
Der «Fisch des Jahres» ist ein scheuer Überlebenskünstler
Er ist ein regelrechter Überlebenskünstler und ein Allesfresser, umschreibt der Schweizerische Fischerei-Verband (SFV) den Fisch des Jahres. Der Alet findet praktisch überall Nahrung. Auf seinem Menüplan stehen Insekten, Algen, Wasserpflanzen, Larven, Schnecken, Muscheln und Würmer. Der Alet (lateinisch Squalius cephalus) ist eine Fischart aus der Ordnung der Karpfenartigen und kommt in fast ganz Europa vor.
In Bayern wird er als Döbel oder Aitel bezeichnet. Nebst weiteren Namen wie Rohrkarpfen, Mulbe oder Mülwe wird er auch Dickkopf genannt. Letzteres hat seinen Grund: Er ist ein äusserst scheuer und schlauer Fisch – eher schwierig zu fangen.
«Auf dem Teller spielt der Alet kaum eine Rolle»
Welche Rolle spielt der Alet für die Fischerinnen und Fischer in der Region Zofingen? Auskunft gibt Samuel Gerhard. Der Oftringer ist Obmann der Fischeraufseher beim Fischerei-Verein Aarburg: «Auf dem Teller kaum eine.» Weshalb? Weil der Alet (ein Vertreter der Karpfenfische) reich an Gräten ist. Dies vergrault Schweizer Fischliebhaberinnen und -liebhaber – Fischer mit Wurzeln im Ausland weniger. In ihren Küchen püriert man den Alet, entfernt die Gräte aus der Fleischmasse und macht Fischbällchen aus ihm.
Das Spezielle am Alet sei, dass er – im Gegensatz zu Forelle oder Felche – keine grossen Probleme mit dem Klimawandel hat. Er erträgt Wassertemperaturen von mehr als 30 Grad. Mit seinem schlanken Körperbau und dem breiten Maul ist er anpassungsfähig wie kein Zweiter. Er findet praktisch überall Nahrung. Er liebt strömendes Wasser, kommt aber in Seen genauso gut zurecht wie in den Mittellandflüssen oder in kleinen Wiesenbächlein in Alpentälern. Kurz: Der Alet ist ein veritabler Überlebenskünstler, fast schon Opportunist, wie der Schweizerische Fischerei-Verband feststellt.
Dank seines Misstrauens flüchtet er rechtzeitig vor fischfressenden Vögeln. Zudem ist der Alet gegenüber Krankheiten, Parasiten und chemischen Verunreinigungen widerstandsfähiger als andere Fische. Für einen Fischliebhaber am Ende der Nahrungskette ist das Stichwort Chemie-Resistenz kein positives.
In Aarburg setzt man keine Fische mehr aus
Was tut der Fischereiverein Aarburg für genügend Forellen? «Wir betreiben keine Fischzucht mehr und setzen auch keine Jungfische – egal welcher Art – aus», sagt Präsident Beat Niggli. Weshalb? «Weil die Wissenschaft aufzeigt, dass sich Arten, welche sich natürlich vermehren, besser durchsetzen», sagt Samuel Gerhard. Dies dokumentieren DNA-Abgleiche. Spannend in diesem Zusammenhang: DNA-Proben haben aufgezeigt, dass in der Wigger eine andere Forelle lebt als in der Pfaffnern. Man wisse heute, dass es rund 50 Variationen der Forelle gibt.
Der Alet ist dank seiner Anpassungsfähigkeit privilegiert. Damit auch andere Fische eine Zukunft haben – so der Fischerei-Verband – müsse unter anderem zügig und grossflächig in die Renaturierung von Bächen und Flüssen investiert werden.