Das Bärenfell wird nass

 

Chefredaktor Philippe Pfister über eine turbulente Woche im Zeichen des Altstadt-Gewerbes.

Über der Altstadt zogen diese Woche Gewitterwolken auf. Auslöser war ein Artikel von uns am Montag. Darin kritisierten Gewerbetreibende und Behördenvertreter den Verein Piazza heftig. Die Vorwürfe im Kern: «Piazza»-Präsident Christoph Heer trete selbstherrlich auf, manche Anlässe seien fürs Geschäft kontraproduktiv. Am Montag gab uns Heer ein Interview, das er noch am gleichen Abend zurückzog – unter anderem auf Druck seiner Vorstandskollegen. Tags nahmen drei Vertreter von «Piazza» ausführlich Stellung. Die Kritik sei zum Teil berechtigt, besonders am Kommunikationsstil wolle man arbeiten. Gut, ist das Thema auf dem Tisch. Dass die Emotionen so hochgehen, zeigt, wie verfahren die Situation ist – und wie heftig das Altstadt-Gewerbe um Rezepte ringt, das Geschäft zu beleben. Die Reaktionen auf unsere Berichterstattung sind so geteilt wie die Lager in der Altstadt: «Gut, dass endlich mal jemand den Mund aufmacht», finden die einen. «Kritik von Einzelmasken wird völlig überbewertet», sagen andere. Und immer wieder werden wir gefragt, warum wir nicht «mehr Positives» zu berichten hätten. Nun, wir sind nicht das Sprachrohr des Vereins Piazza oder des Gewerbes. Wir vertreten auch nicht den Stadtrat. Wir vertreten die Interessen der Leserinnen und Leser. Schön, wenn es Positives zu berichten gibt. Aber in der Altstadt tobt nun mal ein Konflikt – und man kann den Bären nicht waschen, ohne das Fell nass zu machen, wie es treffend heisst. Wir werden also dranbleiben, auch wenn das nicht allen passt. Vielleicht gibt es tatsächlich bald positive Schlagzeilen: Wir werden die Kontrahenten an einen runden Tisch bitten. Das könnte ein richtig guter Schritt nach vorne sein.