
Covid-Zertifikat: Deshalb schauen Genesene mit Schnelltest in die Röhre
Bis im Aargau die Covid-Zertifikate ausgestellt werden, die für unkompliziertes Reisen nötig sind, wird es Anfang Juli. Das macht die Situation für Menschen, die vor Beginn der Schulferien verreisen wollen, ziemlich mühsam. Doch es gibt Fälle, bei denen die Aussichten noch schlechter sind: Wenn jemand eine Covid-Erkrankung überstanden hat, die Infektion aber nicht per PCR-Test bestätigt wurde, gibt es kein Zertifikat.
Eine der Betroffenen ist Jacqueline Kaiser aus Aarau, die sich am Dienstag bei der AZ gemeldet hat. Kaiser hatte vor drei Wochen Kontakt mit einer Person, die positiv getestet wurde, wie sie am Telefon sagt. «Ich begab mich sofort in Quarantäne, hatte leichte Symptome und ging in die Apotheke, um mich ebenfalls auf Corona testen zu lassen.»
Schnelltest positiv, Aarauerin in Isolation – doch sie erhält kein Zertifikat
Dort wurde ein Antigen-Schnelltest gemacht, das Resultat war positiv und Jacqueline Kaiser musste für zehn Tage in Isolation. Sie sagt: «Ich hatte einen milden Verlauf, bin seit einer Woche nicht mehr in Isolation und ging eigentlich davon aus, dass ich als Genesene bald ein Covid-Zertifikat erhalten würde.» Doch mit dieser Annahme lag Kaiser falsch, wie sie inzwischen gemerkt hat.
«Ich habe festgestellt, dass das Bundesamt für Gesundheit für das Covid-Zertifikat von Genesenen einen Nachweis per PCR-Test verlangt, ein positiver Antigen-Schnelltest genügt nicht.»
Tatsächlich steht auf der Website des BAG unter «Vorgehen für genesene Personen»: Diese erhalten ein Covid-Zertifikat, wenn die Covid-Erkrankung durch einen PCR-Test bestätigt wurde und die kantonale Behörde die Isolation aufgehoben hat.
Betroffene: Nur noch PCR-Tests oder Inland-Zertifikat mit Schnelltest
Jacqueline Kaiser rief danach beim Contact-Tracing-Center im Aargau an und fragte, ob das wirklich so sei und sie kein Covid-Zertifikat erhalte. «Da der ganze Prozess erst angelaufen ist, konnte mir das Team noch keine definitive Antwort darauf geben», berichtet sie. Auch beim Bundesamt für Gesundheit hat die Aarauerin nachgefragt, eine Antwort hat sie aus Bern bisher aber noch nicht erhalten.
«Ich weiss nicht, ob es eine Möglichkeit gibt, dass ich als Genesene anerkannt werde und ein Covid-Zertifikat erhalte», sagt Kaiser. Sie möchte verhindern, dass es weitere solche Fälle gibt und macht gleich einen Vorschlag dafür: «Aus meiner Sicht geht das nur, wenn durchgehend PCR-Tests gemacht werden. Dann kann man später mit dem positiven Testresultat belegen, dass man tatsächlich erkrankt war und Covid hatte – und erhält auch ein Zertifikat.»
Bundesrat Alain Berset: Andere Länder akzeptieren nur PCR-Tests
Als zweiten Lösungsansatz sieht Kaiser die Möglichkeit, dass der Antigen-Schnelltest als Basis für das Zertifikat für Genesene anerkannt wird, zumindest für den Einsatz in der Schweiz. Bundesrat Alain Berset kann Betroffenen wie Jacqueline Kaiser allerdings wenig Hoffnung machen, wie er an einer Medienkonferenz in Solothurn auf eine Frage der AZ sagte.

Bundesrat Alain Berset bei der Medienkonferenz am Dienstag in Solothurn zur Schnelltest-Problematik: «Das können wir nicht beeinflussen.»
Dass vorerst nur Personen ein Zertifikat erhalten, die mit einem PCR-Test getestet wurden, habe mit der Anerkennung des Zertifikats durch andere Länder zu tun, erklärte Berset. «Das können wir nicht beeinflussen», so der Gesundheitsminister. Dem BAG sei das Problem bekannt und man versuche, eine Lösung zu finden. Allerdings seien nur wenige Menschen betroffen: «Die überwiegende Mehrheit der Menschen, die sich angesteckt hatten, hatten Zugang zu einem PCR-Test», so Berset.
500 positive Schnelltests im Aargau allein im Mai
Schaut man sich die Zahlen der positiven Coronatests im Aargau an, die seit einigen Monaten nach PCR- und Schnelltests aufgeschlüsselt werden, so zeigt sich aber, dass relativ viele Menschen betroffen sein könnten. Schnelltests sind in der Schweiz seit Anfang November 2020 zugelassen, damals waren die Fallzahlen und die Positivitätsrate deutlich höher als jetzt, darum ist davon auszugehen, dass es zahlreiche weitere Fälle wie jenen von Jacqueline Kaiser gibt.
Allein im Mai wurden gut 17’500 Schnelltests im Aargau gemacht. Der Kanton weist die Testzahlen immer nach Kalenderwochen aus, diese Zahl bezieht sich deshalb auf die Zeit vom 3. bis 30. Mai. Ebenfalls pro Kalenderwoche publiziert das Gesundheitsdepartement die Positivitätsrate der Tests – daraus lässt sich errechnen, wie viele Schnelltests im letzten Monat kantonsweit positiv ausfielen.
Insgesamt sind es fast 500 positive Schnelltests, wie eine Auswertung der AZ zeigt (siehe Grafik unten). Nicht ersichtlich ist aus den Zahlen des Kantons, ob alle diese Personen nur einen Schnelltest machten oder zusätzlich auch noch einen PCR-Test.