
Brittnauer Höhlenclub Lueg is Loch säuberte die Quellfassung im Innern des Albis
Der Albis ist der mittlere der drei Hügel im Brittnauer Wappen. Südlich erhebt sich der Kührain, nördlich der Kilchberg. In den Tälern dazwischen liegt das Quellgebiet der einstigen Dorfbäche. Heute sind beide eingedolt. Jahrhunderte lang waren sie die Lebensader des Dorfes. Ihrem Lauf entlang entwickelte sich das mittelalterliche Dorf, einerseits das ältere, zentrale Oberdorf mit der Kirche, anderseits das spätere Ausserdorf. Zwischen den beiden Ortsteilen liegt die «Breite», vor Überbauung geschützt, weil sie den anstossenden Bauernhöfen als Weideland diente. Zum Glück, denn das hielt den Raum frei zum Bau der Schul- und Sportanlagen.
Im 19. Jahrhundert mussten die beiden Dorfbäche durch reines Quellwasser ersetzt werden. Im Oberdorf geschah dies durch mehrere Quellfassungen im Altwegloch. Daran sind heute noch vier laufende Brunnen und mehrere Liegenschaften im Dorf bis zur Wiggerbrücke hinunter angeschlossen. Im Ausserdorf musste in den Albis ein Stollen von rund 300 Metern Länge, einer Breite von 80 Zentimetern und einer Höhe von 180 Zentimetern gemeisselt werden. Ein mühsames und wohl jahrelanges Unterfangen. Gleichzeitig daran arbeiten konnten nur zwei Mann, einer zum Abschlagen des Sandsteins, der andere zum Wegschaffen des herausgebrochenen Materials. Begonnen wurde damit vermutlich erst nach der Gründung des Kantons Aargau 1803. Zur Berner Zeit wäre dazu eine Bewilligung der Gnädigen Herren nötig gewesen, was nicht dokumentiert ist. Schriftliche Unterlagen über den Stollen im Albis gibt es keine, auch die Dorfchronisten erwähnen ihn nicht.
Grosser Aufwand für gutes Wasser
«Wir haben bei jeder Wasserprobe des Kantons hervorragende Werte», erklärt Jürg Bonderer, eines der zwölf Mitglieder zählenden Brunnengenossenschaft Ausserdorf. Kein Wunder, liegt doch schon der Eingang zum Stollen mehr als drei Meter unter der Erdoberfläche. Dann sticht der Stollen in den Sandsteinfelsen hinein, nochmals einig Meter unter der Aussenwelt. Über die ganze Länge sprudelt das Wasser nicht aus einer Quelle, sondern rinnt in Tropfen an der bergseitigen Sandsteinwand hinunter in eine Rinne. Der Stollen ist nur so breit, dass seitlich zwei Personen knapp aneinander vorbeikommen. Im Abstand von etwa einem Meter sind kleine Nischen in den Fels gehauen, wo offenbar ein brennendes Licht den Stollen zum Arbeiten erhellte, Tageslicht gibt es dort keines. Das abgehauene Gestein musste in einem Korb zum Eingang getragen und von dort mit einer Seilwinde nach aussen befördert werden.
Konstante Temperatur im Fels
Der Stollen schlängelt sich in kleinen Biegungen dem Berghang entlang ziemlich genau Richtung Westen nach hinten, wo drei Seitenstollen nach draussen geschlagen wurden, damit der Aushub nicht mehr so weit nach vorne getragen werden musste. Nach etwa 150 Metern steigt der Stollen über eine Treppe etwa zwei Meter an und verzweigt sich dort. Der kürzere Teil führt links in den Albis hinein, die rechte Seite behält die bisherige Richtung bei. Es stellt sich die Frage, wie die Erbauer navigiert haben, damit sie nicht ans Tageslicht oder zu weit in den Hang hinein vorgestossen sind. Das Gefälle der Abflussrinne ist so angelegt, dass die Strömung möglichst wenig Sand mitnimmt. Bevor das gesammelte Wasser von etwa 25 Minutenlitern und einer konstanten Temperatur von elf Grad in die Leitung nach draussen gelangt, wird es in einem Rückhaltebecken gesammelt, wo sich der restliche Sand absetzt. Ähnlich geschickt wie die Fassung des Wassers ist auch seine Verteilung angelegt. Fünf Verteilstöcke zwischen der Verzweigung Graben/Vorstadt und der Liegenschaft Tschamper sorgen dafür, dass alle Genossenschafter ihren Teil am kostbaren Nass erhalten.
Der Höhlenclub Lueg is Loch befreite in einigen Stunden mit Stirnlampen am Kopf die Sammelrinne von Sand und trug ihn ans Tageslicht. Sie erhielten eine Ahnung, was die Erbauer geleistet haben, die etwa 400 Kubikmeter Gestein abgehämmert und entsorgt haben. Zum Dank wurden sie von der Brunnenmeisterfamilie Bonderer mit Gulaschsuppe und Torte bewirtet.