Auf Einbrecherjagd: So kommt die Aargauer Kantonspolizei den Verbrechern auf die Spur

Die Tage werden kürzer, am Abend wird es früh dunkel. Es ist jene Zeit des Jahres, in der Einbrecher besonders aktiv sind. Im Schutz der Dunkelheit brechen sie in Häuser ein. Wenn die Bewohnerinnen und Bewohner nach Feierabend nach Hause kommen, sind sie längst über alle Berge.

Letztes Jahr gab es im Aargau 1542 Einbrüche. Viele Täter werden nie zur Rechenschaft gezogen. Die Aufklärungsquote bei Einbruchdiebstählen lag 2018 bei 19,1 Prozent. In vier von fünf Fällen konnte die Täterschaft also nicht ermittelt werden. Obwohl die Aufklärungsquote auf den ersten Blick tief erscheint, ist sie im Vergleich zu 2017 doch gestiegen. Damals lag sie bei 14,1 Prozent.

Um Einbrüche zu verhindern, führt die Kantonspolizei in den Wintermonaten mehrere gross angelegte Aktionen durch. Das zahle sich aus, schrieb Justizdirektor Urs Hofmann im Vorwort zur Polizeistatistik 2018. Die Einbrüche seien seit 2013 stark zurückgegangen und hätten 2018 im Vergleich zum Vorjahr nur minim zugenommen.

Auch am vergangenen Freitag waren 149 Mitarbeitende der Kapo Aargau fast zwölf Stunden im Einsatz. Sie wurden durch Patrouillen des Grenzwachtkorps, der Regionalpolizeien, der Transportpolizei sowie der Bundespolizei unterstützt.

Einbrecher sind in der Nähe von Autobahnen besonders aktiv

16:30 Uhr, Ausfahrt Kölliken. Polizisten mustern jedes Auto, das ab der A1 fährt. Wenn ihnen etwas verdächtig vorkommt, winken sie das Auto zur Seite. «Verdächtig kann zum Beispiel ein Kontrollschild sein, das nicht in die Region passt», sagt Kapo-Sprecher Daniel Saridis.

«Guten Abend», sagt die Polizistin. Sie verlangt Führer- und Fahrzeugausweis. Den Führerausweis gleicht sie im System ab. Sie will wissen, ob der Ausweis gesperrt ist. Gleichzeitig werden auch die Personalien des Fahrers überprüft. Auf dem Bildschirm würde eine Meldung erscheinen, wenn er ausgeschrieben wäre oder eine Busse nicht bezahlt hätte. Im Fall des kontrollierten Lenkers ist alles in Ordnung. Die Polizistin gibt ihm die Ausweise zurück. «Schönes Wochenende und gute Weiterfahrt», wünscht sie.

Die Polizistinnen und Polizisten stehen an diesem Freitag, den 22. November, nicht nur in Kölliken im Einsatz. Zwischen 16 und 18 Uhr sind sie an allen Ausfahrten der A1 im Aargau präsent. Dass sie ihre Kontrollposten an Autobahnausfahrten aufgebaut haben, ist kein Zufall. «Es wurden in letzter Zeit vermehrt Einbrüche in der Nähe von Autobahnen gemeldet», sagt Daniel Saridis. Dass Gemeinden mit guter Anbindung an die Autobahn bei Einbrechern beliebt sind, leuchtet ein. Schliesslich wollen diese nach einem Einbruch möglichst schnell wegkommen.

Die Motorhaube dient den Polizisten als Arbeitsfläche

Bei der Ausfahrt Rothrist reflektieren die gelben Leuchtjacken der Polizisten im Licht der vorbeifahrenden Autos. Es ist schnell dunkel geworden. Ein BMW mit polnischem Kennzeichen steht halb auf dem Pannenstreifen und halb in der Wiese. Er ist leer. Wo ist der Lenker? Hat ihn die Polizei auf den Posten gebracht?

«Nein», sagt Daniel Saridis. «Er wird gerade im Bus der Kapo befragt.» Nicht, weil er irgendwo eingebrochen ist. Es handelt sich um ein Strassenverkehrsdelikt. Der Fahrer hätte nach einem Jahr in der Schweiz seinen polnischen Führerausweis in einen Schweizer Führerausweis umwandeln müssen. Das hat er nicht getan. Ihm droht nun eine Busse.

Zwei andere Polizisten sind mit den Insassen eines Lieferwagens beschäftigt. BIH steht auf dem Kontrollschild. Bosnien und Herzegowina. Der Lenker und sein Beifahrer können sich ausweisen. Trotzdem wollen es die Polizisten genau wissen. Sie haben die Grenzwache aufgeboten. Diese hat ein Gerät im Auto, mit dem sie Fingerabdrücke aufnehmen und abgleichen kann.

