Der Flugzeugabsturz im Birrfeld ist nach einem Jahr noch ungeklärt

Vor einem Jahr, am 14. Mai 2019, stürzte beim Flugplatz Birrfeld ein Leichtflugzeug kurz nach dem Start ab und ging in Flammen auf. Pilot Walter K. (67) kam dabei ums Leben. Die Absturzstelle befand sich etwa 1,3 Kilometer nordöstlich des Flugplatzes auf einem schmalen Weg direkt neben dem Autobahndreieck A1 und A3. Wäre das Flugzeug in den Feierabendverkehr gestürzt, hätte es leicht noch mehr Opfer geben können.

Da der Pilot bis zu seiner Pensionierung Mitarbeiter der Schweizerischen Sicherheitsuntersuchungsstelle (Sust) war, führt diese die Untersuchung zum Unfallhergang nicht wie üblich selber durch. «Aus Befangenheitsgründen» delegierte sie diese Aufgabe an die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) in Deutschland. Dort hiess es im Juni letzten Jahres, es dauere «sicher ein Jahr», bis der Abschlussbericht publiziert werden könne.

Zum Jahrestag des Unglücks liegt dieser Bericht nun noch nicht vor. Das sagt Martin Pohl, Untersuchungsleiter bei der Sust und in dieser Sache bevollmächtigter Vertreter der Schweiz. Die Untersuchung durch seine deutschen Kollegen sei «bereits fortgeschritten, aber noch nicht komplett abgeschlossen». Aufgrund der Pandemiesituation sei es auch nicht möglich, einen Zeithorizont für die Veröffentlichung des Berichts zu nennen.

Wrack in der Schweiz und in Deutschland untersucht

Publiziert ist bisher einzig ein Zwischenbericht der BFU. Daraus geht hervor, dass der Pilot um 17.17 Uhr mit seinem Eigenbau-Flugzeug, einem Tiefdecker mit zwei Sitzen, auf der Piste 08 im Birrfeld startete, um allein einen Rundflug über Konstanz, Wangen-Lachen zurück ins Birrfeld zu unternehmen. Laut einer Zeugenaussage hob das Flugzeug des Typs HB-207 Alfa normal ab und ging dann in einen kontinuierlichen Steigflug über.

Das Fahrwerk wurde eingezogen. Das später aus dem Wrack geborgene GPS-Gerät zeichnete 42 Sekunden nach dem Abheben eine Linkskurve auf. Die Aufzeichnung endete mitten in der Kurve, als das Flugzeug abstürzte. «Die Videoaufnahme eines Zeugen zeigte, dass die Querneigung des Flugzeugs in der Linkskurve auf über 45 Grad zunahm und sich ein spiralsturzähnlicher Flugzustand entwickelte», heisst es im Zwischenbericht. Gegenüber Tele M1 hatten Augenzeugen berichtet, das Flugzeug sei fast senkrecht zu Boden gestürzt.

Das ausgebrannte Wrack wurde zum Sust-Standort in Payerne gebracht und dort von der BFU untersucht. «Die Treibstoffleitung war im Bereich des rechten Fahrwerkes abgeschert. Dieser Bereich wurde heraus- getrennt und zur weiteren Laboruntersuchung nach Braunschweig transportiert», heisst es im Zwischenbericht. Daraus lassen sich allerdings noch keine Schlüsse ziehen; die Resultate der Untersuchungen sind noch nicht veröffentlicht.

Schon einmal beinahe abgestürzt

Der Pilot war sehr erfahren. Mit demselben Flugzeug wäre er 2016 in der Nähe von Bad Ragaz schon beinahe abgestürzt, als ein Antriebsriemen des Motors riss. Dass er eine Notlandung schaffte, führte ein Kollege aus dem Verein der Schweizer Flugzeug-Eigenbauer gegenüber der AZ auf das grosse fliegerische Können von Walter K. zurück.

In den letzten zehn Jahren sind im Kanton Aargau oder in direkt angrenzenden Gemeinden bei drei Kleinflugzeug- und einem Ballonabsturz insgesamt vier Menschen ums Leben gekommen, eine Person wurde schwer verletzt. Der letzte tödliche Unfall ereignete sich im Januar dieses Jahres nahe dem Flugplatz Buttwil.