Cervelat-Debatte: Hochuli gegen Glarner – Burgherr unterstützt Glarner nicht

SVP-Nationalrat Andreas Glarner will eine nationale Regelung, damit Schweinefleisch nicht aus falscher Rücksicht auf Muslime aus den Schulen verbannt wird. In den letzten Tagen wurde die Cervelat-Frage kontrovers diskutiert, nun schaltet sich die ehemalige Regierungsrätin Susanne Hochuli (Grüne) in die Debatte ein. In einer Kolumne in der «SonntagsZeitung» schreibt Hochuli, der Cervelat werde «von einem verpolitisiert, der auf der nationalen Bühne längst hinter dem Vorhang verschwunden ist und nun darauf hofft, die Wurst werde ihn wieder ins Rampenlicht bringen».

Glarner hatte sich letzte Woche über die Schule Strengelbach aufgeregt. Diese hatte Eltern gebeten, Kindern für das gemeinsame Mittagessen zum Schulschluss kein Schweinefleisch mitzugeben: «Damit alle davon essen können», hiess es in einem Elternbrief. Auch wenn es nicht konkret erwähnt wurde, war doch klar, was gemeint war: Gläubige Muslime essen kein Schweinefleisch, darauf solle man Rücksicht nehmen.

«Bedrohliche Blutleere im Kopf»
Glarner gab sich auf Facebook als Verteidiger der Schweizer Nationalwurst und postete, versehen mit einem «wütenden» Emoji: «Schweizer, erwache!». Er befürchtete ein Cervelatverbot für Schweizer Kinder wegen der Muslime. Susanne Hochuli glaubt, dass es dem SVP-Politiker weniger um die Wurst geht als vielmehr darum, Aufmerksamkeit zu erhalten. Sie schreibt: «Andreas Glarner missbraucht unsere Nationalwurst für seine Tiraden gegen den Islam und Muslime, die bei uns wohnen und kein Schweinefleisch essen.» Was sie von der Position des Nationalrats hält, macht Hochuli in ihrer Kolumne unmissverständlich klar. Während die Fledermäuse (ein zweites Thema in der Kolumne) zu viel Blut im Kopf hätten, wenn sie kopfüber von der Decke hängen, hätten einige Politiker in eben diesem Körperteil eine ziemlich «bedrohliche Blutleere».

«Kritik zielt an Sache vorbei»
Auf die heftigen Attacken von Hochuli angesprochen, sagt Glarner, diese träfen ihn nicht. «Frau Hochuli zielt mit ihrer Kritik an der Sache vorbei, ich kritisiere gar nicht das Verhalten der Muslime in der Schweiz, und von Tiraden gegen den Islam kann keine Rede sein.» Vielmehr rege er sich über den vorauseilenden Gehorsam vieler Behörden, Schulen und Vereine auf, hält der Nationalrat fest. Vernünftige Schweizer seien sich sehr wohl bewusst, dass es hier nicht einfach um das Cervelats-Verbot, sondern um die sehr grundsätzliche Frage gehe, «ob wir uns den Einwanderern anzupassen haben oder umgekehrt».

Burgherr und Glarner nicht einig
Tatsächlich ist Andreas Glarners Haltung für viele gar nicht so blutleer, wie Hochuli ihm vorwirft. Das zeigen auch Leserkommentare zu diesem Thema. Den Vorwurf der Fremdenfeindlichkeit kontern Glarner-Unterstützer mit dem Verweis auf die Rassismus-Keule, die einmal mehr bei der Diskussion geschwungen werde. Ungewöhnlich ist allerdings, dass der Aargauer SVP-Präsident und Nationalrat Thomas Burgherr Glarner im Regen stehen lässt. Im Normalfall sind die beiden immer einer Meinung, besonders in der Ausländerpolitik. Doch diesmal widerspricht Burgherr seinem Parteiund Ratskollegen auf Facebook. Mit Blick auf den Fall Strengelbach hält Burgherr fest: «Gemeinderat und Schulbehörde haben diesbezüglich in jeder Situation richtig gehandelt.»

Gemeinde bestreitet Verbot
In einer Mitteilung hielt die Gemeinde fest, es gebe in Strengelbach kein Cervelat-Verbot. Die Lehrperson, welche den Brief verschickt hatte, wollte mit der Bitte für den Verzicht auf Schweinefleisch erreichen, «dass die Kinder unabhängig von Religion und Herkunft herzhaft zugreifen können». Dem Brief sei klar zu entnehmen, dass alles auf Freiwilligkeit beruhe und natürlich Cervelats oder andere Schweinefleischprodukte mitgebracht werden dürften. Schulführung und Gemeinderat versichern in der Mitteilung, «dass weiterhin alle Arten von Fleisch an der Schule Strengelbach verzehrt werden dürfen». Man würde sich aber wünschen, dass solche Diskussionen nicht über Social Media und Zeitungen ausgetragen, sondern direkt mit den Behörden geklärt würden.