
Bahnhof-Modernisierung überraschend gestoppt: Sommarugas Leute ärgern Schönenwerd
Züge brausen in atemberaubendem Tempo vorbei, die Perrons sind schmal und viel zu wenig hoch: Der aktuelle Bahnhof Schönenwerd macht einen traurigen Eindruck. Doch nach dem Abschluss des Baus des Eppenbergtunnels hätte alles rasch besser werden sollen. Doch jetzt hat das Departement von Bundesrätin Simonetta Sommaruga überraschend das Veto eingelegt.
Die Ausgangslage: Seit 2012 arbeitet Schönenwerd gemeinsam mit den SBB an der Umsetzung des Bahnhofprojekts. Folgende Massnahmen sind geplant: Die SBB sanieren die Bahnhofsgebäude, bauen die Perrons aus und machen den gesamten Bahnhof inklusive der Unterführung für Rollstuhlfahrer zugänglich. Zudem soll ein öffentliches WC installiert und die Anzahl der Park-and-Ride-Plätze auf 32 verdoppelt werden.
Im Gegenzug kümmert sich die Gemeinde Schönenwerd um den Vorplatz des Bahnhofs, der räumlich attraktiv umgestaltet werden soll. Zudem sind eine Velostation und drei überdachte Bushaltestellen geplant. Für den optimalen Zugang zum neuen Vorplatz soll das Storchengässli verbreitert werden, damit es von Fussgängern und Velofahrern genutzt werden kann.
Gemeindeversammlung hat bereits Kredit gesprochen
«Dieses Projekt ist der logische Anschluss an den Bau des Eppenbergtunnels. Mit dem neuen Bahnhof stellen wir die Infrastruktur zur Verfügung, damit alle unsere Busse bis an den Bahnhof fahren und ideal auf den neuen Halbstundentakt der Regionalzüge abgestimmt werden können», sagt Schönenwerds Gemeindepräsident Peter Hodel (siehe unten). Die Kosten für das Projekt belaufen sich auf 4,5 Mio. Franken. 1,6 Millionen davon gehen zu Lasten der Gemeinde Schönenwerd.
Der Rest wird vom Agglomerationsprogramm des Bundes und vom Kanton Solothurn übernommen. Den dafür nötigen Kredit hat die Schönenwerder Bevölkerung an der Gemeindeversammlung im Sommer 2019 bereits gesprochen. Die Vorbereitungsarbeiten für das neue Grossprojekt sind abgeschlossen. Die Gemeinde und die SBB haben auch die verschiedenen Bauphasen sauber durchgeplant, damit diese den Bus- und Bahnverkehr möglichst wenig tangieren. Im Herbst hätten die Unterlagen öffentlich aufgelegt werden sollen, damit die Bauarbeiten in der zweiten Hälfte 2021 hätten beginnen können.
«Fehlinvestitionen im Projektteil der SBB»
Doch nun wurde das Projekt abrupt gestoppt. Und zwar vom Bundesamt für Verkehr (BAV). «Man hat uns mitgeteilt, dass im Projektteil der SBB Fehlinvestitionen drin seien und daher die geplanten Sanierungsarbeiten der SBB nicht vor 2027 umgesetzt werden können», sagt Peter Hodel. «Dieser Entscheid kommt für uns aus heiterem Himmel und ist entsprechend unverständlich. Wir hätten das Projekt sehr gerne als Ganzes gleich jetzt umgesetzt, da es sehr viele Schnittstellen gibt zwischen unseren Bauvorhaben und denjenigen der SBB.»
Schönenwerd hat nun beim BAV eine detaillierte Begründung zum Entscheid eingefordert. «Zudem wollen wir am geplanten runden Tisch mit allen Beteiligten die offenen Punkte klären sowie das weitere Vorgehen und die Finanzierung der zusätzlichen Kosten verbindlich festlegen», so Hodel.
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