Budgetlose Zeit: Nun fällt die fehlende Blütenpracht langsam auf

Nun, es wird nicht allen aufgefallen sein. Und doch: Einige Rückmeldungen zum Umstand, dass die Stadt Olten aktuell weniger oder fast gar keinen Blumenschmuck zur Schau stellt, sind beim zuständigen Werkhof durchaus eingegangen. «Vor allem droben beim Friedhof haben die Besuchenden bemerkt, dass die Stadt diesbezüglich massiv kürzertritt; da waren doch einige Rückfragen oder Bemerkungen entgegenzunehmen», lässt sich René Wernli, Leiter Werkhof, zitieren. Grund für die Kargheit überall: Die budgetlose Zeit, die wohl am 28. Juni endet.

Etwas spröde

«Blumen sind das Lächeln der Erde», soll Ralph Waldo Emerson, US-amerikanischer Philosoph und Schriftsteller, gesagt haben. Trotzdem: Auch im Stadtinnern, an der Kirchgasse und im Stadtpark ist aufmerksamen Passanten die reduzierte Präsenz der Blumenpracht aufgefallen. So unter anderem der Leserbriefschreiberin Anna Stocker-Edel, die festhielt, dass auch beim Denkmal des Industriepioniers Niklaus Riggenbach die obligat bepflanzte Rabatte ebenso leer blieb, wie das übliche Bild des Sommerflors fehlte. «Ich ersuche die Zuständigen im Stadthaus dringend, Ende Monat das Geld freizugeben, damit der Werkhof die Blütenpflanzen zur Herbstbepflanzung der paar Quadratmeter im Stadtpark bestellen kann», so die Leserbriefschreiberin. Das Zitat aus dem Leserbrief liest sich wie ein Notruf.

Einer von vielen, denn solche sind derzeit allenthalben in der Stadt zu vernehmen oder hallen noch immer nach. Die Stadt gerate ob der (wohl bald ausgestandenen budgetlosen Zeit) ins Hintertreffen, ins schlechte Licht, vernachlässige dringende Investitionen. Und jetzt: Kein Sommerflor, spärliche Bepflanzung, der üppige Blütenteppich ist dahin. Stattdessen: Phacelia, gemäss Lexikon ursprünglich hauptsächlich im westlichen Nordamerika, den östlichen USA und Südamerika beheimatet, als Gattung zwar anspruchslos und trockenheitsverträglich, aber nicht winterhart. Als «Sparbepflanzung» will der Werkhof die Pflanze aber nicht bewertet sehen, sondern als eine solche, die sich im Rahmen des finanziell Möglichen bewegt.

Auch die Blumentürme bleiben heuer aus. Deshalb wirkt vieles in der Innenstadt spröde, nüchtern. Das wurde auch aufseiten des örtlichen Gewerbes moniert und von diesem allenfalls gar in Aussicht gestellt, für gewisse Investitionen in Eigenregie aufkommen zu wollen. Darauf allerdings konnte Wernli nicht abstellen. Denn zu jenem Zeitpunkt war das Budget erstmalig verworfen worden und der passende Zeitpunkt der Flor-Bestellung längst passé. «Damit waren die Würfel gefallen«, sagt Wernli. Und so kommt’s, dass die Stadt in diesem Sommer praktisch ohne Blumenschmuck dasteht. «Gut 35’000 Franken wurden so nicht ausgegeben», sagt der Leiter Werkhof.

Nix mit Jubiläumsmulde

Und dennoch hätte es schier eine Ausnahme gegeben. Die Jubiläumsmulde zum 150. Geburtstag der Transportfirma Turuvani versuchte, einen Hauch Sommerflor in die Stadt zu tragen. Wernli fand die Idee sehr gut: «Ausgerechnet in einem Jahr, in welchem der städtische Blumenschmuck fehlt», sagt er. Aber: nix da. Zwar wurde die Mulde mit der Bepflanzung gestellt, doch musste diese aus Verfahrensgründen, es fehlte die Bewilligung, nach rund zwei Wochen wieder entfernt werden. Zudem hätte die Mulde diversen Anlässen auf der Kirchgasse weichen müssen. «Aber grundsätzlich wäre eine Bewilligung durchaus möglichen gewesen», sagt Franco Giori, Abteilungsleiter Ordnung und Sicherheit.

Bei der Firma Turuvani gibt man sich enttäuscht. Man hat die Mulde abtransportiert und in Winznau aufgestellt, wie man erklärt.

Für diejenigen, die der Blütenpracht harren, verspricht der Werkhof aber Entwarnung. Ab Mitte Oktober kehrt die Stadtgärtnerei zum üblichen Rhythmus zurück, kommen Winter- und Frühlingsbepflanzung zum Zug. Auch die Gedenkstätte des Niklaus Riggenbach wird wieder im gewohnten Rahmen geschmückt und die dortige Brachzeit beendet sein.