
Dem Seniorenzentrum Zofingen droht ein Minus von 1,6 Millionen Franken
Grosser Knall im Seniorenzentrum Zofingen: Weil per Ende Jahr ein Minus von 1,6 Millionen Franken droht, lanciert die Leitung ad interim, die auf das Gesundheitswesen spezialisierte Beratungsfirma Muller Healthcare Consulting, ein Massnahmenpaket und streicht sieben Vollzeitstellen. Betroffen sind zwölf Mitarbeitende über alle Bereiche hinweg. Grund für die Stellenstreichung sei die fehlende Auslastung im Seniorenzentrum aufgrund der Corona-Pandemie, teilt die Stadt mit. «Bisher war das Seniorenzentrum mit mindestens 96 Prozent überdurchschnittlich gut ausgelastet», erklärt die für das Seniorenzentrum zuständige Stadträtin Rahela Syed (SP). Aufgrund von Todesfällen und weniger Nachfrage sei die Auslastung während der Pandemie aber auf rund 80 Prozent gesunken. Die Stadt wollte Kurzarbeit einführen, der Kanton geht aber davon aus, dass kein Betriebs- und Konkursrisiko besteht. Daher wurde die Kurzarbeit nicht bewilligt.
300 Ideen für innovative neue Angebote gesammelt
Neben der Stellenreduktion werden im Rahmen des Massnahmenpakets «fit für die ZOkunft» auch diverse weitere Punkte auf der Kosten- wie auch auf der Ertragsseite optimiert. «Das Seniorenzentrum wird beispielsweise mit innovativen Angeboten fit für die Zofinger Zukunft gemacht», erklärt Rahela Syed das Wortspiel. Das Paket enthält elf Massnahmen. Beispielsweise werden Einsparungen beim Einkauf oder interne Verrechnungen mit der Stadt geprüft. Die meisten Massnahmen zielten aber auf die Ertragsseite, betont Syed. Sie nennt unter anderem neue Angebote für die Mieter der benachbarten Seniorenwohnungen, Marketingmassnahmen oder das Drive-through-Angebot für Mittagessen am Donnerstag und Freitag. Ausserdem will das Seniorenzentrum künftig Tagesgäste empfangen und so die pflegenden Angehörige entlasten. Rund 300 Ideen seien bei einer Umfrage unter Mitarbeitenden, Bewohnern, Angehörigen und freiwilligen Mitarbeitenden gesammelt worden, erzählt Syed. Die erfolgsversprechendsten würden im Rahmen des Massnahmenpakets mitgenommen. Gleichzeitig soll mittelfristig auch die strategische Ausrichtung des Seniorenzentrums überprüft werden.
Sparmassnahmen erst kürzlich entwickelt
Vor einem Monat hat die Stadt Zofingen den Stadtrat für die nächsten vier Jahre gewählt. Während des Wahlkampfs war auch das Seniorenzentrum ein Thema, denn der designierte neue Zentrumsleiter wurde kurz vor seinem Amtsantritt entlassen. Dass die Sparmassnahmen am Seniorenzentrum nun bewusst auf nach den Wahlen verschoben wurden, an denen Rahela Syed das drittbeste Resultat erzielt hat, bestreitet sie. «Dies war keine Wahlkampftaktik. Dies ist nicht meine Art.» Die Massnahmen seien erst jetzt kommuniziert worden, weil sie erst in den letzten Wochen entwickelt worden seien.
Pflegequalität auch bei steigender Auslastung
Rahela Syed geht davon aus, dass unter anderem dank Durchimpfung die Pandemie eingeschränkt werden kann und wieder mehr Bewohner ins Seniorenzentrum eintreten werden. «Deshalb, und weil wir uns des Werts unserer Mitarbeitenden sehr wohl bewusst sind, sind wir mit den Stellenkürzungen nicht ans Limit gegangen», betont sie. Der Richtstellenplan des Kantons sei auch weiterhin gut erfüllt. «Bei steigender Auslastung des Seniorenzentrums wird auch weiterhin eine Pflege in sehr guter Qualität möglich sein.» Dem Seniorenzentrum sei es zudem ein grosses Anliegen, dass die von den Entlassungen betroffenen Mitarbeitenden rasch wieder eine Stelle finden, sagt Syed. Entsprechend würden diese bei der Stellensuche unterstützt.