Dem Neuen auf den Zahn gefühlt

 

Hans-Ruedi Hottiger führte mit Neo-Stadtrat Peter Siegrist ein erfrischendes 1.-August-Interview.

Potz heitere Fahne: War das eine Affiche! Der per 1. Januar frisch gewählte parteilose Zofinger Stadtrat Peter «Segi» Siegrist in der verbalen Zange des ebenfalls parteilosen Stadtammanns Hans-Ruedi Hottiger. Angedacht war für den Bundesfeiertags-Brunch in und um die Markthalle eigentlich eine Diskussion zwischen Hottiger und zwei bekannten Fahnenschwingern aus der Region. Das kam nicht zustande – dafür ein ebenso witziges wie besinnliches Gespräch zwischen zwei Männern, denen Zofingen viel bedeutet.

Was ist für Peter Siegrist der 1. August? Was sagt er ihm, wie verbringt er ihn? «Am Bundesfeiertag denke ich nicht gross an den geschichtlichen Hintergrund, unter dem Jahr aber oft», sagt Siegrist, dem unser Land und «seine aktuelle wie historische Entwicklung wichtig sind». Und wo findet man ihn am 1. August? Dort wo er sich daheim fühlt, wo es ihm wohl ist: «An einem See oder unter Freunden und Bekannten in Zofingen.»

Was ist für Siegrist das Besondere an Zofingen? «Das ist meine Heimat, und die ist dort, wo man zu Hause ist.» In seiner Bar arbeitet Siegrist abends, tagsüber ist er oft in der Stadt unterwegs. «Den Weg zum Postfach könnte ich in fünf Minuten absolvieren. Es werden aber 30, so viele Leute kenne ich – Heimat eben.» Heimatgefühle vermittle auch das Kinderfest:. «Da trifft man seine ehemaligen Schulkameraden und» – mit einem verschmitzten Lächeln – «Schulschätze.»

Auch Hottiger lächelt. 30 Minuten zum Postfach sind für ihn ein guter Wert. Geht ein Stadtratsmitglied in der Altstadt seines Wegs, laute die Standardanrede: «Ich will Sie ja nicht stören, aber da wäre …» Noch etwas ist für «Segi» in Zofingen Heimat: «Der Dialekt – sein Gemisch aus Berner, Luzerner und Solothurner Diktion.» Und mit einem breiten Lachen: «Wer diesen Dialekt nicht beherrscht, den müssen wir integrieren.»

Was mag Siegrist an unserem Land besonders, auf was ist er stolz? «Auf das Matterhorn und nach der Rückkehr aus den Ferien mag ich eine Cervelat.» Im Ausland ist er stolz, wenn Schweizer Schoggi gelobt wird. «Was mich nervt, ist, dass wir zu bescheiden sind, nicht zu unseren Stärken stehen.»

Typisch schweizerisch? «Das Bankkonto? Nein, unsere direkte Demokratie.» Vor jeder Abstimmung gebe es mehr oder minder heftig geführte Kämpfe – Redeschlachten an den Stammtischen mit Gewinnern und Verlieren. «Ist das Resultat einmal da, geht man zur Tagesordnung über und ist sich wieder Freund.»

Der 8. Juli, der wird Hottiger und Siegrist immer präsent bleiben. Das Unwetter, vor allem aber die Hilfsbereitschaft der Menschen. «Sigis» Bar war schwer betroffen. «Unglaublich, was ich Stunden nach der Flut erleben durfte. Leute aus weniger betroffenen Gebieten kamen nicht und fragten, ob sie helfen könnten – sie brachten gleich Hilfsmittel wie Eimer, Nasssauger oder Stirnlampen mit. Wir standen zusammen wie einst die Leute aus den Waldstätten.»

Helferfest am 12. September
Hottiger und Siegrist hoffen, dass das gestärkte Zusammengehörigkeitsgefühl auch im Alltag seinen weiteren Bestand hat. Einen Grundstein legen wollen der amtierende Stadtrat und «Segi» als Volunteer am 12. September mit einem Helferfest. Eingeladen sind Organisationen wie Feuerwehren und Zivilschutz, aber auch Freiwillige, die spontan geholfen haben.

Je nach Wetter gibt es im oder vor dem Stadtsaal Speis und Trank, persönlichen Austausch und einige durch «Segi» organisierte Musikbands, die mit ihren Auftritten für so viel Solidarität Chapeau zeigen wollen.