«Wir machen jetzt einen Fingerprint», sagt die Grenzpolizistin zum Lenker. Der Mann ist irritiert, dass Journalistinnen und Journalisten anwesend sind. «Sie dürfen näher kommen», sagt die Polizistin zum Lenker. Die Motorhaube dient als Ablage für die Arbeitsgeräte. Nacheinander müssen die zwei Männer ihren Zeigefinger auf ein würfelförmiges Gerät legen. Es dauert nur ein paar Sekunden, bis das Resultat vorliegt: kein Treffer. Die beiden sind bisher nicht bekannt, ihre Fingerabdrücke nicht registriert. Sie dürfen weiterfahren.

Potenzielle Einbrecher sollen sich nicht absprechen können

Die Polizisten winken erneut einen Lieferwagen von der Strasse. In der Führerkabine sitzen drei Männer ziemlich nahe beieinander. Die Polizisten beschäftigen sich eingehend mit den drei. Einbrecher? «Vermutlich nicht», sagt Daniel Saridis. «Mutmassliche Einbrecher hätte man schnell getrennt, damit sie sich nicht absprechen können.»

Bis um 18 Uhr sind die Polizisten an den Ausfahrten präsent. Dann bauen sie Kontrollstellen ab und verschieben in die umliegenden Gemeinden, wo sie weiter nach Einbrechern Ausschau halten und verdächtige Fahrzeuge kontrollieren. Bis kurz vor 18 Uhr ist es ruhig an den Kontrollposten. «Entweder meiden die Einbrecher nach der letzten Aktion den Aargau oder wir haben alle erwischt», sagt Daniel Saridis und lacht.

Die Kantonspolizei zieht Bilanz. Sieben Männer wurden verhaftet und vorläufig festgenommen. Zudem haben die Polizisten 64 Bussen wegen geringfügiger Verkehrsdelikte ausgestellt und fünf Personen erwischt, die alkoholisiert hinter dem Steuer sassen. Der höchste gemessene Wert lag laut Kapo-Sprecher Bernhard Graser bei etwas über einem Promille. Bei sechs Fahrern hat die Staatsanwaltschaft wegen Verdachts auf Fahren unter Drogen eine Blut- und Urinprobe angeordnet.

Aber zurück zu den Verhaftungen. Die sieben Männer wurden aus unterschiedlichen Gründen vorläufig festgenommen. Ein 28-jährige Kosovare war mit einer Einreisesperre belegt und zur Verhaftung ausgeschrieben. «Er wurde zur Verbüssung der offenen Strafe inhaftiert», sagt Graser. Ausserdem habe die Staatsanwaltschaft ein neues Verfahren eröffnet. Ebenfalls mit einer Einreisesperre belegt waren ein 37-jähriger Kosovare und ein 45-jähriger Marokkaner. «Sie wurden verzeigt und am Samstag entlassen», sagt Graser.

Bis auf einen Kosovaren sind alle Verhafteten wieder frei

In Oftringen hat die Polizei einen 23-jährigen Albaner festgenommen. «Er konnte sich nicht ausweisen und seinen Aufenthalt in der Schweiz nicht plausibel begründen», sagt Graser. Weil sich keine Hinweise auf Straftaten ergeben haben, sei er am Samstag wieder entlassen worden. Auch der 29-jährige Albaner, der in Reinach festgenommen wurde, konnte am Samstag unter Auflagen entlassen werden. «Er war rechtswidrig eingereist, hielt sich illegal in der Schweiz auf und arbeitete ohne Bewilligung», sagt Graser.

In Baden verhaftete die Polizei einen 37-jähriger Eritreer, der zur Verbüssung einer Haftstrafe ausgeschrieben war. «Diese konnte er übers Wochenende absitzen und das Gefängnis am Sonntag verlassen», sagt Graser. Einen 37-jährigen Schweizer hat die Polizei in Aarau festgenommen. Er war ausgeschrieben, weil er eine Busse nicht bezahlt hatte. «Am Samstag konnte er den Betrag aufbringen und wurde entlassen», sagt Graser.

Zwei Tage nach der gross angelegten Aktion sind bis auf einen Verhafteten alle wieder auf freiem Fuss. Einen Einbrecher hat die Polizei nicht erwischt. Trotzdem spricht sie von einer erfolgreichen Aktion. «Zum Fahndungserfolg gehört eben trotz allem auch eine Portion Glück.» Die Tatsache, dass es am Freitagabend im Aargau vier Einbrüche gab, zeige, dass solche Straftäter in der Region aktiv waren.