Der heisse Sommer ist für die Anwohner zu laut

Die Sandbänke unterhalb des Laufkraftwerks Ruppoldingen gehören seit Jahren zu den beliebtesten Badezielen in der Region. Bereits bei halbwegs schönem Wetter wird sowohl auf der Boninger wie auch auf der Rothrister Seite gebadet, gesonnt und die langsam fliessende Aare genossen. Schattenspendendes Grün lädt zum Verweilen ein und der Sand lässt Alltagssorgen verschwinden. Während die Strände für die einen das Paradies auf Erden sind, sind sie für viele Rothrister Anwohner jedoch das pure Gegenteil. Sie sind nämlich die Leidtragenden der Begleiterscheinungen wie Lärm, Abfall und Verkehr. Im vergangenen Herbst reichten deshalb über 60 Anwohner ein gemeinsames Begehren beim Gemeinderat ein und forderten so Massnahmen. Daraus entstand im April ein Infoanlass, an dem sich die Anwohner Gehör verschaffen konnten und die Gemeinde ihre Massnahmen, wie temporäre Fahrverbote, vorstellte. Der zuständige Gemeinderat Hans Rudolf Sägesser versprach den Anwesenden zudem, dass im kommenden Herbst Bilanz gezogen werde und wünschte allen einen hoffentlich ruhigen Sommer (wir berichteten).

Laute Musik in der Nacht

Für einige der Anwohner, mit denen das Zofinger Tagblatt sprach und die anonym bleiben möchten, ist aber bereits jetzt klar, dass die Massnahmen nicht genug greifen – auch von einem ruhigen Sommer sind sie weit entfernt. «Den Lärm der Badenden, welcher fast ausschliesslich von der Boninger Seite herkommt, müssen wir nach wie vor ertragen», so einer der Anwohner. «Letztens sahen wir uns gezwungen, die Polizei zu rufen, da am anderen Ufer bis spät in die Nacht extrem laut Musik gehört wurde», fügt er an. Eine andere Anwohnerin erzählt, wie regelmässig wahre Alkoholexzesse stattfinden würden, oft auch unter der Woche. Die Betrunkenen schreien dann herum wie brünftige Hirsche und an ein Schlafen mit offenem Fenster sei so nicht zu denken.

Regelmässig wird auch das Feuerverbot missachtet. Mehrere wilde Feuerstellen auf der Rothrister Seite bezeugen das. «Den Rauch zieht es immer ins Quartier hinein. Besonders schlimm ist es, wenn man nach einem heissen Tag gerne durchlüften würde und an der Aare unten wird Abfall verbrannt», erzählt der Anwohner weiter, «das stinkt herrgottsjämmerlich.» Andere Anwohner erzählen, wie in der Vergangenheit der Abfall zudem oft einfach in den Gärten entsorgt wurde. Auch erleichterten sich einige Passanten in die Gärten. Seit die Gemeinde blaue Fässer als zusätzliche Mülltonnen aufstelle, habe das Littering gebessert. Wenn an der Aare aber richtig Betrieb herrscht, reichen auch die Fässer nicht aus. Der Müll stapelt sich regelmässig zu wahren Bergen auf, welche wiederum von wilden Tieren wie Füchsen und Krähen, angelockt von Essensresten im Abfall, zerlesen werden. Auch steht seit dieser Saison eine mobile Toilette zur Verfügung, deren Reinigung die Alpiq Hydro Aare AG, Besitzerin des Kraftwerks Ruppoldingen, übernimmt – zumindest für das erste Jahr. «Das klappt super», freut sich der Anwohner. «Die Toilette wird oft genutzt und regelmässig geputzt. Und obwohl sie an der prallen Sonne steht, riecht man überhaupt nichts davon.»

«Pro Tag sicher über 200 Autos»

Das Schlimmste für alle der Anwohner ist aber der Verkehr. Besonderer Dorn im Auge ist dabei ein Kiesparkplatz für 20 Autos unten am Bornweg. Im Minutentakt fahren dort neue Autos auf der Suche nach einem Abstellplatz zu, mitten durchs Quartier, oft ohne Erfolg. «Pro Tag sicher über 200 Autos», weiss der Anwohner. «Finden sie einen Parkplatz, werden die Autotüren und Kofferraumdeckel zugeknallt, dass es im ganzen Quartier zu hören ist. Oft auch gut nach Mitternacht, da wird keine Rücksicht genommen.» Konnten die «Aaresträndler» auf dem Parkplatz nicht parkieren, stellten sie in der Vergangenheit ihre Fahrzeuge oft ungeniert auf den Privatplätzen der Anwohner oder an den unübersichtlichsten Stellen auf der Strasse ab. Um dies zu verhindern, sperren einige der Anwohner ihre Plätze nun ab und die Gemeinde platzierte grosse Steine in einer Kurve der Zufahrtsstrasse des Quartiers.

Fahrverbot übers Wochenende

Zudem verhängt die Gemeinde an schönen Wochenenden ein Fahrverbot über das ganze Gebiet, welches von einem Security-Agenten zeitweise überwacht wird. Solange der Security-Agent anwesend ist, der alle passierenden Fahrzeuge fragt, was sie in dem Quartier zu suchen haben, sei der Parkplatz tatsächlich leer. Wenn er am Abend aber nach Hause gehe, sei der Parkplatz innert einer Stunde wieder voll und der Verkehr wieder im Quartier. Die Anwohner vermuten, dass das Fahrverbot, welches lediglich an schönen Wochenenden gilt, zu weiträumig aufgestellt ist. Eine der Tafeln steht etwa vor der Brücke über die Bahngeleise beim Breitenpark – bis zum Parkplatz sind es noch gut drei Minuten Fahrt.

Eine Anwohnerin beobachtet, dass die Polizei oft Kontrollen macht und Parkbussen verteilt, auch auf dem Parkplatz am Bornweg. Gebüsste würden dann ungläubig herumlaufen und nach einer Park- oder Fahrverbotstafel suchen. Sie ist sich sicher, dass eine zusätzliche Tafel direkt im betroffenen Quartier oder vor dem Parkplatz helfen würde.

Die mobile Toilette hilft

«Wir sind froh, bleibt die Gemeinde Rothrist am Ball, auch wenn die aktuellen Lösungen vielleicht noch nicht die richtigen sind», sagt der Anwohner. Einige der Massnahmen, wie etwa die mobile Toilette, würden ja auch ganz gut klappen. Viele hoffen, dass nach dem nächsten Zusammenkommen mit dem Gemeinderat die Lösungen optimiert werden. «Wir stören uns wirklich nur an den Begleiterscheinungen und nicht daran, dass die Leute baden.»

Müllberg: Nach einem heissen Tag reicht auch das blaue Müll-Fass bei weitem nicht.
Müllberg: Nach einem heissen Tag reicht auch das blaue Müll-Fass bei weitem nicht.
Auswärtige fahren trotz Fahrverbot an die Aare: Parkplatz beim Rothrister Strand.
Auswärtige fahren trotz Fahrverbot an die Aare: Parkplatz beim Rothrister Strand.