
Das Oltner Kulturzentrum Schützi hat erstmals eine Frau als Chefin
Das Kulturzentrum Schützi erhält eine neue junge Geschäftsführerin: Thomas Knapp gibt die Leitung ab; die Nachfolge übernimmt seine Tochter Nina Knapp. Am Mittwochabend hat der Schützi-Verein an einem internen Anlass exklusiv die wichtigsten Partner, Gönner und Kulturveranstalter über diese Personalie informiert.
Vereinspräsident Walter Rickenbacher würdigte dabei Thomas Knapps Verdienste: In den vergangenen drei Jahren habe er die Erneuerung der Infrastruktur an die Hand genommen: Es gab neue Stühle, eine neue Bühne, eine moderne Website mit einem neuen Logo. Zudem wurden die Verpflegung, die Technik und die Buchhaltung professionalisiert und an externe Anbieter vergeben. «Es ist ein Verdienst Knapps, dass die Schützi für Veranstaltungen aller Art noch attraktiver geworden ist.»
Der Grund für die Demission Thomas Knapps ist laut einer Mitteilung die Coronapandemie. In normalen Zeiten seien die Schützi und der Verlag gut nebeneinander zu führen gewesen. «Doch in diesen Zeiten gibt es keine Normalität. Die Pandemie hat nicht nur die Kultur getroffen, sondern auch der Buchbranche zugesetzt.» Die Umsätze seien wegen fehlender Lesungen und abgesagten Messen eingebrochen.
Deshalb brauche es sowohl in der Schützi als auch im Verlag kurzfristig ein noch grösseres Engagement. «Die Energie für beide Herausforderung habe ich nicht mehr», sagt der 60-Jährige. Weil er nur noch eines von beiden machen will, war für ihn klar, dass es der Verlag sein würde, sagt Knapp. Er führe den Verlag seit über 15 Jahren und werde wohl über das Pensionsalter hinaus als Verleger tätig sein. Bereits jetzt arbeitet Knapp seit Juni nur noch 20 bis 30 Prozent im Betrieb.
Seine Nachfolgerin Nina Knapp hat bereits ab Anfang Juni 50 Prozent des insgesamt 70-Prozent-Pensums der Geschäftsleitung übernommen. Sie ist seither als administrative Leiterin tätig, weil ihr Vater bereits jetzt eine Entlastung suchte. Anfang April 2022 wird sie die volle Verantwortung übernehmen.
Dem Vorwurf der Vetternwirtschaft keine Angriffsfläche bieten
Vom Vorstand einstimmig gewählt wurde Nina Knapp schon vergangenen April. Der Vorstand hatte ein klares Anforderungsprofil: «Man wollte einer jüngeren Person, wenn möglich einer Frau, eine Chance geben», sagt Vereinspräsident Rickenbacher. Er habe den Namen Nina Knapps selbst ins Spiel gebracht, um dem Vorwurf der Vetternwirtschaft keine Angriffsfläche zu bieten. Thomas Knapp sei auch bei den Gesprächen mit der Kandidatin nie dabei gewesen und dem Vorstand nicht beratend zur Seite gestanden. Man sei sich aber bewusst, dass es zu Diskussionen führen könne, wenn die Tochter auf den Vater folge.
Nina Knapp ist in den Augen des Vorstands aber sehr kompetent. Die 25-Jährige war Leiterin des künstlerischen Betriebsbüros beim Theater Orchester Biel Solothurn und suchte nach zwei Saisons eine neue Herausforderung. Die gelernte Fachfrau Gesundheit hat nach der Berufsmatura Praktika bei Region Olten Tourismus und in der Theateradministration des Stadttheaters Olten absolviert. Anschliessend bildete sie sich zur Kulturmanagerin weiter. Im November wird sie den CAS-Kurs Betriebswirtschaft an der Fachhochschule Nordwestschweiz abschliessen.
In den vergangenen fünf Monaten habe sie sich gut eingearbeitet. «Das Team und der Vorstand unterstützen mich grossartig», sagt Nina Knapp, die die Schützi erstmals bei einer Kinderdisco nach dem Schulfest besuchte. Sie will ihr eigenes Profil und gleichzeitig auch die Schützi weiterentwickeln. Mehr Konzerte wünscht sie sich in der «schönsten Location weit und breit», ergänzt die Posaunistin der Big Band Olten, die jüngst vom Amt für Kultur und Sport des Kantons Solothurn in die Musikkommission gewählt wurde.