
Bitcoin und Blockchain: Der «Freak» und der optimistische Skeptiker
Wenn drei Verbände und Vereine an einem Strang ziehen, dann kommt das gut an. Das bewiesen die zahlreichen Teilnehmer, die der Einladung des Verbandes Wirtschaft Region Zofingen (WRZ), des Gewerbevereins Zofingen (GZ) und der Wirtschaftsförderung Oftringen Rothrist Zofingen folgten. Rund 60 Personen aus der Wirtschaft nahmen an dem Vortragsabend zum Thema «Bitcoin und Blockchain, Faszination Goldgräberstimmung und Technologiesprung / Emotion und Revolution» teil. Emotionen gab es tatsächlich genügend an diesem Abend. Referent Cyrill Wetter, Student FHNW und Mitbegründer der Kryptowährungs-Plattform wavesgo.com, Aarau, wurde bereits humorvoll von Wirtschaftsförderer Andreas C. Brändle angekündigt: «Zuerst kommt der ‹Freak› Cyrill Wetter. Er wird uns mit vielen Emotionen erzählen, was ihn so antörnt am Geldscheffeln im Internet.» Tatsächlich ist Wetter absolut fasziniert von Bitcoins und allem, was dahintersteckt. Vor vier Jahren begann der junge Mann damit, sich mit Krypto-Währungen auseinanderzusetzen. Zwei Jahre lang vertiefte er sich in die Materie und die Faszination stieg – zusammen mit der Anzahl Fragen, die sich stellten. Das Geld allein ist es nicht, was Wetter antreibt. Es ist die Community, in der mittlerweile Freundschaften entstanden sind, die Möglichkeiten, für Projekte um die Welt zu reisen – eine Welt, die niemals schläft. Für Wetter sind Bitcoins als Parallelwährung anzusehen und die Kryptowährungs-Szene eine junge Branche, die man aktiv mitgestalten kann. Die Geschwindigkeit der Innovation ist ein zusätzlicher Faktor, der den Studenten in seinen Bann zieht: «Ein halbes Jahr in der Bitcoin-Szene entspricht ungefähr fünf Jahren in der realen Welt.» Vorteile sieht er vor allem in den Einsparungsmöglichkeiten von administrativen Kosten – vor allem bei Bankgeschäften und Transaktionen. Natürlich birgt auch die Geschäftemacherei in der Kryptowährungs-Community so seine Risiken. Man kann zwar vielleicht einen Haufen Geld verdienen, aber genauso schnell wieder verlieren. Ein gewisses Mass an Sattelfestigkeit sollte man besitzen, bevor man sich in der Welt austobt.
Die schwindende Skepsis
Der zweite Vortragsteil wurde von Thomas Ankenbrand bestritten. Er bezeichnet sich selbst eher als Skeptiker, allerdings ist er nicht weniger emotional bei der Sache. Eindrücklich und extrem plakativ zeigte er die Funktionsweise einer Blockchain auf und stellte die herkömmlichen Datenbanksysteme in den Vergleich. Diese Blockchains, die hinter den Bitcoin-Geschäften notwendig sind, weisen durchaus etliche Vorteile gegenüber allseits bekannter Datenbankstrukturen auf. Verteilt auf verschiedene Datenbanken, wird alles chronologisch an unterschiedlichen Knotenpunkten gespeichert und garantiert auf diesem Weg einen Erhalt der Daten und eine grössere Transparenz. Bei herkömmlichen Datenbanksystemen kann gelöscht und verändert werden. Blockchain erlaubt diese Vorgehensweisen nicht. Was einmal geschrieben wurde, bleibt erhalten. Was die Bitcoins selbst angeht, gibt Ankenbrand unumwunden zu, dass er durchaus eine grosse Skepsis besass. «Mich erinnerte die Entstehung der Krypto-Community an die wirtschaftliche Geschichte des Internets. Man hat gespürt, dass das was Grosses ist und im Jahr 2000 kam trotzdem erst mal ein totaler Zusammenbruch.» Grundsätzlich seien Bitcoins als Privatwährung eigentlich nichts Neues. Privatwährungen seien in Form von «Reka» und «WIR» bereits bekannt. Die massiven Einsparungsmöglichkeiten im Bankwesen sind zwar noch Zukunftsmusik, aber die ist nicht sonderlich laut. Denn schon im Jahr 2022 wären weltweite Einsparungen in Milliardenhöhe möglich. Auch die Schweiz arbeitet bereits an diversen Lösungen und steht in der Entwicklung relativ weit vorne. Die Fragen und Diskussionen, die im Rahmen der Vorträge entstanden, zeigten auf, dass beim Publikum nicht nur grosses Interesse, sondern ein bereits breit angelegtes Fachwissen vorhanden war.
Brändle sprach im Anschluss an die Referate über die historische Weltwirtschaftsentwicklung und markanten Veränderungen, die es bisher gegeben hat und zukünftig noch geben wird. Zudem stellte er die IGZ vor. Das Innovations- und Gründerzentrum Zofingen hilft nicht nur allen Start-ups, sondern auch bestehenden Firmen. «Hier in der Region gibt es 4500 Firmen. Die müssen innovativ sein, wachsen und vorne mitspielen, nicht den Entwicklungen hinterherlaufen. Dafür ist die IGZ der perfekte Partner. Wir bieten eine helfende Hand von der Firmengründung bis hin zu Optimierungen und Vernetzung.»