Clean-Up-Day: «Früher war es nicht so schlimm»

Die beschauliche Solothurner Gemeinde Walterswil oberhalb von Safenwil kennt das Problem: «Vor allem am Strassenrand, seien es Hauptstrassen oder Autobahn, finden wir viel Abfall», erklärt Carmela Bühler, Gemeinderätin und als solche zuständig für den Umweltschutz. Eine gute Gelegenheit, sich am nationalen Clean-Up-Day nützlich zu machen und Abfall sammeln zu gehen.

«Vor Gebühren drücken?»
Zwar fanden sich bei der Sammelstelle beim Werkhof nur wenige Helferinnen und Helfer ein, doch umso grösser war der Elan, gemeinsam etwas gegen Umweltsünden zu tun. Früher sei es nicht so schlimm gewesen, findet Franziska von Aesch. «Die Mentalität hat sich bei manchen Leuten geändert. Früher gab es zudem noch nicht so viele Aludosen, vielleicht wollen sich die Leute aber auch vor den Entsorgungsgebühren drücken», vermutet sie. Und tatsächlich: Am Rande eines Maisfeldes finden die Helfer zwei verschnürte Plastiksäcke, voller Abfall. Es macht fast den Anschein, als habe hier jemand Windeln im Feld entsorgt. Auf den grünen Feldern, wo die Rinder grasen, liegt ebenfalls Abfall herum. Urs Hagmann von der Umweltschutzkommission in Walterswil ist Landwirt, und er weiss, wie schlimm dies für die Tiere enden kann. Die Abfälle werden während des Prozesses der Futterherstellung geschreddert und bleiben in kleinsten Teilchen im Futter bestehen. Die Tiere nehmen später die von den Mähdreschern zerkleinerten Alu- und Plastiksplitter zu sich und können sich dadurch schwere innere Verletzungen zufügen. «In der Region gibt es ein paar schlimme Fälle», fasst Hagmann zusammen. Er weiss von einem Rind, das zwei Stunden lang leiden musste, weil es innerlich verblutete. Hagmann erklärt: «Da Rinder Wiederkäuer sind, schlingen sie einfach erst mal das Futter in sich hinein. Die Abfallsplitter geraten mittels Verdauungsprozess über den Darm bis in die Nieren», so Hagmann. Die Lösung wäre in seinen Augen die Wiedereinführung des Flaschen- und Dosenpfandes, «wie in Deutschland».

Enttäuschte Organisatoren
Nach der Aktion gegen Mittag wurden fünf volle Abfallsäcke auf dem Gemeindefahrzeug im Werkhof gestapelt. Nebst dem üblichen Unrat wurden diesmal auch Schuhe, alte DVDs und ein Autorad mit Felgen gefunden.

Nach vollbrachter Arbeit assen die Helfer gemeinsam zu Mittag, denn auch die Geselligkeit ist wichtig. Aber die Bilanz fällt nicht erfreulich aus: Für Carmela Bühler und ihr Team ist es nicht nur enttäuschend, dass die Leute achtlos die Umwelt verschmutzen, sondern auch, dass nur wenige Leute zum Clean-up-Day erschienen sind: «Wir waren nur gerade 12 Personen, davon vier Leute von der Umweltschutzkommission.» Das geht sogar so weit, dass sich das Team nun überlegt, ob es überhaupt jemals wieder am nationalen Clean-Up-Day teilnehmen soll.