Damit das Amt attraktiv bleibt

Die Debatte rund um die Löhne der Gemeinderäte geht normalerweise zum Ende der Legislaturperiode los. Einen anderen Weg geht der Gemeinderat Aarburg. Er lanciert die Diskussion um die Gehälter ein Jahr nach den Neuwahlen. Statt 130 000 Franken im Jahr will er sich ab nächstem Jahr 200 000 Franken auszahlen.

Eine Lohnerhöhung von 70 000 Franken – da stehen die Kritiker schnell bereit. Doch es gibt gute Gründe, die diese Erhöhung rechtfertigen. Das Amt als Gemeinderat ist längst nicht mehr ein Ehrenamt. Grössere Arbeitspensen, der Fokus der Öffentlichkeit, aber auch die Erwartungshaltung der Bevölkerung machen das Amt zu einem anspruchsvollen Teilzeitjob. Laut Gemeindeammännervereinigung beträgt die Arbeitsbelastung eines Aarburger Gemeinderates im Schnitt 34 Prozent – mehr als 1,5 Tage in der Woche. Gleichzeitig nimmt das Interesse für das Amt stetig ab. Das Engagement als Gemeinderat in einer grösseren Gemeinde verträgt sich nicht mit einem Vollzeitjob – eine Pensenreduktion kann Karrierechancen im Beruf zunichtemachen. Nicht zu vergessen: die Lohneinbusse. So können und wollen sich nur wenige eine Kandidatur als Gemeinderat leisten. Gremien bestehend nur aus Pensionierten, wie es sie in der Region auch schon gab, sind die Folge. Diese Gemeinderäte haben ihre Karriere hinter sich und nun Zeit, sich dem Amt zu widmen und der Anspruchshaltung der Bevölkerung gerecht zu werden.

Ist es deshalb nicht sinnvoll, ein Gemeinderatsamt so zu entlöhnen, dass es für alle Alterskategorien interessant ist? Dass es auch für junge Menschen attraktiv genug ist? Dass diese bereit sind, ihre Arbeitspensen zu reduzieren? In Zeiten, wo händeringend nach Mitgliedern für Gemeinderat, Schulpflege und Kommissionen gesucht wird, muss das politische Amt attraktiver werden –  unter anderem mit finanziellen Anreizen. Oder wir alle müssen die Ansprüche an unsere Gemeinderäte reduzieren – sodass Entlöhnung und Erwartung wieder übereinstimmen.