
Cécile Vilas wird neue Hüterin des audiovisuellen Gedächtnisses
Cécile Vilas – Leiterin des Bereichs Kultur und der Stadtbibliothek – verlässt nach zehn Jahren Tätigkeit die Stadt Zofingen. Weshalb? Und was ist der Verein Memoriav, für den sie ab März 2018 als Direktorin tätig sein wird?
Zuerst zu Memoriav. Ziel des 1995 gegründeten Vereins ist die Erhaltung von audiovisuellen Medien – Fotografie, Ton, Film und Video – als Kulturgut, Bild und Text sind kulturelles Erbe wie archäologische Fundstätten oder historische Bauten. Zu den Gründungsmitgliedern von Memoriav gehören unteranderem die Schweizerische Nationalbibliothek, das Bundesarchiv, das Schweizer Filmarchiv, die SRG und das Bundesamt für Kommunikation. Präsidentin ist die ehemalige Aargauer Ständerätin Christine Egerszegi.
Konservierungsmanagerin
Eine Kulturvermittlerin wie Cécile Vilas wird zur audiovisuellen Kulturgutbehüterin? Vilas lacht. Konservatorin und Konservierungsmanagerin ist sie schon lange, und das als langjährige Präsidentin der SIGEGS – Schweizerische Interessengemeinschaft zur Erhaltung von Grafik und Schriftgut – auf nationaler Ebene. «Nun wechsle ich vom Papier zu audiovisuellen Medien, was eine spannende Aufgabe ist.» Ein Beispiel aus der Arbeit von Memoriav ist ein Projekt im Wallis, wo die Beiträge des Lokalfernsehsenders Kanal 9 in digitaler Form der Nachwelt erhalten werden. Kanal 9 wurde 1984 gegründet und seine Sendungen wurden bis 2005 auf Bändern archiviert. Die veraltete Technik der Analogaufnahmen verlangte nach Sofortmassnahmen: Tausende Kassetten wurden digitalisiert und deren Inhalt erschlossen und stehen heute der Öffentlichkeit zur Verfügung.
Die Filmwochenschau war 1940 vom Bundesrat in Auftrag gegeben worden. Bis 1975 lieferte sie eine Zusammenstellung der wichtigsten Nachrichten der Woche, die im Kino jeweils vor dem Hauptfilm gezeigt wurde. Memoriav digitalisiert Schritt für Schritt alle Jahrgänge und schaltet die Beiträge in Deutsch, Französisch und Italienisch im Internet auf. Derzeit sind unter memobase.ch mehr als 200 Wochenschauen abrufbar. «Die Schweizer Filmwochenschau gehört zum bedeutendsten audiovisuellen Kulturerbe unseres Landes. Das riesige Interesse an diesen einmaligen Zeitdokumenten erfüllt uns mit grosser Freude», lässt sich Christoph Stuehn, scheidender Direktor von Memoriav, zitieren.
Pressefotografie
Ein anderes Thema: die Pressefotografie. Sie ist alt. Doch die Frage nach ihrer Bedeutung ist neueren Datums. Erst vor wenigen Jahren wird die kulturelle Leistung der Pressefotografie erkannt: das Bild als Zeitkapsel und Gedächtnisspeicher für nachfolgende Generationen. Das Problem der Sichtung des Materials ist gigantisch – alleine die Fotoagentur Keystone hat seit 1953 über 6 Millionen Fotos gesammelt.