
Aus dem Berghof wird bis Anfang 2022 ein Bed & Breakfast


Im Landwirtschaftsbetrieb Berghof in St. Urban, der dem Kanton Luzern gehört und bis 2018 von der Luzerner Psychiatrie (LUPS) genutzt wurde, entsteht ein neues Agrotourismus-Angebot (wir berichteten am 12. Juni). Den Zuschlag bei der Ausschreibung der Dienststelle Immobilien erhielt die Berghof Erlebnis AG. Das Konzept der Bietergemeinschaft rund um den Oberaargauer Unternehmer Kurt Schär überzeugte den Kanton.
Die Berghof Erlebnis AG wird die Liegenschaft als Bed-&-Breakfast-Betrieb mit agrotouristischen Angeboten führen. Nach notwendigen kleineren Umbauarbeiten wie dem Einbau einer neuen Holzschnitzelheizung soll der neue Betrieb auf Anfang 2022 seine Tätigkeit aufnehmen, so der Plan.
Seit 22. Juli und noch bis 10. August liegen ein Umnutzungs- und ein Baugesuch bei der Gemeindeverwaltung Pfaffnau öffentlich auf. Aus diesen geht hervor, was konkret geplant ist (siehe Text unten). Die Gesuche sind auch online aufgeschaltet. Begründete Einsprachen gegen das Bauvorhaben müssen in der Auflagefrist per eingeschriebenen Brief an den Gemeinderat geschickt werden.
Bauherren sind Brigitte Grüter-Kugler und Kurt Schär
Als Bauherren sind Brigitte Grüter-Kugler vom Sonnhaldenhof in St. Urban sowie Kurt Schär aus Roggwil aufgeführt. Schär hat sein Vermögen mit E-Mountain-Bikes gemacht. Heute ist er im Tourismus tätig und hat bereits verschiedene Agrotourismus-Angebote in der Region umgesetzt. Brigitte Grüter-Kugler ist die Gattin des ehemaligen Gemeindepräsidenten von Pfaffnau und CVP-Kantonsrat Thomas Grüter. Familie Grüter betreibt bereits den Biobetrieb Sonnhaldenhof in St. Urban. Das Land des Berghofs war schon bisher zur Zwischennutzung an sie verpachtet. Brigitte Grüter hat nun den Zuschlag für die langfristige Bewirtschaftung der landwirtschaftlichen Nutzfläche von rund 14 Hektaren vom Kanton erhalten. Sie wollte sich auf Anfrage nicht näher äussern und verwies auf eine geplante Pressekonferenz.
Fakt ist: Die Familien Grüter und Schär werden den Berghof miteinander bewirtschaften. «Während ich für den touristischen Teil zuständig sein werde, ist Frau Grüter für den Landwirtschaftsteil besorgt», sagt Kurt Schär am Telefon, «sie hat im Gegensatz zur mir eine Landwirtschaftsausbildung.» Er und Brigitte Grüter hätten einen Vertrag mit dem Kanton Luzern abgeschlossen.
Das Konzept umfasst auf der einen Seite die agrotouristische Nutzung des Hauptgebäudes und teilweise der Nebengebäude sowie andererseits die landwirtschaftliche Nutzung der Scheunen und des Kulturlandes. Es gibt auch Synergien: So soll beispielsweise den Gästen des Berghofs Fleisch von eigenen Angusrindern serviert werden. Mit dem «Apfeltaxi» können Besucher durch Hochstammobstgärten des Berghofs und des Sonnhaldenhofs fahren. Oder im Betrieb helfen beim Blackenstechen, Heuen oder der Heckenpflege.
Laut Schär wird die Berghof Erlebnis AG demnächst gegründet. «Ich werde den Lead haben», sagt er. «Wir sind offen für weitere Teilhaber.» Finanziell beteiligen wird sich auch eine Person mit Erfahrung in der Gastronomie und Hotellerie, die das Bed & Breakfast führen wird. Den Namen kann der Investor noch nicht nennen. Zur Umnutzung des Berghofs sagt Schär, es brauche alles seine Zeit. «Das Ziel, Anfang 2022 mit dem Agrotourismus-Angebot starten zu können, scheint mir aber nach wie vor realistisch zu sein.»
Übernachten im Hühnerstall und Fasssauna vor dem Schweinestall
Im Umnutzungsgesuch sind die einzelnen Gebäude des Berghofs, ihr Zustand und die geplanten Nutzungen aufgelistet. Das Wohnhaus mit Patiententrakt soll zum zentralen Gebäude der Berghof Erlebnis AG werden. Die Zimmer werden an Gäste vermietet, die das agrotouristische Bed & Breakfast nutzen. Sie sollen auch für Seminare, Sitzungen und kleinere Gruppenevents genutzt werden können. Die sanitären Anlagen seien sanierungsbedürftig und es müsse gemalt werden.
Der Boxenlaufstall wurde früher als Lager für Stroh genutzt. Im Stall soll gemäss dem Gesuch ein «Eventraum für zirka 120 Personen mit Blickkontakt der Gäste zu den Tieren» entstehen. Der Stall mit den vorhandenen Pferdeboxen soll einerseits als Office für die Gästebewirtung und andererseits als Raum für Stehapéros und Darbietungen umgenutzt werden. Das Dienstbotenhaus mit der Wohnung wollen die Betreiber neu als Ferienwohnung nutzen. Das Gebäude sei in einem guten Zustand.
Die Werkstatt des ehemaligen Übergangsheims der LUPS ist renovationsbedürftig, heisst es im Umnutzungsgesuch. Hier ist eine Küche mit Abwasch und Lagerraum geplant. Der Estrich der Werkstatt soll neu als Eventraum für zirka 50 Personen genutzt werden. Auf dem Vorplatz, der bisher als Abstellplatz genutzt wurde, ist ein Stellplatz für acht Reisemobile geplant. Wasser- und Abwasser-Infrastruktur dafür sind laut dem Gesuch im Wohnhaus vorhanden.
Exklusive Gästezimmer mit Spa in den Hühnerställen
Der «Hühnerstall West», der in einem schlechten und baufälligen Zustand ist, soll zu einem «exklusiven Gästezimmer mit Spa» werden. Und im alten Schweinestall, der erneuert wird, wollen die Betreiber im Erdgeschoss ein Raclette- und Fondue-Stübli und eine Lounge einrichten. Das Obergeschoss soll als Lagerraum für Eventmaterial genutzt werden. Auf dem Vorplatz des alten Schweinestalls ist gemäss dem Gesuch eine Fasssauna und ein Hot Tub mit Holz geplant.
Die Parkplatzsituation wird mit einem groben Übersichtsplan aufgezeigt. Zur Anzahl der Plätze gibt es keine Angabe. Die Parkplätze vor und neben dem Wohnhaus stehen prioritär den Gästen der Seminare, Anlässe und B&B-Gästen zur Verfügung. Südöstlich ist ein Platz eingezeichnet, der temporär für grössere Anlässe zur Verfügung stehen soll. «Detailplanung erfolgt mit Baubewilligung», liest man an verschiedenen Orten im Gesuch. Die Anbindung an den öffentlichen Verkehr wird auch thematisiert. Danach ist der Berghof rund 500 Meter von der Postautohaltestelle Unterberghof entfernt. Über die Berghofstrasse gelangt man zu Fuss zum Berghof. (ben)