Das Defizit war zu hoch: Nun wird das OltenAir ein Indoorfestival

Der Freitagabend fiel am diesjährigen OltenAir am ersten Augustwochenende buchstäblich ins Wasser. «Es war nicht nur Regen, es hat sintflutartig gepisst», sagte Co-Präsident Nils Löffel im Nachgang der Veranstaltung zu dieser Zeitung. Zwischen sieben und neun Uhr abends gab es ein heftiges lokales Gewitter. Viele Besucher blieben zuhause. «Wir haben deswegen ein grosses Defizit eingefahren», sagt Löffel. Dieses betrug rund 25’000 Franken, bei einem Budget von knapp 120’000 Franken. Dazu kam, dass die Sponsoreneinnahmen nicht so hoch ausgefallen waren wie vorgesehen. «Mittlerweile haben wir alle offenen Rechnungen bezahlt», gibt Löffel Entwarnung. Allerdings musste der Trägerverein zinslose Darlehen von Privatpersonen in Anspruch nehmen. Diese müssen auch wieder zurückbezahlt werden.

Wegen des Defizits hat der Trägerverein kürzlich entschieden, das OltenAir im nächsten Jahr zum Indoorfestival zu machen. Statt auf dem Vorplatz der Schützi findet die Veranstaltung am Freitag und Samstag, 11. und 12. Dezember 2020, nur noch im Kulturzentrum statt. «Wir können so die Ausgaben um die Hälfte kürzen», sagt Löffel. Dies, weil die ganze Infrastruktur draussen nicht benötigt wird. Zudem ist die Veranstaltung nicht mehr wetterabhängig. Die Zahl der verkauften Tickets pro Abend soll aber mit 600 Stück gleich bleiben wie bisher. Die Preise werden allerdings leicht reduziert. «Wir hoffen mit diesen Massnahmen, wieder einen Gewinn erzielen zu können», sagt Löffel. Der Name des OltenAir bleibt erhalten, eventuell werde es noch mit einem Zusatz wie «goes indoors» versehen, sagt der Co-Präsident lachend. Im Jahr 2021, zum fünfjährigen Bestehen, wollen die Macher die Veranstaltung wieder im Sommer durchführen. «Ein Open Air soll grundsätzlich in der warmen Jahreszeit stattfinden.»

Veranstalter kritisieren mangelnde Unterstützung Nicht zufrieden ist Nils Löffel mit der Stadt Olten. In diesem Jahr hat der Verein den Stadtrat im Nachhinein um den Erlass der Gebühren für die Benützung des öffentlichen Grunds gebeten. Es ging immerhin um 4600 Franken. Die Antwort war trotz der geltend gemachten Gemeinnützigkeit des Anlasses und der Freiwilligenarbeit von über 100 Helfern negativ. «Natürlich ist es das Recht der Stadt, das Gesuch abzulehnen. Aber es wäre eine Chance gewesen, uns gegenüber eine gewisse Wertschätzung auszudrücken», sagt Löffel. Zwei Jahre vorher, bei der ersten Durchführung des Festivals, war ein Teilerlass von 500 Franken gewährt worden. Im letzten Jahr hatten die Olten-Air-Macher kein Erlassgesuch gestellt. Löffel bemängelt, dass der Stadtrat bei Gebührenerlassen keine klare Linie verfolgt.

Stadtpräsident Martin Wey erklärt auf Anfrage, dass es zwar beim Erlass von Gebühren kein Reglement gebe, aber eine Praxis existiere, den Gesuchen von Veranstaltungen mit gemeinnützigem Hintergrund und ehrenamtlicher Arbeit eher stattzugeben, wenn keine auf Gewinn ausgerichtete Institution dahinterstehe. Beim OltenAir sei das Gesuch zudem nachträglich eingetroffen. «Wir sahen daher keinen Grund, für das schlechte Wetter den Kopf hinzuhalten», sagt Wey.

Ganz ohne Unterstützung der Stadt ging das Open Air aber bisher doch nicht über die Bühne. 2019 hat es 1000 Franken aus dem Kulturförderungsfonds erhalten. Der gleiche Beitrag floss auch ein Jahr zuvor. Insgesamt hat das OltenAir bisher 2500 Franken gekriegt. Der Kanton zeigt sich grosszügiger. Dieser gewährte dem Open Air eine Defizitgarantie von 6000 Franken, die in diesem Jahr zum Tragen kam. «Das ist ein extrem tolles Instrument», sagt Löffel. Er würde sich wünschen, dass die Stadt Olten dies für Kulturveranstaltungen auch tun könnte. Bei der letzten Anfrage dieser Art hiess es aber nur, dass es keine Defizitgarantien gebe. Löffel verweist auf andere Kleinstädte, wo dies möglich sei. «Junge Kultur wird in Olten extrem schlecht unterstützt», sagt Löffel.

Stadtpräsident Martin Wey macht hingegen geltend, dass es sich bei den städtischen Beiträgen um Steuer- und nicht um Fondsgelder handle. Zudem erforderten Defizitgarantien ein aufwendiges und weitreichendes Controlling.