Der Bauführer, der im Fussball-Beizli Hamburger brutzelte

Sandro Suter hat in der Vergangenheit bereits bewiesen, dass er mehr als einen Job stemmen kann. Von 2014 bis 2019 führte er mit Ehefrau Sonia Suter das Restaurant Walke des FC Kölliken. Sie, die Gastronomin, bewirtete die Gäste. Er, der Bauführer und leidenschaftliche Hobbykoch, bereitete Burger und Tapas zu. Ab 16 Uhr hatte das Restaurant neben dem Fussballplatz jeweils offen. Sandro Suter tauschte somit jeden Abend den Bauhelm gegen die Schürze ein.

Der Grossvater als Wahl-Bonus

Diesen Zweitjob hat er nicht mehr – Sonia Suter führt seit einem Jahr das Restaurant El Colibri – doch der nächste Job wartet bereits. Ab Januar ist der 42-Jährige neuer Gemeinderat in Kölliken. Sich bekannt zu machen, brauchte er nicht mehr, dazu hatten fünf Jahre im Fussballclub-Restaurant bereits gereicht.

«So manch einer der älteren Generation hat mich aber nicht deswegen auf den Wahlzettel geschrieben, sondern weil sie vielleicht meinen Grossvater noch gekannt hatten», so Suter. Dieser sei in allen Vereinen aktiv gewesen. Im Tierzüchter- oder Schäferhundeverein etwa. Wer genau aus der Suter-Familie bekannter ist, darüber lässt sich also streiten. Sicher ist: Sandro Suter ist der erste Gemeinderat in der Familie.

Die Idee, in der Gemeinde, in der er schon sein Leben lang wohnt, ein Amt zu übernehmen, sei schon länger im Raum gestanden, sagt er. Ernsthafte Gedanken machte er sich, als bekannt wurde, dass zwei Mitglieder des Gemeinderats zu den Gesamterneuerungswahlen nicht mehr antreten. Dann wurde es bald noch ernsthafter: Die FDP Kölliken kam auf ihn zu und fragte, ob er nicht für sie kandidieren wolle. Das war der entscheidende Schubs, der noch gefehlt hatte, um sich aufzustellen zu lassen. Er beschloss jedoch, dies als Parteiloser zu tun. «Ich komme nicht aus einer Unternehmerfamilie, wir sind alle Arbeitnehmer.»

Der Familienrat gab grünes Licht

Bevor er seinen Namen auf die Kandidatenliste setzte, besprach er das Vorhaben mit Ehefrau Sonia und den beiden Söhnen im Teenageralter. Danach mit seinem Arbeitgeber, dem Zürcher Bauunternehmer Marti. In der Baubranche lässt sich Teilzeitpinseln schwer realisieren. Sein Pensum zu reduzieren, war auch nie Sandro Suters Plan. Die Kunst bestehe darin, die arbeitsfreien Momente des Tages auszunützen, wie er sagt. Vorbilder, die das bereits beherrschen, gibt es auf seiner Arbeit gleich mehrere: «Viele meiner Kollegen sind in ihren Gemeinden im Gemeinderat oder waren es einmal. Sicher werde ich auf ihre Unterstützung zählen können.» 

Der neue Gemeinderat blickt entspannt auf seine erste Gemeinderatssitzung, an der die Ressorts verteilt werden. Der Hochbau sei für ihn als Bauführer interessant, aber als Neuer nehme er, was komme. Wie ganz Kölliken beobachten konnte, hat er sich auch als Kultur-Organisator gut behauptet. Das Ehepaar Suter hat mit dem Fussballclub schon vier Oktoberfeste auf die Beine gestellt und als 2019 das Beizlifest ausfiel, organisierten sie eine Alternativveranstaltung. Solche Aktionen zeugen von Energie, die man im Gemeinderat gebrauchen kann.