
Chirurgie XXL in der Pferdeklinik Dalchenhof: «Es basiert viel auf Vertrauen»


Auf dem Hof am Talchenweg 7 in Brittnau herrscht reges Treiben. Praxisassistentinnen führen gerade ein Pferd aus einem Anhänger, während der nächste Pferdetransporter gerade auf den Vorplatz der Klinik fährt. Besucher werden von einem Wiehern begrüsst. Direkt beim Empfang befindet sich der grosse Innenhof mit wenigen Boxen. «Hier stehen die Pferde, die viel Pflege benötigen», sagt Teilinhaber Diego Gygax. Momentan stehen dort drei Tiere: Ein Islandpferd aus Chur, das eine Kolik hinter sich hat, Eselchen Melk, das kastriert wurde und ein Schwarzwälderpferd, das gerade auf dem Weg zum Hufschmied ist. Die Hufschmiede direkt neben dem Dalchenhof gehört Diego Gygax’ Bruder Aaron. «Die Zusammenarbeit mit der Hufschmiede ist sehr wichtig», sagt Diego Gygax. Denn: «Viele Pferde haben Probleme mit ihren Hufen oder Beschlägen.» In der Hufschmiede Dalchenhof arbeiten sechs Hufschmiede und ein Lehrling.
Vom Springpferd zum Zebra
4800 Patienten behandelte die Pferdeklinik Dalchenhof letztes Jahr. Gegründet wurde sie von Vater Andreas Gygax. «Er betrieb seit 1973 in Oftringen eine Grosstierpraxis und eröffnete 1980 die Tierklinik Dalchenhof», sagt sein Sohn. «Damals mit zwei Tierärzten und ein bis zwei Praxisassistentinnen.» Mit der Zeit spezialisierte sich die Tier- zu einer reinen Pferdeklinik – mit heute sieben Tierärzten, zwölf Praxisassistentinnen und einer Sekretärin. «In den nächsten ein bis zwei Jahren stehen weitere Ausbauten an», sagt Diego Gygax. Konkret geplant ist ein Magnetresonanztomograph (MRI), mit dem die Tierärzte in die Körper ihrer Patienten blicken können. Auch stellt die Pferdeklinik nun vermehrt Spezialisten an. «Dieses Jahr fängt bei uns eine Tierärztin an, die nur für die Innere Medizin zuständig ist. Wir möchten für jedes Gebiet einen Spezialisten haben.»
Die Klinik ist nicht nur für komplexe medizinische Behandlungen gefragt: Auch Grundbehandlungen wie impfen, entwurmen und Ankaufsuntersuchungen gehören dazu. Ausserdem nimmt sie 365 Tage im Jahr Notfälle an. «Wir machen zudem Hausbesuche – oder eben Stallbesuche», sagt der Klinikleiter und lacht. Diego Gygax ist seit zehn Jahren beim Dalchenhof. Zuvor war er sieben Jahre lang am Tierspital Zürich tätig. Als sein Vater pensioniert wurde, nahm er dessen Platz in der Klinikleitung ein, die er sich mit seinem Partner Martin Stöckli teilt. «Ich kannte das Team und die Klinik in- und auswendig. Ich wuchs hier auf», so Gygax, der in Walterswil wohnt. «Es ist schwer genug, in diesem Beruf Privatleben und Arbeit zu trennen. Aber wenn man in der Pferdeklinik aufgewachsen ist und dort wohnt, ist es praktisch unmöglich.»
Normalerweise handelt es sich bei den Patienten und Maultiere, Esel, Pferde oder Ponys. «Wir hatten aber schon mal ein Zebra. Eine Privatperson in der Region hatte die Bewilligung, eines zu halten.» Die Kunden reisen auch aus dem Tessin oder der Westschweiz an – obwohl es mehrere Pferdekliniken in der Schweiz gibt. «Es basiert halt viel auf Vertrauen», meint Gygax dazu. «Ist das Pferd erst mal eingeladen, kommt es auf die Kilometer nicht mehr an.» Viele Tiere leiden unter Hufproblemen. «Es gibt aber auch viele Koliken oder Fälle, die ich vorher noch nie gesehen habe», so Gygax. «Das liebe ich an meinem Beruf.»