Branchenriese hat REWAG gekauft und will weiter wachsen

Paprec Schweiz AG: «Stützpunkt» eines Mega-Konzerns

Vor dem Hintergrund günstiger, gesetzlicher und ökologischer Bedingungen hat sich der Recyclingsektor zu einem hochtechnologischen Industriezweig gewandelt. Hier will die Paprec Group eine zentrale Rolle spielen. 1995 übernahm der Franzose Jean-Luc Petithuguenin, zu dieser Zeit Führungskraft beim Konzern Générale des Eaux, ein kleines Unternehmen, das Altpapier recycelte. Seit der Gründung im Jahr 1995 kaufte oder beteiligte sich die Paprec Group an rund 50 Unternehmen – die Oftringer REWAG ist darunter die neueste Übernahme. Die Paprec Group beschäftigt rund 8000 Mitarbeiter und macht einen Umsatz von 1,5 Milliarden Euro. Im Oktober 2016 wurde der Konzern in Paris mit dem Axa-Preis für verantwortungsbewusst handelnde Unternehmen ausgezeichnet. Gründer Jean-Luc Petithuguenin wurde bei dem BFM Business Awards als «Unternehmer des Jahres» geehrt. Die Paprec Schweiz AG ist ein eigenständiges Tochterunternehmen mit Sitz in Basel. Die Paprec Schweiz AG hat weitere Standorte in Basel, Birsfelden, dem Raum Zürich und Luzern. Zu ihr gehören auch die Firmen Lottner, E. Müller, Lopatex, Reisswolf und Data Ex 4000.

Die acht Fest- und fünfzehn Teilzeitangestellten der Recycling- und Entsorgungscenter Wiggertal AG arbeiten für einen neuen Besitzer. Zwar bleibt Geschäftsführer Erich Müller im Unternehmen im Gewerbegebiet Kornweg tätig, unter anderem, um seinen Nachfolger einzuarbeiten. Er und Geschäftspartner Hans Heiniger haben ihre Aktien aber an den Branchenspitzenreiter Paprec Schweiz verkauft. Seit eineinhalb Wochen ist Erich Müller damit nicht mehr Inhaber, sondern Angestellter der REWAG. Die sechs- bis manchmal gar siebentägigen Arbeitswochen sind Vergangenheit. Müller und Heiniger machen einen Strich unter eine Erfolgsstory: Seit neun Jahren ist der Entsorgungsspezialist in Oftringen am Markt, von Anfang an habe man gewinnorientiert gearbeitet, sagt Müller. «Jetzt bin ich stolz, mein Lebenswerk an die Paprec Group weiterzugeben, die vergleichbar ist mit Grossunternehmen wie Franke, Omya, Siegfried und Müller Martini.» Er habe «viel Herzblut» in die REWAG investiert. Innerhalb der Paprec-Gruppe bieten sich ihm nun neue Perspektiven.

Paprec will ausbauen

Der Steuersitz der REWAG soll in Oftringen bleiben. Christophe Gence, Verwaltungsrats-Delegierter und CEO der Paprec Schweiz, verspricht eine positive Entwicklung sowohl für die Kunden als auch die Mitarbeitenden. Preisanpassungen seien weder für Gross- noch Kleinkunden eingeplant. «Dafür gibt es keinen Grund», sagt Gence. «Die REWAG ist eine starke und regional etablierte Firma. Auch dank des Geschäftsleiters Erich Müller, und wir sind froh, dass er uns erhalten bleibt. Die lokale Repräsentation der REWAG wollen wir weiter entwickeln.»

Konkret will die Paprec in Oftringen mittelfristig eine weitere neue und noch grössere Halle bauen, in der die Dienstleistungen unter einem Dach vereint sind: Papier, Kunststoff, Elektroschrott, Bauschutt, Glas – alles ist entsorgbar. Die Recycling- und Mulden-Services bleiben ebenfalls erhalten. Hinzu kommen neue Angebote wie etwa die Papier- und Kartonsammlung für Gemeinden. Durch den Zusammenschluss mit den Branchenleadern Reisswolf und Data Ex 4000, die ebenfalls zur Paprec-Holding gehören, baut die Firma in Oftringen zudem ihre Leistungen in der Aktenvernichtung stark aus.

Die Paprec Schweiz AG ist ein Schweizer Unternehmen in Basel, das zur französischen Paprec Group gehört (siehe rechts). Der Konzern erhält mit Oftringen einen zentralen Standort im Mittelland. «Wir wollen weiter wachsen», erklärt Christophe Gence, «weshalb die Lage im goldenen Dreieck zwischen Zürich, Bern und Basel optimal ist.» Die Mitarbeiter würden übernommen und zudem gefördert. Es sei das Ziel, sagt Gence, dass die REWAG eigenständig handeln kann. «Dazu ist deren Eingliederung in unsere Gruppe sehr wichtig.» Auch Erich Müller verspricht: «Der Übergang wird reibungslos stattfinden.» Mit dem Übergang in die Paprec-Gruppe erhält die REWAG ausserdem Zugang zu neuen Absatzmärkten im europäischen Raum.

Für Natur und Kunde

Christophe Gence sagt, mit dem verdichteten Niederlassungsnetz und dem neuen Standort im Aargau könne die Paprec noch näher an den Kunden sein. Zudem werde die Umwelt weniger belastet. Es ist zwar nicht auszuschliessen, dass mit dem Ausbau der REWAG der Verkehr punktuell zunimmt, Gence betont aber: «Der Verkehr auf dem Schweizer Strassennetz ist heute schon da. Die Langstreckenfahrten können wir durch ein engmaschigeres Standortnetz aber verkürzen.» Das sei letztlich auch besser für die Umwelt.

Nachhaltigkeit stehe für den Konzern an oberster Stelle, versichert der Paprec-CEO weiter. Nur durch dieses Verantwortungsbewusstsein und einen innovativen Unternehmergeist habe die Gruppe in ihrer 120-jährigen Geschichte überhaupt so stark wachsen können (siehe Box). Daran werde sich das Unternehmen auch in Zukunft – und auch in Oftringen – orientieren.