Coworking Space: Das Restaurant Rathaus ist für neun Tage ein Büro

Mitten im Gastro-Lockdown haben die beiden Zofinger Urs Vögeli und Miguel Lopes in der Altstadt ein innovatives Projekt lanciert: An neun Tagen im Januar nutzen sie einen Teil des Restaurants Rathaus als Coworking Space, als Raum für gemeinschaftliches Arbeiten also. Es gibt WLAN und einen Drucker, einen Raum für kleine Sitzungen und eine Kinderecke. Nutzerinnen und Nutzer zahlen, was ihnen angemessen erscheint – der Richtpreis liegt bei zehn Franken pro Halbtag und Person.

Der Politikwissenschafter und Strategieberater Urs Vögeli hat Erfahrungen in diesem Bereich: Er ist Mitinhaber des Effinger Coworking Space Bern, «einer Heimat für Jungunternehmer, Kreative und andere Weltveränderer», wie es dazu auf der Homepage heisst. Ähnliches schwebt ihm und Lopes in Zofingen vor. «Es geht nicht in erster Linie um Infrastruktur», sagt Vögeli. «Arbeiten kann man ja inzwischen in jedem Starbucks. Im Zentrum steht der Community-Gedanke: Gemeinsam Ideen austauschen, gemeinsam etwas bewegen, gemeinsam etwas unternehmen.»

Kennengelernt haben sich die beiden vor rund einem Jahr, als Miguel Lopes, der unter anderem als Salsa-Tanzlehrer arbeitet, zum Nachbarn von Urs Vögeli wurde. Gemeinsam besuchten die beiden den Effinger Coworking Space. «Ich war vom kreativen Allround-Austausch inspiriert», sagt Lopes. Die Idee, dass seine Tanzschule Teil eines ähnlichen Projekts werden könnte, gefiel ihm. «Wir wollen eine Community aufbauen, bei der die Ganzheitlichkeit und die Co-Kultur im Zentrum stehen», sagt er.

Der Zeitpunkt, neue Formen des Zusammenarbeitens und Zusammenlebens auszuprobieren, sei so gut wie nie. «Die Pandemie hat viele ins Homeoffice gezwungen», sagt Urs Vögeli. Für viele werde dieses fester Bestandteil des Arbeitslebens bleiben. Immer in den eigenen vier Wänden zu arbeiten, werde auf die Dauer allerdings dröge – und sei in manchen Familiensituationen gar nicht so einfach. «Ein Coworking Space, wo man für wenig Geld einen Platz mietet, ist die ideale Alternative zum Homeoffice, aber auch zum festen Büroplatz.» Wenn die Schweiz dereinst mit einem Netz von Coworking Spaces überzogen sei, könne dies helfen, die Pendlerströme zu reduzieren. Und während sich Geschäfte aus Altstädten wie Zofingen zurückzögen, brächten Orte des gemeinschaftlichen Arbeitens neues Leben zurück.

Wie geht es weiter, wenn das «Rathaus» wieder für Gäste öffnet und Vögeli und Lopes ihren vorübergehenden Coworking Space räumen? Die beiden haben bereits eine Liegenschaft in der Altstadt im Auge, wo sie ihr Projekt ab nächstem Sommer fix ausrollen können. «Was genau daraus wird, wollen wir gemeinsam mit der Community entwickeln, die jetzt am Entstehen ist», sagt Urs Vögeli.

Am 11. und 18. Januar veranstalten Urs Vögeli und Miguel Lopes «Vision Events», bei denen Interessierte ihr Projekt kennenlernen können (16 bis 17.30 Uhr, Eintritt frei). Infos: https://co-community-zofingen.jimdofree.com