkenkäfer hätte dieses Jahr beste Bedingungen gehabt, und reichte zur Anschauung ein Rindenstück herum, welche Spuren der Sechsfüsser hinterlässt.
Geschädigte Bäume fallen dem Sturm leichter zum Opfer. Die Schadensmenge betrug einen Jahreshiebsatz von rund 17 000 m³. Leicht war das Fallholz nicht zu beseitigen, die Ressourcen von Personal und Maschinen sowie der Einsatz externer Dienstleister war abzuwägen. So mancher quer liegende Baumstamm versperrte den Weg zum Unmut der Waldbesucher. Der Wald ist hohen Ansprüchen ausgesetzt. Einerseits dient er dem Freizeitvergnügen von Spaziergängern, Jogger, Bikern und Pilzsammlern zur Erholung, andererseits unterliegt er einer profitablen Bewirtschaftung.
Der Förster vertritt das Wohl des Waldes. Er koordiniert zwischen Waldbesitzerinteressen und seinem Schutz, und befindet sich ständig im Spannungsfeld der verschiedenen Benutzergruppen. Um hoheitliche und betriebliche Aufgaben den Waldbesuchern nahezubringen, verpackte Peter Gruber diese in ein interessantes Frage- und Antwortspiel. Die Aufgaben sind vielfältig und umfassen die Mitwirkung bei der Erstellung von Planungsgrundlagen, waldbaulicher Massnahmen, Vollzug forstrechtlicher Bewilligungen und Anordnungen sowie Erteilung von Holzschlagbewilligungen von kleinflächigem Waldeigentum – um nur einige zu nennen. Er habe aber keine polizeiliche Gewalt und verteilt auch keine Bussen. Den Förster fragen kostet nichts, Beratung im Privatwald ist gratis.
Infos zum Forstbetrieb Region Zofingen unter www.fb-regionzofingen.ch