Bad und elektrischer Strom sind eine heikle Kombination

Eine 22-Jährige ist in Gossau in der Badewanne tödlich verunglückt. Ihr fiel das Handy, das ans Stromnetz angeschlossen war, ins Wasser. Laut Staatsanwaltschaft des Kantons St. Gallen habe die Verstorbene ein Ladegerät von einem Drittanbieter verwendet. Die Untersuchungen würden noch laufen. Es könne aber bestätigt werden, dass das Ladekabel defekt und kausal für den Stromschlag war.

Akute Lebensgefahr im Badezimmer

Wenn elektrischer Strom von einem Gerät durch den Körper in die Erde fliesst, besteht immer Lebensgefahr. Die Beratungsstelle für Unfallverhütung (BFU) schreibt, in der Badewanne sei die Verwendung von Ladegeräten und Co. besonders gefährlich. Wegen des eindringenden Wassers ist das Gerät nicht mehr richtig isoliert und zugleich der Körper durch das Wasser sehr gut mit der Erde verbunden. Generell heisst es bei der BFU: «Alle elektrischen Haushaltsgeräte, die direkt mit der Steckdose verbunden sind, gehören nicht in die Nähe einer Badewanne – sei es der Föhn, eine Ladestation vom Rasierer oder der Zahnbürste.»

Die altgediente Schmelzsicherung reagiert auf solche Situationen nicht oder zu spät. Aber es gibt doch sogenannte Fehlerstrom-Schalter? Diese werden auch FI-Schutzschalter genannt, wobei das «F» für Fehler steht und das «I» für die elektrische Stromstärke. Grob vereinfacht, erkennt diese Komponente, wenn der Strom einen unerwünschten Pfad nimmt – ein bestimmter Differenzstrom überschritten wird – und trennt den überwachten Stromkreis vom Netz. Der FI-Schalter sei ein sehr guter Schutz und jedes Badezimmer sollte so gesichert sein. Weshalb ist dem nicht so?

FI-Schalter sind erst seit 1985 Pflicht

Reno Bolla, Leiter Installationskontrolle und Messwesen bei der StWZ Energie AG, sagt dazu: «Fehlerstromschutzschalter sind erst seit 1985 Vorschrift.» Installationen, die vor diesem Jahr erstellt wurden, geniessen Bestandesschutz – das heisst, der Eigentümer einer entsprechenden Liegenschaft ist nicht verpflichtet, nachzurüsten. «Selbstverständlich raten wir anlässlich der alle 20 Jahre stattfindenden Installationskontrolle zu einer Umrüstung», sagt Bolla. Neben einem Umbau des Elektro-Tableaus gebe es auch die Möglichkeit, einzelne Steckdosen mit integriertem FI-Schutz installieren zu lassen. Thomas Keller ist Geschäftsführer der Erhard Keller AG in Zofingen und Präsident des Aargauer Elektroverbands VAEI. Er stellt in der Praxis fest, dass seine Kundinnen und Kunden in Sicherheitsfragen durchaus sensibilisiert und zu Umrüstungen bereit sind.

Was ist mit Schutzschaltern, die sich an Stelle einer Schmelzsicherung in den Sicherungssockel einschrauben lassen? Davon rät Reno Bolla ab. Aber immerhin sei diese Lösung besser als die altgediente Schmelzsicherung.