
Dänemark setzte früh auf das Corona-Zertifikat – nun braucht es den QR-Code sowie alle anderen Massnahmen nicht mehr
Coiffeur? Handy zücken, Zertifikat vorzeigen! Ob vor dem Haare schneiden, im Restaurant, beim Fitness, Fussball oder Grossveranstaltungen – ohne Zertifikat geht in Dänemark gar nichts.
Für die Däninnen und Dänen ist das Zertifikat, der «Coronapass», der bestätigt, dass man geimpft, getestet oder genesen ist, seit Monaten normaler Bestandteil des Alltags. Eingeführt wurde er bereits im April, und er war immer mehr als ein Instrument, das bloss das Reisen im Sommer möglich machen sollte. Vielmehr war der Pass eine der wichtigsten Grundlagen für den raschen Ausstieg aus dem Lockdown und die Normalisierung des Lebens.
Im Gegensatz zum Ausland gibt es in Dänemark längst keine Maskenpflicht mehr, nirgends. Der Mundschutz ist wie die meisten anderen Restriktionen verschwunden. Dänemark hat aber Corona nicht etwa ausgerottet, sondern die Pandemie seit dem Sommer trotz Delta-Variante gut unter Kontrolle – dank den Impfungen, aber auch dem GGG-Zertifikat.
Zertifikatspflicht wird wieder aufgehoben, so gut läuft es
Beim Coronapass geht die Entwicklung in die umgekehrte Richtung als in der Schweiz und in den den meisten anderen Ländern: Er war in Dänemark lange ein nützliches Instrument; jetzt ist er, da sich die Pandemie in dem skandinavischen Land beruhigt hat, bereits wieder auf dem Rückzug. Für einige Branchen wurde die Pflicht am 1. August aufgehoben, für die anderen endet sie am heutigen 1. September. Einzig in Diskotheken und bei Grossveranstaltungen muss noch bis am 10. September am Eingang der Coronapass vorgezeigt werden.

Auch in der Bar verpflichtend: Der dänische Covid-Pass.
Obwohl Dänemark eines der Länder war, in denen das GGG-Zertifikat am intensivsten genutzt wurde, gab es kaum Probleme oder Proteste. Kritik kam nur wenig aus der Wirtschaft, doch auch dort wurde der Nutzen in breiten Kreisen anerkannt. Die Bevölkerung hat sich problemlos daran gewöhnt. Das hat mehrere Gründe:
- Wiedereröffnung: Der Coronapass wurde zu einem Zeitpunkt in der Pandemie eingeführt, als die Däninnen und Dänen nach Öffnung lechzten. Der Winterlockdown war vergleichsweise lang, die Schulen erneut einige Wochen geschlossen, doch im April präsentierte die Regierung einen Plan für eine ambitionierte, rasche Öffnung. Eine Bedingung dafür war der konsequente Einsatz des Zertifikats. Dieses wurde als sinnvolles Werkzeug akzeptiert.
- Unkompliziert: Die Coronapass-App war rasch vorhanden und bereits im April im Einsatz – Monate vor den meisten anderen Ländern. Die dänischen Gesundheitsbehörden konnten dabei auf das seit Jahren vorhandene elektronische Patientendossier aufbauen.
- Gratis und einfach testen: Dänemark gehört seit langem zu den Ländern mit den meisten Tests. Eine jederzeit auch ohne Symptome kostenlose Test-Infrastruktur halfen.
- Sicherheit: Ein Grossteil der Bevölkerung hat sich, weil der Coronapass für den Alltag so wichtig wurde, zweimal pro Woche testen lassen. Dies hat zu einer guten Kontrolle, aber auch für ein sicheres Gefühl gesorgt, selbst wenn die Fallzahlen in Dänemark wegen der Öffnung nie sehr tief waren: Man wusste, dass alle im Fitnessstudio, Kino oder Restaurant getestet oder geimpft waren.
- Impffreudigkeit: Dänemark gehörte am Anfang in Sachen Immunisierung nicht zu den schnellsten, weil es noch bis im Juli streng nach Altersgruppen impfte. Doch die Impfquote liegt seit Anfang Sommer auf europäischem Spitzenniveau, 72 Prozent sind zweifach geimpft plus 4 Prozent einfach (Schweiz: 51/6). Von den dänischen Erwachsenen sind gar 86 Prozent geimpft – die allermeisten Leute müssen also nicht mehr zum Test, um ihr Zertifikat zu bekommen.
Dank der hohen Impfquote und weil die Fallzahlen sowie Spitaleinlieferungen seit Wochen auf relativ tiefem Niveau stabil sind, hat die dänische Regierung erklärt, Corona müsse nun nicht mehr als gesellschaftskritische Krankheit betrachtet werden. Dabei geht es nicht darum, dass Covid-19 nicht mehr als gesundheitsschädlich beurteilt wird, sondern dass wesentliche Funktionen des Staates wie das Gesundheitswesen nicht mehr gefährdet sind.
Entsprechend sieht die Regierung auch keine Grundlage mehr für besondere Massnahmen. Am 10. September werden deshalb alle inländischen Corona-Restriktionen aufgehoben, auch jene für grosse Veranstaltungen sowie die Anwendung des Coronapasses. Einzig bei der Einreise aus gewissen Ländern bleiben Einschränkungen.