
Datenschutzproblem beim Impfnachweis: Auch der Aargau setzt auf das nicht ganz sichere System des Bundes

Im Kanton Zug wurden Impfnachweise offenbar unverschlüsselt über das E-Mail-System der Firma Amazon verschickt, wie die «Luzerner Zeitung» berichtet. Inzwischen ist der heikle E-Mail-Versand gestoppt worden.
Auch der Aargau nutzt – wie der Kanton Zug – für die Impfregistrierung das System OneDoc des Bundes. Und auch im Aargau wurden Impfnachweise als PDF-Anhang per E-Mail an geimpfte Personen verschickt.
Dies zeigt folgendes Beispiel einer Frau, die sich Mitte März im Kantonsspital Aarau (KSA) impfen liess.(siehe Bild oben)
Als Absender des E-Mails ist zwar das KSA eingetragen, versandt wird es aber offensichtlich aus dem OneDoc-System, wie die Absenderadresse no-reply@onedoc.ch oben zeigt.
Im verschickten Impfnachweis werden die Personendaten, das Datum der Impfung, der verwendete Impfstoff sowie die Verantwortlichen des Impfzentrums aufgeführt.
E-Mail-Versand der Impfnachweise ist nicht verschlüsselt
Doch wie sieht es mit dem Datenschutz beim Versand der Impfnachweise per E-Mail im Aargau aus? Michel Hassler, Sprecher des Gesundheitsdepartements, hält auf Anfrage fest: «Es gibt hier keine End-to-End-Verschlüsselung, weil hierfür auch der Empfänger einen Primary-Key benötigen würde, was gemäss Abklärungen des Bundesamtes für Gesundheit selten der Fall ist.»
Ob die E-Mails auch im Aargau über den Amazon Simple Email Service verschickt werden, wie dies bisher im Kanton Zug geschah, kann Hassler nicht beantworten. Klar ist aber: Die Verschlüsselung der E-Mails und damit die Sicherheit der persönlichen Daten ist nicht gewährleistet. Der DGS-Sprecher betont:
«Deshalb müssen im Kanton Aargau die Impfwilligen explizit zustimmen, wenn sie per E-Mail einen Impfnachweis als PDF wollen – sie werden im Impfzentrum aktiv danach gefragt.»
Jede geimpfte Person erhält laut Hassler im Impfzentrum ein Papier mit der Bestätigung, dass sie geimpft wurde. Dieser sogenannte Impfnachweis sei das einzige vom Kanton ausgestellte Dokument. Darüber hinaus habe man keine Daten an andere Anbieter weitergegeben, sagt der Sprecher. Und er weist darauf hin, dass für einen formell gültigen Impfausweis national die rechtliche Grundlage fehle.
Aargauer erhielten Impf-SMS von zwei Absendern und auf Französisch
Nicht nur beim Datenschutz, sondern auch bei den SMS-Mitteilungen nach der Impfregistrierung gab es im Aargau zuletzt einige Fragezeichen. So wurden die Mitteilungen – zum Beispiel die Bestätigung der Registrierung – zuerst mit Absender ImpfCovid verschickt. Danach kamen vom gleichen Absender mehrfach SMS, dass die Registrierung noch gültig sei und man kontaktiert werde, wenn ein Termin verfügbar sei.
Mitte März erhielten dann viele Aargauerinnen und Aargauer ein SMS in französischer Sprache, das erneut die Registrierung bestätigte. Anfang dieser Woche traf dann wieder ein deutsches SMS mit einer Bestätigung ein, diesmal allerdings von einem Absender namens VaccinCovid.
Versehen bei Softwarehersteller löste französische SMS aus
Michel Hassler erklärt auf Anfrage, beim französischen SMS habe es sich um ein Versehen des Softwareherstellers Soignez-moi (zu Deutsch: Pflegen Sie mich) gehandelt. «Der Anbieter wurde auf den Fehler hingewiesen und die weiteren SMS sollten in der richtigen Sprache eintreffen», sagt Hassler.
Auch die Verwirrung mit den beiden Absendern ImpfCovid und VaccinCovid kann der Sprecher auflösen. «Der Absender ist derselbe und wir können bestätigen, dass der Versandauftrag korrekt ausgeführt wurde.» Lediglich die Benennung des Absenders sei gewechselt worden.
45’000 Aargauerinnen und Aargauer sind zweimal geimpft
Gemäss den aktuellsten Zahlen des Kantons sind bis Montag im Aargau gut 74’000 Personen einmal gegen Corona geimpft worden, knapp 45’000 haben bereits die zweite Impfung erhalten. Insgesamt wurden bisher gut 142’000 Dosen der Impfstoffe von Moderna und Biontech/Pfizer in den Aargau geliefert.
Noch immer ist der Impfstoff also knapp, die Impfzentren sind nicht voll ausgelastet. Vor einer Woche hat das Gesundheitsdepartement mitgeteilt, dass im April ein Pilotprojekt mit Impfungen in acht Arztpraxen startet. Der Versuch diene als Vorbereitung für die Impfung in 190 Arztpraxen im ganzen Kanton, die allerdings frühestens im Mai vorgesehen ist.
Impfungen im Aargau künftig auch in grossen Unternehmen?
Die Aargauische Industrie- und Handelskammer (AIHK) schaut dennoch schon weiter in die Zukunft und teilt mit, dass grössere Unternehmen ihre Unterstützung bei der Impfkampagne anbieten.
«Sobald genügend Impfstoff zur Verfügung steht, sollen Impfungen auch in Unternehmen vorgenommen werden können»,
schreibt Handelskammerdirektor Beat Bechtold. Impfungen sollten vorerst in grösseren Betrieben angeboten und durch einen Betriebsarzt durchgeführt werden. Die Handelskammer hält fest, dass die Impfungen für Mitarbeiter freiwillig sein sollen.
Direktor Bechtold verspricht sich von diesem niederschwelligen Angebot eine schnellere Durchimpfung der Bevölkerung. «So können die Unternehmen die eigenen Mitarbeitenden vor schweren Verläufen schützen und gleichzeitig den Schaden für die Wirtschaft reduzieren», erläutert er. Die Firmen wünschten sich eine rasche Rückkehr in die Normalität und seien bereit, mit der Impfung einen Effort zur Bekämpfung der Pandemie zu leisten.