
Das Todesröcheln der Bäume
Den Klimawandel kannte ich bis letzten Mittwoch vor allem aus Zeitungsspalten und Online-Medien. Wie bei vielen Leserinnen und Lesern ist die Konfusion oft perfekt.
Ein Beispiel gefällig? Bei allem Gerede von einem unmittelbar bevorstehenden Weltuntergang werde eine Tatsache übersehen, schrieb die «Weltwoche» am 4. Juli: «Die globale Vergrünung geht schneller voran als der Klimawandel.» Drei Tage später berichtet die «NZZ am Sonntag» vom «Waldsterben 2.0»; viele Buchen hierzulande seien krank oder bereits tot, auch der robusten Weisstanne werde es zu heiss.
Was nun? Die Schweiz, ein grünes Paradies oder eine Wüste voller abgestorbener Tannen?
Im ideologisch aufgeladenen Expertenstreit drohen die Tatsachen, die vor der Haustüre liegen, unterzugehen. Matthias Kläy, der Leiter des Forstbetriebs Region Zofingen, hat sie mir eindrücklich vor Augen geführt. Ein paar Zentimeter unter der Oberfläche ist der Zofinger Waldboden staubtrocken. Wer die Ohren spitzt, hört bei vielen Fichten ein leises Rieseln; das Todesröcheln der Bäume, die ihre Nadeln abwerfen. Nein, dem Wald geht es nicht gut. Aber ja, er wird es wohl überleben. Gratis wird das nicht: Die Holzerträge gehen zurück, Aufforstungen mit anderen Baumarten verschlingen Geld. Egal, wie schlimm der Klimawandel ist oder noch wird: Der Patient Wald leidet, und zwar schon jetzt. Es ist ratsam, früh die richtigen Massnahmen einzuleiten.