China-Town auf der Baustelle: Chinesische Steine schmücken Oltner Strassen

Made in China.  (Bild: Bruno Kissling)
Made in China. (Bild: Bruno Kissling)

Beim genaueren Blick auf die Granitpaletten der Baustelle an der Konradstrasse runzelt der Betrachter die Stirn. «Made in China» heisst es da auf der laminierten Beschriftung, die an jeder der 17 aufgebarten Paletten hängt. Mehr als 2500 der kleinen Granitblöcke werden im Rahmen der Umbauarbeiten in die Strasse eingebaut. Beim Übergang vom Trottoir zur Strasse werden die Steine als Abgrenzung verwendet. Aber warum kommen sie aus China? Hat es in der Schweiz nicht genug Steine?

Tatsächlich sind Granitblöcke «Made in China» auf Schweizer Strassen keine Seltenheit. Der thurgauische Lieferant Badertscher, dessen Steine auch in Olten eingebaut werden, legt die Herkunft seiner Produkte offen. Bereits seit Jahren kauft und verkauft Badertscher mehr chinesische als Schweizer Steine. Auch aus Italien, Polen und der Türkei wird importiert. «Die Kapazitäten im Tessin reichen niemals aus, um den gesamtschweizerischen Bedarf im Strassenbau abzudecken», sagt Marcel Badertscher.

Ein schlechtes Gewissen hat der Händler nicht. «Smartphones, Kleider, Computer. Warum sollten wir handwerkliche Produkte nicht auch aus China importieren? Jahrelang haben uns die Chinesen alles abgeschaut, heute machen sie vieles besser», sagt er und verweist darauf, dass die importierten Steine von Badertscher internationalen Standards von «Fair Stone» entsprechen und nicht von Kinderhand geschliffen wurden.

Stadt nimmt billigste Variante
Marcel Dirlam vom städtischen Tiefbauamt sagt: «Für uns spielt die Herkunft keine Rolle. Dafür der Preis. Wir zahlen nicht viermal mehr, nur damit der Stein aus der Schweiz kommt.»
Bauprojekte werden in der Regel öffentlich ausgeschrieben. Die Strassenbauunternehmungen erhalten vom Planer den Ausschreibungstext und allfällige Einschränkungen.

In diesem Fall hat die Stadt Olten lediglich angegeben, welche Qualität und Form der gewünschte Stein haben soll. Zum Herkunftsort wurden keine Auflagen gemacht. Jeder Händler und jeder Strassenbauer versucht dann – auch durch optimierten Einkauf – sein günstigstes Angebot abzugeben. Denn das Submissionsgesetz sieht vor, dass nur das preiswerteste Angebot den Zuschlag erhält.