
Das Kölliker Strohhaus braucht express ein neues Dach
Seit 218 Jahren steht in Kölliken ein Strohhaus. Es zählt mittlerweile zu den fünf letzten im Kanton. Damit das so bleibt, will der Gemeinderat nun mit der kantonalen Denkmalpflege das Dach sanieren. Weil die Nordseite bereits vor wenigen Jahren eine Erneuerung bekommen hat, geht es nun um die drei verbliebenen steil abfallenden Dachseiten, die das letzte Mal im Jahr 1982 eine Erfrischungskur erhielten – also vor fast 40 Jahren. Dafür sollen 311000 Franken aufgewendet werden, wovon der Kanton 80 Prozent trägt.
Das Material wird aus dem Ausland importiert
«Für die Sanierung wird für diesen Zweck aufbereitetes Stroh oder Schilf importiert, denn in der Schweiz wird das benötigte Roggenstroh nicht mehr in ausreichenden Mengen angebaut», erklärt Jonas Kallenbach von der kantonalen Denkmalpflege. Das war einst anders und hatte zur Folge, dass Strohdächer vor allem im Mittelland verbreitet waren. «Das war vor allem eine Frage der Verfügbarkeit von Materialien», erklärt Kallenbach. Im wasserreichen Mittelland waren Schilf und Stroh weit verbreitet. Ausserdem schätzten die Menschen die Kombination aus einem luftdurchlässigen Dach, das dennoch relativ gut isoliert.
Ein Baselbieter Dachdecker hat das Know-how
Heute gibt es nur noch eine Handvoll Spezialisten in der Schweiz, die sich mit diesem Fachwerk auskennen. Einer von ihnen ist Andreas Bergamini aus Lausen im Baselbiet. «Der Dachdecker hat vor gut 40 Jahren damit begonnen, sich in die Welt der Stroh- und Schilfdächer einzuarbeiten», erzählt Kallenbach. Dafür ist man ihm dankbar. Dass Bergamini in absehbarer Zeit in Pension gehen dürfte, bereitet hier und da Sorgenfalten. «Etwa in Tirol oder den Niederlanden sind Strohdächer und das dazugehörige Wissen noch relativ verbreitet, doch hierzulande wird es langsam eng», sagt Jonas Kallenbach.
Dass das Dach, auf das Bergamini diesen Sommer mit seinem Team steigen wird, so steil ist, liegt daran, dass es so langlebiger ist: Die Halbwertszeit eines Strohdachs hängt in erster Linie davon ab, wie schnell es trocknen kann – also wie schnell das Wasser abläuft. Durchschnittlich hält ein Dach 30 bis 50 Jahre, manchmal auch länger. Neu gemacht wird ein Strohdach, sobald weniger als 10 der ursprünglich 30 Zentimeter dicken Strohschicht übrig sind. Dann wird das komplette Stroh abgetragen und der darunterliegende Lattenrost kontrolliert. Auf ein Unterdach wurde bei dieser Bauweise zu Gunsten der Durchlüftung des Strohs in der Regel verzichtet, erklärt Kallenbach. Weil Roggenstroh knapp ist, besteht das Dach des Strohhauses in Kölliken übrigens überwiegend aus Schilf. Das soll auch nach der Sanierung so sein.
Wegen Corona ist noch nicht ganz klar, wann die Sanierung genau beginnt. Doch sie ist dringend, diesen Sommer sollte sie erledigt werden können. Weil die Frühlingsgmeind wegen Covid-19 abgesagt werden musste, haben Gemeinderat und die Finanzkommission den Kredit selber bewilligt. Das ermöglicht eine Sonderverordnung des Kantons. Der Anteil der Gemeinde an den Gesamtkosten beträgt 62500 Franken.