Der FC Aarau dominiert, aber die Grasshoppers gewinnen

Und dann scheinen sich die Aarauer doch noch für die Schlussoffensive zu belohnen: Es läuft bereits die Nachspielzeit, das Heimteam führt 2:1, als GC-Verteidiger Arigoni nach einem Eckball Rrudhani am Schuss hindert. Klare Sache: Penalty für die Gäste. Olivier Jäckle schnappt sich den Ball, nimmt Anlauf – und verfehlt zum Entsetzen der Teamkollegen das Tor. Zur Verteidigung Jäckles sei erwähnt, dass er just im Moment der Schussabgabe mit dem Standbein wegrutscht. Trotzdem: Was für ein Fehlschuss des Captains.

Zu allem Übel aus Aarauer Sicht kommt: Es ist ein Fehlschuss mit Ansage. Bereits im Hinspiel zwischen den beiden Teams im Brügglifeld bekam der FCA einen Penalty zugesprochen. Wer verschoss? Genau – Olivier Jäckle. Kurioserweise hat Jäckle vor dieser Saison alle Penaltys im FCA-Dress verwandelt – und nun vergibt er gleich zwei Mal gegen GC. Was seinen FC Aarau zwei Punkte kostet.

Zu wenig clever und zu wenig effizient

Mindestens zwei Punkte: Denn wie im November, als der FCA trotz spielerischer Überlegenheit und Chancenplus schon einmal unglücklich gegen GC verloren hat, ist die Niederlage im Letzigrund nicht zwingend. Sogar der Sieg wäre dringelegen.

Doch wer GC schlagen will, muss sich sowohl defensiv als auch offensiv in den entscheidenden Aktionen cleverer anstellen. Schon vor Jäckles Penalty-Fehlschuss bieten sich den Aarauern mehrere gute Chancen – die grösste vergibt Thiesson in der 64. Minute, als der aufgerückte Innenverteidiger unbedrängt aus zwei Metern nur die Latte trifft. Während in dieser Szene Thiessons Unvermögen den Torerfolg verhindert, hat Aarau beim Pfostenschuss von Bastien Conus in der 55. Minute Pech. Es ist die auffälligste Szene des Neuzugangs aus Chiasso, der nach nur einem Training mit den neuen Teamkollegen seinen soliden Einstand als Linksverteidiger gibt.

Die Fehler, die zu den zwei Gegentoren führen, begehen andere. Vor dem 1:1 Schiedsrichter Sven Wolfensberger, der kurz nach der Pause ein Foul von Arigoni im Laufduell mit dem Aarauer Raoul Giger übersieht – Arigoni flankt vor das FCA-Tor, wo Bonatini ausgleicht.

Dürfen die Aarauer beim 1:1 auf den Unparteiischen verweisen, so ist das 1:2 einzig und allein der eigenen Naivität geschuldet: Donat Rrudhani begeht eine fussballerische Todsünde, indem er zentral in der eigenen Platzhälfte gegen mehrere GC-Spieler ins Dribbling geht. Folge: Rrudhani bleibt hängen, GC spielt mit zwei schnellen Pässen Demhasaj frei, der auch noch von einem taktischen Fehler des Aarauers Hasani profitiert und so mühelos das 2:1 erzielt.

Aarau verkörpert punktemässig das Mittelmass

Attraktiv gespielt, den Gegner über weite Strecken dominiert, mehr Torchancen kreiert und doch nicht gewonnen – es ist offensichtlich, was dem FC Aarau zum absoluten Spitzenteam fehlt: Killerinstinkt sowohl im gegnerischen als auch im eigenen Strafraum.

Ganz anders GC, das Fussball zum Wegschauen praktiziert, aber in den entscheidenden Szenen kaum Fehler begeht (beste Offensive, zweitbeste Defensive). Die Folge: In der Winterpause lag Aarau nur zwei Zähler hinter den Zürchern, vier Spiele später beträgt die Differenz zwischen dem Leader und dem Sechsten 14 (!) Punkte – genauso gross ist übrigens der Abstand des FC Aarau zum Tabellenschlusslicht Chiasso.