
Das Kölliker «Späktrum»-Programm beweist: Kultur kann auch Käse sein
Das «Sonntagsschul-Negerli», das sich nickend für den 20-Räppler bedankt hat, ist in der Versenkung der politischen Korrektheit verschwunden – was auch mit dem Mohrenkopf des Konditors geschehen ist. Im Oktober will es Charles Nguela auf den Punkt bringen: Der aus dem Kongo stammende Comedian bezeichnet sich selbst als «optimal pigmentiert» und wird in der Kölliker Aula den Zuhörerinnen und Zuhörern eine Vorpremiere seines Programms «Schwarz-Schweiz» bieten. «Wir haben Nguela bei einem Kleinkunstwettbewerb in Burgdorf kennen lernen und engagieren können», sagt Franz Suter. Er leitet seit Jahren den Kölliker Kulturverein Späktrum ad interim und stellt mit einem Team die Jahresprogramme zusammen.
Rocken und rollen werden im November Tex&Co. «Mit Tex Schifferle, Urgestein der Aargauer Rock und Bluesszene und Christoph Pfiffner rocken die in Kölliken bestens bekannten Musiker Päuli Hofer und Marius Bröchin die Bühne», sagt Suter. Eine Konzertbestuhlung wird es nicht geben: «Wir freuen uns auf einen ausgelassenen Tanzabend.»
Ausgelassene, fröhliche Musik Eine Reise nach Irland verspricht im Dezember An Irish Planxty. «Das wird aber kein Irish-Folk-Abend», lacht Suter. Das Suhrentaler Ensemble Saltarello unter der Leitung des Künstlerpaares Christa Hunziker und Roland Hächler lote die Musik unterschiedlicher Kulturen aus. An Irish Planxty sei eine Hommage an den irischen Komponisten Turlough O’Carolan (1670–1738). Ausgelassen fröhliche Weisen im Wechsel mit ruhigen, sentimentalen Stücken versprechen Franz Suter eine abwechslungsreiche musikalische Reise nach Irland.
Im Januar dann die immer ausverkaufte «Cérémonie des fromages» mit Maître Antony aus dem Elsass. Der Käseflüsterer ist zum 24. Mal mit auserlesenen Käsespezialitäten und dazu passenden Weinen zu Gast in Kölliken und Suter rät, sich bereits jetzt mit Vorauszahlung anzumelden.
«Tubes’N’Loops» – das ist im Februar der Tüftler und Multiinstrumentalist Georg Wiesmann, bekannt vom «Anklang-Duo». Er hat schon unterschiedlichste Instrumente aus Holz oder Altmetall entwickelt. Nun lotet er das Klang-Potenzial von Baumaterial aus. Den Kabarettisten Simon Chen vorzustellen, wäre Wasser in den Köllikerbach getragen. «Meine Rede – Kabarett am Pult der Zeit» heisst sein aktuelles Programm, das er im März in Kölliken zum Besten gibt.
Den Abschluss bilden im April die Swiss Mariners Chanteymen – eine Formation aus Basel, die Seemannslieder singen wird. Dazu passend serviert das «Späktrum» seinen Gästen Fischsuppe. «Unser Budget ist limitiert» Suter ist auf das Saison-Programm stolz.
«Unser Budget ist limitiert»
Das Angebot finanziert sich über die Eintritte (auch bei Chen moderate 25 Franken), Beiträge des Kuratoriums, der Gemeinde und von Sponsoren kommen hinzu.
Die Zahl Letzterer nehme leider laufend ab. Die Gründe? Suter gerät ins Sinnieren: «Das enorm grosse Kulturangebot in der Region? Oder gilt der Prophet im eigenen Land immer weniger?» Wie lange sich rote Zahlen verkraften lassen, ist für das «Späktrum» eine Schicksalsfrage.