
Corona-Hoffnung Echinaforce: Naturarzt Vogel lernte den Wirkstoff vor über 50 Jahren bei Indianern kennen
Fast ein Jahr ist es her, als die A. Vogel AG ihre neue Produktionshalle in Roggwil in Betrieb nahm. 45 Meter lang ist die Erweiterung des Hauptsitzes, 17 Meter breit und fast so hoch. 25 Millionen Franken investierte das Unternehmen, knapp eineinhalb Jahre dauerten die Bauarbeiten. Hier werden die frisch geernteten Heilpflanzen angeliefert, geschnitten und zu Tinkturen und Tabletten weiterverarbeitet. Die Produktion ist weitgehend automatisiert. Es gibt zwei Produktionslinien für Grossmengen von 4000 und 6000 Litern und eine für die Produktion von Kleinmengen.
Der Wirkstoff legte den Grundstein
Eher in grossen Mengen produziert das Unternehmen sein wohl bekanntestes Produkt, Echinaforce. Gewonnen wird das Naturheilmittel aus der Echinacea, dem roten Sonnenhut, der auch in Roggwil angebaut wird. Firmengründer Alfred Vogel setzte schon 1963 auf die Wirkung der Pflanze, als er die Bioforce gründete. Vogel, der seit den 1930er-Jahren als Naturarzt in Teufen tätig war, lernte die Pflanze und ihre Eigenschaften auf einer Amerikareise bei den Oglala-Lakota-Indianern kennen.
Alfred Vogel.© pd
Firmengründer Vogel verstarb 1996. Das Unternehmen wuchs aber auch nach seinem Tod kräftig weiter. Heute gewinnt das Heilmittel erneut weltweit Aufmerksamkeit. Eine Studie des Labors Spiez legt nahe, dass der Wirkstoff gegen das Coronavirus wirksam sein könnte. Die Nachricht löste einen Ansturm auf die Apotheken aus.
Ob es in Roggwil deswegen bereits Engpässe bei Produktion und Lieferung der Echinaforce-Produkte gibt, will man dort nicht sagen. Mediensprecher Clemens Umbricht verweist auf rechtliche Gründe. Die A. Vogel dürfe keine Studienresultate der Arzneimittelforschung kommentieren. Klar ist: Da das Naturheilmittel auf einem pflanzlichen Wirkstoff beruht, lässt sich die Produktion nicht beliebig steigern.
Wichtiger Hersteller von Naturheilmitteln
Klar ist aber auch: Das Unternehmen, das Anfang Jahr von Bioforce auf den Namen des Gründers A. Vogel umgetauft wurde, ist einer der grössten Hersteller von Naturheilprodukten auf dem Schweizer Markt. Rund 170 Mitarbeitende produzieren in Roggwil 590 Tonnen Frischpflanzentinkturen und stellen damit rund 6 Millionen Produkte in flüssiger Form oder als Tablette her.
Doch die Mehrheit der knapp 500 Mitarbeitenden arbeitet im Ausland: Im niederländischen Elburg werden ebenfalls Heilpflanzen angebaut und zu Tinkturen, Tabletten und Cremen verarbeitet. In Colmar füllt das Unternehmen jährlich über 5 Millionen Dosen Kräutersalze ab. In Teufen widmet sich ein Verlag den Werken des Firmengründers und Naturheilkundepioniers Alfred Vogel. Hier stehen auch ein Gesundheitszentrum, ein Schaugarten und ein Museum. Insgesamt setzt das Unternehmen in 25 Ländern rund 130 Millionen Franken um, wie es auf der Homepage heisst.
CEO Andy Suter© pd
Ob die Echinacea eine wichtige Waffe im Kampf gegen das Coronavirus wird, wird sich noch weisen. Es könnte dem Thurgauer Unternehmen einen Schub geben. Eine Herausforderung für CEO Andy Suter, der die Unternehmensführung erst im Laufe dieses Jahres übernommen hat. Zuvor war er Leiter Produktentwicklung und Medizin.