Auf ihre «Beute» war sogar der Pfarrer scharf – unterwegs mit einem Fricktaler Trüffelsucher

«Wo ist das Kügele», ruft Jens Haverbeck in einem fort. «Kügele» – das Wort kennt Toffee, seit ihre Ausbildung zum Trüffelsuchhund begonnen hat. Ihr ist klar: Mit den «Kügele» meint Herrchen die schwarzbraunen Kugeln, deren Geruch ihr so sehr in die empfindsame Hundenase stechen.

Und Toffee muss nicht lange buddeln. Nur wenige Zentimeter unter der Oberfläche wird die Hündin fündig. Ein paar Grab-Bewegungen und schon liegt das «Kügele» da. Mit der Linken lässt Haverbeck den Trüffel in die Seitentasche seiner Weste gleiten, mit der Rechten bekommt Toffee einen Leckerbissen zur Belohnung. Die wedelt mit dem Schwanz, freut sich, dass Herrchen lobt: «Super, bravo, toll.»

 

Vier Monate Training liegen hinter Toffee

Seit zwei Jahren streifen er und Toffee nun durch Kaiseraugst. Haverbeck hat vier Monate mit Toffee trainiert, hat ihr Trüffelöl zum Riechen gegeben und sie spielerisch dazu gebracht, die unterirdisch wachsenden Pilze ausfindig zu machen. Toffees Rasse heisst Lagotto Romagnolo. Haverbeck sagt:

«Grundsätzlich ist jeder Hund zur Trüffelsuche geeignet.»

Aber Lagotto Romagnolos seien aufgrund ihres Körperbaus, ihrer guten Nase und ihres unempfindlichen Fells besonders gut dafür geeignet. Ausserdem seien sie keine Jagdhunde, was auch gut ist, denn sonst wären sie beim Trüffelsuchen zu sehr abgelenkt.

Eichen, Buchen und Linden als gute Trüffelbäume

Obwohl – wo die beiden suchen, sind die Wildtiere eher weit weg – mitten in Kaiseraugst. Habitate nennen die Trüffelsucher die Gebiete, wo sich Trüffel wohlfühlen, wo sie mit den dort stehenden Bäumen eine unterirdische Symbiose eingehen. Haverbeck nennt als gute Trüffelbäume Eichen, Buchen und Linden. Zwei Linden stehen auch im Dorf. Und so wird das Suchteam dort reichlich fündig. Toffee hört gar nicht mehr auf zu graben.

Auch im Vorgarten der reformierten Kirchgemeinde haben sie schon gebuddelt. Darauf angesprochen, forderte der Pfarrer scherzhaft seinen «Zehnten» ein – und bekam ihn prompt. Wie bei «normalen» Pilzen ist der Trüffel im Aargau jedermanns Beute. Wer sie findet, darf sie mit nach Hause nehmen.

Die Ausbeute eines Tages: Jens Haverbeck muss für die Trüffelfunde beide Hände benutzen.

Die Ausbeute eines Tages: Jens Haverbeck muss für die Trüffelfunde beide Hände benutzen.

Hans Christof Wagner

100 Gramm Burgundertrüffel – der hat jetzt Saison – könnte Haverbeck für 60 bis 80 Franken verkaufen. Könnte – denn das meiste verbraucht er selbst, verschenkt es an Freunde oder Bekannte oder tauscht es gegen andere Naturalien ein. Das Gewicht der Knollen, die Toffee bis jetzt ausgegraben hat, schätzt er auf je rund 30 Gramm. Er sagt:

«Also reich werde ich mit dem Trüffelsuchen so nicht.»

Obwohl – mit viel Zeit, den besten Stellen und einem Top-Spürhund könnte es schon gelingen, ein bis zwei Kilo des schwarzen Goldes aus dem Boden zu holen. Bei Preisen von bis zu 1000 Franken pro Kilo, die bei den in der Schweiz wachsenden Sorten möglich sind – nicht wenig. Auch wenn die weissen Piemont- oder schwarzen Perigord-Trüffel, deren Kilopreise bis in fünfstellige Beträge reichen können, eben in Italien und Frankreich wachsen und nicht hierzulande.

Frisch über Pasta und Eier gehobelt – so lässt er sich die Trüffel schmecken

Aber dafür ist das pekuniäre Interesse an Trüffeln bei Haverbeck zu gering ausgeprägt. Ihn reizt neben dem botanischen auch der kulinarische Reichtum der Knollen. Was Toffee am Ende einer mehr als einstündigen Tour ausgegraben hat, sind zwei Handvoll Burgunder-Trüffel. Die lässt sich Haverbeck – frisch über Pasta, Rühr- oder Spiegelei gehobelt – abends zu Hause schmecken. Aber da schläft die Hündin schon längst: «Toffee ist k.o. und pennt», teilt Jens Haverbeck per Whatsapp mit.