Corona-Impfung: Experten des Bundes rufen zur Geduld auf

Die Coronazahlen in der Schweiz sind weiterhin auf hohem Niveau stabil, am Dienstag wurden 4020 neue Fälle gemeldet. Doch nach den Feiertagen ist die Unsicherheit gross, wie sich die Verbreitung des Virus entwickelt. Verstärkt wird dies durch die neue Coronavirus-Mutation aus Grossbritannien und Südafrika, die ansteckender ist als die bisher bekannte Variante. «Wir wissen noch nicht, wie stark sich die Mutation verbreitet», sagte Virginie Masserey, Leiterin der Sektion Infektionskontrolle beim Bundesamt für Gesundheit (BAG) am Dienstag an einer Medienkonferenz.

Bisher sei die neue Variante in der Schweiz in 28 Tests aus sieben Kantonen nachgewiesen worden, so Masserey. Betroffen waren bisher vor allem Personen, die in Grossbritannien waren oder Kontakt zu jemandem hatten, der sich im Land aufgehalten hat. Jetzt sei es besonders wichtig, dass die Mutationen schnell erkannt werden, sagte der oberste Kantonsarzt Rudolf Hauri. «Wir verfolgen diese Fälle viel intensiver.» Dies bedeute auch, dass das Contact Tracing bei der Erfassung der Kontakte weiter zurückgeht.

Impfstart für alle spätestens Anfang Sommer

Wer in Grossbritannien war, solle sich nach der Rückkehr testen lassen, ergänzte Masserey. Dies soll mit einem PCR-Test und nicht mit einem Schnelltest geschehen, damit die Proben analysiert werden können. Um die Verbreitung der Virus-Mutante zu verfolgen, will das BAG Stichproben von 500 Tests pro Woche sequenzieren.

Ein Lichtblick bedeutete diese Woche der Start der Impfkampagnen in vielen Kantonen. Doch aktuell ist der Impfstoff noch nicht in ausreichender Menge verfügbar, um die breite Bevölkerung zu impfen. Die Experten des Bundes riefen deshalb am Dienstag vor den Medien mehrfach zur Geduld auf. «Wir werden bald mehr Impfstoffe zur Verfügung haben», sagte Christoph Berger, Präsident der Eidgenössischen Kommission für Impffragen. So soll etwa der Impfstoff von Moderna noch im Januar zugelassen werden. Virginie Masserey geht davon aus, dass die Impfung Ende Frühling oder Anfang Sommer für alle Erwachsenen offensteht.

Bei steigenden Zahlen braucht es weitere Massnahmen

Lockerungen der Massnahmen sind trotz Impfstart nicht angezeigt, stellte Berger klar. «Es ist ganz wichtig, dass die Zahlen sinken. Sonst sehen wir den Erfolg dieser Impfung nicht.» Steigen die Fallzahlen in den nächsten Tagen an, brauche es weitere Massnahmen, so Rudolf Hauri. Eine Schliessung der obligatorischen Schulen stehe dabei aber nicht im Vordergrund.

Nicht zu Wort kam am Dienstag die wissenschaftliche Covid-19 Task Force des Bundes. In ihrem Lagebericht vom Montag schreibt sie jedoch, dass die Reproduktionszahl R mit 0,89 immer noch zu hoch sei. Mit den Massnahmen, die der Bundesrat vor den Feiertagen beschlossen hat, sollte der R-Wert eigentlich auf mindestens 0,8 gesenkt werden, um das Virus einzudämmen.

Der Wintersport, die Festtage, sowie die auch in der Schweiz nachgewiesene, ansteckendere Coronavariante, bringen nun laut Task Force das Risiko, dass es in den nächsten Wochen zu einem Anstieg der Epidemie und einer noch stärkeren Belastung des Gesundheitssystems kommt. Morgen Mittwoch zieht der Bundesrat eine Zwischenbilanz über die Coronalage.