Christoph Müller ist Herr über 1000 iPads

Wie kann ich den Handygebrauch mit meinem Kind regeln? Meine Tochter ist besessen von Instagram, welche Möglichkeiten habe ich? Mein Sohn spielt heimlich Ballerspiele, was kann ich tun? Solche und ähnliche Fragen klärten die Eltern der Rothrister Viertklässler an einem Elternabend zusammen mit dem Swisscom-Medientrainer Marc Böhler.

Der Elternabend ist Teil eines detaillierten Präventionskonzepts der Schule Rothrist. Schüler und ihre Eltern erhalten die Möglichkeit, abhängig von der Klasse, an diversen Kursen mit Experten teilzunehmen. Die Kurse reichen von der Verkehrsinstruktion über Halloween/Jugendkriminalität bis zu Sozialen Medien und Cyberkriminalität. Kurse rund um das Internet und internetfähige Geräte sind nötig, weil aufgrund des Lehrplans 21 bereits im Kindergarten der Gebrauch von solchen Geräten eingearbeitet ist.

Beschaffung der iPads nicht coronabedingt

Um dem Lehrplan 21 gerecht werden zu können, wird die Schule bis nächsten Sommer knapp 1000 iPads anschaffen. «Wir haben uns für das iPad entschieden, weil es multimediale Kreativität zulässt, einfach zu bedienen, mobil und billiger als ein Convertible ist», erklärt Christoph Müller. Eine Produktschulung sieht weder der Lehrplan noch die Schule vor. «Wir haben uns wirklich für das aus unserer Sicht beste Gerät entschieden.» Auch sei die Anschaffung nicht wegen Corona passiert oder deswegen überstürzt worden. Im Winterhaldenschulhaus hat so Anfang 2020 ein Pilotprojekt stattgefunden. Im August 2020 fand der Rollout in der gesamten Primarschule statt und auf das neue Schuljahr hin sollen noch die 7. und 8. Klasse folgen. «Da die 9. Klasse noch nach dem alten Lehrplan unterrichtet wird, schliessen sie die Schule ohne Einsatz von Tablets ab», so Müller.

Er ist seit 25 Jahren Lehrer an der Schule Rothrist und hat seit 2020 die Funktion des pädagogischen ICT-Supports (PICTS) inne. So unterstützt er seine Kollegen im richtigen Einsatz mit den iPads. Denn durch den Lehrplan 21 kommen diese nicht mehr nur in einem Informatikfach zum Einsatz, sondern sollen ganz natürlich ihren Weg in alle Fächer finden. «Das iPad soll aber nicht als Papierersatz dienen, sondern ein weiteres Tool werden, das bei Bedarf eingesetzt wird – wie der Taschenrechner.» Der gehöre heute auch einfach zur Grundausstattung. Die Schule soll nicht nur fördern, was automatisiert werden kann, sondern den Fokus auf Problemlösung, Kreativität, Zusammenarbeit und Sozialverhalten legen. Als Beispiel für einen wertsteigernden Einsatz des Geräts nennt er das Lernen von Französisch-Vokabeln. Das Gerät soll nicht einfach dazu dienen, dass Karteikärtchen nun digital vorhanden sind. Vielmehr soll die Multimedialität des Geräts genutzt werden. Lernt ein Kind das französische Wort für «Tisch», soll es etwa einen Tisch zu Hause fotografieren und gleichzeitig ein Sprachmemo mit der richtigen Aussprache hinterlegen.

Ab der 5. Klasse erhalten die Schüler von der Schule ihr persönliches Gerät, das sie bis in die 9. Klasse begleiten soll. Ein Mobile-Device-Management (MDM) verhindert, dass die Schüler Spiele-Apps auf ihrem Gerät installieren. Denn das ist vorderhand nur für den schulischen Zweck da und soll keine Konsole ersetzen. «Das bringt auch für die Eltern Umstellungen. Etwa, wenn das Kind mit dem Tablet im Zimmer verschwindet und sagt, es müsse Aufgaben machen», so Christoph Müller. Nachdem die Schüler die 9. Klasse absolviert haben, sieht die Schule vor, dass die Geräte zu einem günstigen Preis gekauft werden können. «Wir haben noch etwas Zeit, deswegen konkrete Pläne zu entwerfen», so Müller.