Auf Instagram hat er Tausende Follower – nun will dieser Lenzburger auch beim ESC-Vorentscheid mitmischen

Zuerst kommt die Arbeit, dann das Vergnügen. So oder so ähnlich stellten sich die Eltern von Jeton Ramiqi seinen Karriereweg vor. «Beide wollten unbedingt, dass ich beruflich auf sicheren Beinen stehe», sagt der 31-Jährige. An dieses Motto gehalten hat sich Ramiqi lange.

Seit drei Jahren aber setzt der Schweizer mit albanischen Wurzeln auf seinen ursprünglichen Traum – den einer Musikkarriere. Auslöser dafür war der Tod seines Vaters, der nach langer Krankheit verstarb. «Meine ganze Vergangenheit hat mir die Augen geöffnet. Mich darin bestärkt, das zu machen, was mir Spass bereitet», sagt Ramiqi.

Begleitet hat ihn die Musik von Kindsbeinen an. Auch seine beiden Brüder – die Anfangsbuchstaben ihrer Vornamen hat er in seinem Künstlernamen MVJ verewigt – sind musikalisch veranlagt. Lange im Vordergrund standen dabei Lieder aus dem Heimatland seiner Eltern. Nicht zuletzt deswegen singt Ramiqi meist auf Albanisch.

«Ich bin hier geboren, hier habe ich zum ersten Mal geweint, zum ersten Mal Freude verspürt. Die Schweiz ist meine Heimat», sagt er. Trotzdem wolle er seine Wurzeln nicht vergessen. Nicht nur bezüglich der Sprache wolle er «einfach das machen, worauf ich Bock habe».

«Wenn man jünger ist, lässt man sich schneller verbiegen»

Dazu gehört auch die Teilnahme am ESC-Vorentscheid. Dies unter dem Motto «Probieren geht über Studieren». So sei das Lied «Closer» gerade passend zur Einreichfrist fertig geworden. Er selbst bezeichnet es als Traum, die Schweiz zu repräsentieren.

Wie gut sein Beitrag ankommt, weiss er aber nicht. So werden alle Einsendungen in einem mehrstufigen Verfahren durch ein 100-köpfiges Zuschauer-Panel und eine internationale Fachjury bewertet. Bekanntgegeben wird der Nachfolger von Gjon’s Tears Anfang 2022.

Mit «Closer» möchte Ramiqi gerne die Schweiz vertreten:

So oder so ist aber bereits klar, dass sich Ramiqi nicht verändern lassen will. Wer etwa auf ein unpassendes Management setze, der werde schnell dazu gedrängt, Dinge zu tun, die nicht zur eigenen Persönlichkeit passen. Deswegen sei es ein Vorteil, dass er nicht mehr 18 Jahre alt sei. «Wenn man jünger ist, lässt man sich schneller verbiegen», so Ramiqi.

Wie viele Stunden er in den letzten drei Jahren in seinen Traum investiert hat, kann er nicht beziffern. Er höre eigentlich ständig Musik und überlege sich stets, was er als Nächstes umsetzen könnte: «Eigentlich bin ich Non-Stopp dabei.» Dazu gehört es auch, mitten in der Nacht aufzustehen, um Ideen für einen Song festzuhalten. «Die Melodien kommen automatisch, ich bemühe mich nicht bewusst darum», sagt Ramiqi.

Die Musik ist für ihn nach einem strengen Tag das Dessert

Gerade während des berufsbegleitenden Studiums an der Höheren Fachschule für Wirtschaft sei es allerdings nicht ganz einfach gewesen, alles unter einen Hut zu bringen. Und doch: «Die Musik hat mir immer den Tag verschönert», so Ramiqi.

Wer abends kaputt sei, esse vielleicht ein Dessert, um sich aufzumuntern – ihm wiederum habe stets die Musik geholfen, sich wieder aufzuraffen. Überhaupt sei sie faszinierend, könne sie doch selbst die Stimmung eines Menschen verändern. «Die Musik ist für mich wie eine Droge», sagt er.

Sein bisher erfolgreichster Hit: «Ma Belle» verzeichnet auf Youtube über eine Million Klicks:

Gleichzeitig mache es Freude, Feedbacks zu seinem Schaffen zu erhalten. «Teilweise auch von Menschen, von denen ich jahrelang nichts mehr gehört habe oder von solchen, die Albanisch überhaupt nicht verstehen», so Ramiqi. Auch auf Instagram hat er fleissig Follower gesammelt – derzeit sind es über 10’000 Follower. Dies erklärt er sich unter anderem damit, dass er seine Musikvideos gezielt verbreitet habe. Gerade Werbung sei in der heutigen Zeit enorm wichtig, um Zuhörer für sich zu gewinnen.

Nach all der Zeit kann sich mittlerweile auch seine Mutter für den von ihm gewählten Weg begeistern. «Sie findet es mega toll. Sie sagt, sie mache sich nun überhaupt keine Sorgen mehr und unterstützt mich voll und ganz», sagt Ramiqi. Allgemein stehe seine ganze Familie hinter ihm. Und sowieso: «Ich werde mit der Musik nie aufhören. Egal, ob ich erfolgreich sein werde oder nicht.»

Noch liegt ein weiter Weg vor ihm – Jeton Ramiqi möchte für die Schweiz an den ESC.

Noch liegt ein weiter Weg vor ihm – Jeton Ramiqi möchte für die Schweiz an den ESC.

Larissa Gassmann