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«Lockdown, etwas, was wir uns nie vorstellen konnten»: Was diese Persönlichkeiten in der Pandemie lernten

Vor zwei Jahren hat der Bundesrat wegen des Coronavirus die «ausserordentliche Lage» ausgerufen. Die Welt stand kopf. Die Leute machten sich Gedanken über das Leben. Was sind die Learnings? Die AZ hat bei in der Region Engagierten nachgefragt.

Die Coronapandemie ist nicht spurlos an der Gesellschaft vorbeigegangen: Ansteckungen, Todesfälle und Impf-Diskussionen sorgten in den letzten zwei Jahren täglich für Schlagzeilen. Privat und beruflich waren die Menschen gefordert.

Inhaberin Barbara Artmann von Künzli SwissSchuh AG in Windisch nutzte die Zeit, um im ehemaligen Produktionsraum einen neuen Fabrikladen einzurichten. Nach den Learnings aus der Coronapandemie gefragt, spricht Artmann von «Liebe in Zeiten von Corona – bei und zu Künzli». Sie erklärt:

«Corona hat die tiefe Bedeutung von Grundwerten und schlummernde Fähigkeiten der Menschen an die Oberfläche geholt.»

Freiheit sei – wieder – ein unbedingter Wert geworden, zur Arbeit gehen zu dürfen ein Privileg und in einem so gut organisierten Staat – als Beispiel erwähnt sie die Impfungen – zu leben eine Gnade.

Zwar brach das Kerngeschäft ein, aber das Künzli-Team habe engagiert Kreatives entwickelt und verkaufen können, fügt Barbara Artmann an. «Wir haben das eine Boot gemeinsam bewegt.» Bewegend sei auch die Dankbarkeit der Mitarbeitenden im Werk in Albanien, weil der Arbeitsplatz erhalten blieb. Erhellend war, so die Inhaberin, welche Partner kooperativ halfen, beglückend, wenn sich die Kundschaft über Künzli-Schuhe freute. Kurz: «Corona hat den Kern von Charakteren offenbart.»

Artmann ist täglich zufrieden und dankbar, «in der Schweiz leben zu dürfen und dass uns/mir Schlimmeres erspart blieb und wir durchhalten konnten».

Tochter musste Schüleraustausch in Kanada abbrechen

Für Winzer Peter Zimmermann aus Oberflachs war der Lockdown einerseits etwas, «was wir uns nie vorstellen konnten». Andererseits sei es eine erholsame Zeit gewesen, die zum Nachdenken Anstoss gegeben habe. Er fragte sich: «Funktioniert unsere Gesellschaft auch mit etwas weniger Aufwand?»

Peter Zimmermann ist Winzer und seit 2022 Gemeindeammann von Schinznach.

Plötzlich musste die Tochter vom Schüleraustausch aus Kanada zurück. Zimmermann war Vizeammann und ist seit Januar Gemeindeammann von Schinznach. Die vielen Kontakte mit Freunden, Kunden und in der Gemeinde waren weg. Der Kontakt zu den engsten Nachbarn und Familienmitgliedern habe ihm neue, spannende Impulse gegeben, die zuvor als selbstverständlich galten. Er ergänzt:

«Man lernte sein eigenes Umfeld wieder wahrzunehmen. Andere Meinungen zu respektieren, um die Spaltung der Gesellschaft zu verhindern, bringt mich zum Nachdenken.»

Peter Zimmermann hofft, dass nun möglichst schnell der Alltag wieder einkehrt.

Dorothee Fischer ist Pastoralraumleiterin in der Region Brugg-Windisch.

«Wie gehen Menschen, wie gehe ich mit Grenzen und plötzlich durchkreuzten Plänen um?» Diese Frage hat Gemeindeleiterin Dorothee Fischer vom Pastoralraum Region Brugg-Windisch während der Coronapandemie immer wieder beschäftigt. Sie sagt dazu:

«Ich kann meine Energie darin stecken, mich zu ärgern, mich an den Grenzen abzuarbeiten, sie permanent zu kritisieren.»

Sie habe aber auch die Wahl (und manchmal schlicht die Pflicht), den Raum innerhalb dieser Grenzen kreativ zu gestalten, zu experimentieren, neue Sichtweisen auszuprobieren. Wenn ihr dies gelegentlich gelungen sei, dann habe es überraschend schöne Erfahrungen gegeben, lautet Fischers Fazit.

Krisen bergen für den Oberst immer auch Chancen

Schulkommandant Daniel Wegrampf vom Waffenplatz in Brugg hat während der Coronapandemie gelernt, dass «Vorbild, Hingabe, Herz und Humor, gelebt durch das eigene Vorbild, der beste und nachhaltigste Lösungsansatz in schwierigen Zeiten» ist.

Oberst Daniel Wegrampf ist Kommandant der Genieschule 73 auf dem Waffenplatz in Brugg.

Dabei stünden die aktive Wahrnehmung der eigenen Verantwortung und das damit verbundene Bewusstsein im Zentrum. Oberst Wegrampf hält fest: «Krisen bergen auch immer Chancen.» So soll einen die Frage vor, während und nach Corona begleiten, ob die Menschen, «mit denen wir unser Leben teilen, freiwillig oder unfreiwillig, unser Vertrauen verdienen und was dabei unser Beitrag ist».

Rebecca Niederhauser ist Leiterin des Stadtmuseums Brugg.

Mitten in der Coronakrise – im Februar 2021 – hat Rebecca Niederhauser ihre neue Stelle als Leiterin des Stadtmuseums Brugg angetreten. Rückblickend sagt sie:

«Beruflich hat mich Corona gelehrt, auf das Wichtige zu fokussieren, und mir Raum und Zeit geschenkt, um neue Ideen zu entwickeln und neue Wege zu gehen.»

Als Mutter von zwei Buben habe sie die Zeit aber auch als sehr anspruchsvoll und intensiv erlebt. Niederhauser ergänzt: «Homeschooling und Homeoffice unter einen Hut zu bringen, braucht viel Toleranz und eine gute Portion Humor.» Nun freue sie sich auf einen Sommer mit vielen bereichernden Begegnungen.

Stiftungsratspräsident Philipp Küng in einem Domino-Atelier in Hausen.

Ebenfalls während der Pandemie – im November 2020 – hat Philipp Küng das Zepter als neuer Stiftungsrat in Hausen übernommen. Rückblickend sagt er: «Die Stiftung Domino bietet Arbeits- und Wohnplätze für rund 200 Menschen mit unterschiedlichem Assistenzbedarf und war in den letzten zwei Jahren natürlich speziell gefordert.» Wichtig für den Umgang mit den Herausforderungen waren und sind für Küng Respekt, gegenseitige Rücksichtnahme, Kommunikation auf Augenhöhe und gelebte Solidarität. Grundwerte, die seit je zur Domino-Kultur gehören.

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