Aus vier wird eins: SBB wollen Bahntechnik auf einen Standort konzentrieren

Was sich vor über zwei Jahren abzeichnete, soll nun verwirklicht werden: Im Oktober 2017 berichtete diese Zeitung das erste Mal über ein Vorhaben der SBB, in Hägendorf ihre bisherigen Standorte für Werkstatt- und Lagerfunktionen zusammenzuführen. Die Standorte Zentrallager Infrastruktur in Trimbach, Regionales Bahntechnikcenter Mitte in Dulliken und Betriebswehrwerkstatt in Härkingen würden wegfallen. Das Vorhaben kostet die SBB rund 50 Millionen Franken. Dadurch sollen 50 neue Arbeitsstellen in Hägendorf geschaffen werden. Insgesamt soll das ausgebaute Bahntechnikcenter dereinst 290 Mitarbeiter beschäftigen. Die Bauarbeiten beginnen voraussichtlich im März 2021, das umgebaute Bahntechnikcenter in Hägendorf soll im Oktober 2023 in Betrieb genommen werden. Dies zeigen Pläne der SBB, die derzeit in Egerkingen und Gunzgen bis zum 1. Februar aufliegen.

Grund für die Standortkonzentration sind Synergiepotenziale, was einen wirtschaftlicheren Betrieb ermöglicht: Es werden «neue effizientere Gebäude geschaffen» und der «integrierte Produktions- und Lagerstandort» bilde den zentralen Baustein für die wirtschaftliche ­Materialversorgung für Störungsbehebung, Unterhalt und Projekte von SBB-Infrastrukturanlagen, heisst es im Projektbeschrieb.

Der Betrieb in Hägendorf ist für die Produktion von 150000 Tonnen Bahntechnik wie Schienen und Weichen für das Schweizer Bahnnetz ausgelegt. Damit ist der Standort in Hägendorf der grösste seiner Art. Der Gebäudekomplex steht allerdings gar nicht auf dem Gemeindegebiet von Hägendorf, sondern verteilt sich auf die drei Gemeinden Egerkingen, Gunzgen und Kappel.

Die SBB schreiben auf Anfrage, dass alle Arbeitsplätze in Trimbach, Dulliken und Härkingen nach Hägendorf umgesiedelt werden. «Es kommt zu keinem Stellenabbau», versichert das Bundesunternehmen auf Anfrage. Wie es mit den aufzulösenden Standorten weitergeht, ist ebenfalls bereits klar: Trimbach und Härkingen sind Mietobjekte und wurden bereits gekündigt. Für den eigenen Standort in Dulliken gebe es SBB-interne Möglichkeiten, die derzeit geprüft werden.

Was meinen die Gemeinden zum Projekt?

Das Ausbauprojekt kommt in Hägendorf gut an: «Das Bahntechnikcenter gehört zu unserer Identität», sagt Gemeindepräsident Andreas Heller. Es gebe im Dorf einige Leute, die dort arbeiteten. Heller, der selbst bei den SBB beschäftigt ist, hat daher auch ein informelles Beziehungsnetz und begegnet auch dessen Leiter immer wieder im Dorf. Er erwartet mit dem Ausbauprojekt kaum Auswirkungen auf die Gemeinde. «Wir gehen davon aus, dass der Lastwagenverkehr von und nach dem Bahntechnikcenter leicht zunimmt.» Da dies aber hauptsächlich zwischen Autobahn und Dorf passieren dürfte, habe dies keine grosse Bedeutung. Er rechnet auch kaum mit Neuzuzügern wegen der Standortkonzentration in Hägendorf.

Das Bahntechnikcenter erhält ein neues Gesicht

Die SBB schreiben im Projektbeschrieb, dass sie «ein kompaktes und effizientes Projekt» erarbeitet haben für die «optimale Eingliederung in die bestehende Bausubstanz». Rückgebaut werden das bestehende Büro-, Schulungs- und Kantinengebäude sowie zum Teil die bestehende Lagerhalle. An dieser Stelle entstehen neu ein Zwischenbau mit Warenein- und -ausgang, vier Andockstellen für Lastwagen und ein automatisches Kleinteillager. Dazu kommt ein automatisiertes Hochregallager. Die rückgebauten Büro-, Schulungs- und Kantinenbauten werden als Aufstockung auf die bestehende Heizzentrale wieder errichtet. Das markanteste Gebäude wird das neue automatisierte Hochregallager. Rund 14000 Paletten und 1300 Langgutkassetten sollen hier untergebracht werden. Es ist vorgesehen, das Lager mit Hilfe eines Betonsockels vor Überflutungen der Dünnern und vor dem Aufprall mit Lastwagen zu schützen.

Apropos Lastwagen: Für diese soll ein Wartefeld errichtet und die Bahnübergänge verbreitert werden. Und der bisherige Autoparkplatz wird überbaut und fällt weg. Zu den bisherigen 32 Abstellplätzen werden 40 neue gebaut für die 50 zusätzlichen Mitarbeiter. Dies, weil das Bahntechnikcenter «schlecht erreichbar» sei mit Bahn und Bus und «viele Mitarbeiter deshalb auf die Anreise mit dem Auto angewiesen sind».