
Der Männerchor Mättenwil: Wonnige Lieder und witziges Theater

Immer wenn der Winter matsch wird und sich langsam Frühlingswetter regt, erwacht auch das Kulturleben der Gemeinde, und zwar speziell im westlichen Randgebiet: der Fennern. Das ist nicht selbstverständlich. Denn als ein Johannes Gugelmann dort 1865 ein Wirtshaus eröffnen wollte, verweigerte ihm der Regierungsrat die Bewilligung, weil die Lage zu abgelegen und der Betrieb schwer zu überwachen sei. Der Gemeinderat beharrte jedoch auf seinem aus der Berner Zeit verbrieften Recht einer sogenannten Pintenschenke. Gerade diese abgelegene Lage machte jedoch aus der «Fennern» ein beliebtes Ausflugsziel und eben auch zum Zentrum von Konzert und Theater «Made in Männerchor Mättenwil».
Hohe Kultur auch im Chorgesang
Seinen hervorragenden Ruf verdankt der Verein vor allem den Theateraufführungen. Vor 15 Jahren übernahm Heiri Pürro die Leitung des Chores. Seither hat er gesanglich deutlich aufgeholt. Darüber war man sich auch im Publikum einig und das Konzert lieferte den Beweis. Man experimentiert eben nicht mit dem Trend zu den aktuellen Hits und Schlagern, sondern setzt auf die ewig währenden, vertrauten Lieder für Männerchor. Roland Bolliger stellte sie jeweils einleitend vor. Zu «Die alten Strassen noch» brauchte er nicht viel zu sagen. Das «Die alten Freunde aber sind nicht mehr» klingt immer noch wehmütig in vielen Ohren. Hinter «Der Jäger Abschied» stecken die Worte «Wer hat dich, du schöner Wald, aufgebaut so hoch da droben?» des Romantikers Joseph von Eichendorff, vertont von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Wunderschön, wie innig das «Lebewohl» in verschiedenen Stimmlagen ausformuliert wurde. Ähnliches geschah im erhaben-feierlichen «Ode an Gott», besser bekannt als «Appenzeller Landsgemeindelied», besonders, als die Bässe «Deiner Hände Werk sind wir» nachhaltig betonten. Nun kündigte der Moderator eine Reise durch die Schweizer Musiklandschaft an, und zwar in allen vier Landessprachen. «S Zugerländli» (Ernst Grollimund) konnte noch so gesungen werden, wie der Schnabel gewachsen ist. In «Le vieux Chalet» war das nicht mehr der Fall. Der nächste Halt war im Tessin beim «Cucù», wo der Kuckuck noch häufiger vorkommt als in der Fennern. Dann ging es über den Lukmanier nach Graubünden. Dort fand der Männerchor wonnige Ruhe im Schlaflied «Dorma bain», mit einem Solo des Dirigenten.
Hellwach wurde das Publikum, als sich die Bühne in das Wohnzimmer des Bauern Bernhard Moser verwandelte. Der dreiaktige Schwank «Waschliwyber» unter der Regie von Ursula Hess dürfte das 84. Theaterstück seit der Gründung des Männerchors Mättenwil im Jahr 1933 sein. Ob Theatertalent vererbt werden kann, kann bezweifelt werden, nicht aber, dass es vorhanden ist. Von den acht Mitwirkenden dieses Jahr haben vier bereits Erfahrung. Ausser «Altmeister» Fritz Lanz als Bauer Moser, Peter Lerch als dessen Sohn, der vorwitzigen Haushälterin Käthy (Brigitte Planzer) und Peter Hess als Gemeindepräsident spielen auch Natascha Habegger, Silvia Kreienbühl, Manuela Lanz und Simon Röthlisberger eine Rolle in diesem Stück, wo es um Lug, Trug und Liebe geht und wo der schlaue Bauer Moser die anderen auf eine falsche Spur lenkt, seine Widersacher austrickst und ein Happy End austüftelt. Wie gewohnt lief an der Premiere alles «wie am Schnüerli».