
Auf Leben und Tod: Aargauer Kantonspolizei rettet fünf Hundewelpen
Einen tierischen Einsatz hatte die Aargauer Kantonspolizei am letzten Freitag. Nach einem Notruf fuhr sie eine gebärende Hündin mit Blaulicht in die Tierklinik. Ein Welpe war bereits tot geboren worden, fünf weitere konnten gerettet werden. Es war ein seltener Einsatz, wie Polizeisprecher Roland Pfister gegenüber dem Blick erklärte, der die Geschichte am Dienstag publik machte.
Auf Facebook schreibt die Kantonspolizei am Dienstag: «Polizist, ein Berufsalltag mit vielen spannenden – und auch schönen – Seiten.» Doch der Reihe nach.
Schwierige Geburt
Silvan Zumthurn (26) aus Seon schaute während einer Abwesenheit seines Freundes Martin Eberle (47) zu dessen sechsjähriger Hündin. Am Freitag setzten bei der trächtigen Border-Collie-Dame plötzlich die Wehen ein. Zumthurn sah, dass ein Pfötchen herausschaute, dabei müsste das Hundebaby mit dem Kopf zuerst auf die Welt kommen. Kurzerhand packte er die Hündin ins Auto, fuhr los mit dem Ziel Tierklinik in Oberentfelden. Doch Zumthurn hatte nicht mit dem Verkehr gerechnet. Bereits die Autobahn-Einfahrt Aarau-Ost war verkehrsüberlastet. Und die Zeit drängte. Wie er dem Blick erzählte, rief er kurz nach 10.15 Uhr kurzerhand den Notruf der Polizei an, schilderte den Fall und fragte, wo er die A1 verlassen könne.
Die Kantonspolizei Aargau liess ihn auf dem Rastplatz bei Suhr auf eine freie Patrouille warten. Diese eskortierte Zumthurn auf der Autobahn mit Blaulicht am Stau vorbei zum Spital. In der Zwischenzeit war ein Welpe tot zur Welt gekommen, ein weiteres jedoch lebend. Und schliesslich kamen im Spital vier weitere Hundebabys gesund zur Welt. Und so konnte Silvan Zumthurn seinem Freund Martin eine frohe Botschaft übermitteln: Fünf gesunde Welpen warten auf ihn.
Ist das Aufgabe der Polizei?
Doch die Frage stellt sich: Ist die Polizei für solche Einsätze zuständig? Roland Pfister wird auf Nachfrage der AZ vorsichtiger. Die Sache ist heikel. Er erinnert an ein Gerichtsurteil aus dem Jahr 2012. Damals wurden zwei Polizisten von der Aargauer Staatsanwältin Christina Zumsteg angezeigt – wegen unterlassener Hilfeleistung an einer angefahrenen Katze.
Der Fall wurde kontrovers diskutiert und Regierungsrat Urs Hofmann forderte sogar, dass Staatsanwälte und Polizei ihre Zusammenarbeit sofort verbessern.
Ursprünglicher Plan wurde verworfen
Für Roland Pfister ist klar: «Jedes polizeiliche Handeln steht in einem Spannungsfeld.» Im Falle der Border-Collie-Hündin sei ein Patrouille in der Nähe gewesen. «Unser Ziel war es eigentlich, das Gittertor beim Rastplatz zu öffnen und dem Autofahrer den Zugang zur Kantonsstrasse zu ermöglichen», erklärt Polizeisprecher Pfister. «Doch wegen des Unfalls auf der Autobahn, war auch die Kantonsstrasse verstopft.»
Die einzige Möglichkeit war die Eskorte, schliesslich war zu diesem Zeitpunkt ein Welpen bereits tot zur Welt gekommen. Pfister will keine rechtliche Diskussion, will nicht Mensch gegen Tier ausspielen. Man habe auch schwangere Frauen mit Blaulicht ins Spital gebracht. In der Situation vom Freitag sei es nun möglich gewesen, sich um das Tierwohl zu kümmern. Das habe die Polizei in einem nicht alltäglichen Einsatz getan. (jk)