
Der Mann mit dem besten Sommerjob: Wasserrutschen-Tester


In der Badi Wohlen reissen sich derzeit die Badmeister und zahlreiche Handwerker von früh bis spät den Hintern auf, damit es mit der Eröffnung am 7. Juli auch klappt. Den Hintern aufreissen sollen sich an diesem Tag aber auf keinen Fall die ersten Benützer der neuen, 96 Meter langen Rutschbahn.
Dafür haben erst einmal die Monteure der Lieferfirma Wiegand unter der Leitung von Bauleiter Tobias Machelett gesorgt. Ob sie aber wirklich alle scharfen Kanten rundgeschliffen haben, ob Treppe und Geländer den geltenden Sicherheitsnormen entsprechen, die 96 Meter lange Rutsche schön glatt ist und die Kurven so angelegt, dass niemand aus der Bahn fliegt oder einen ungewollten Überschlag macht, das hat am Donnerstagmorgen der dipl. Sportingenieur Benjamin Sperrlich vom TÜV Thüringen sorgfältig geprüft.
Europaweite Normen
Sperrlich ist nicht etwa aus Scham über die WM-Niederlage «seiner» Fussballmannschaft in die Schweiz abgehauen. Er ist regelmässig hier und in vielen anderen Ländern als TÜV-Prüfer unterwegs: «Für Wasserrutschen und andere, stationäre Freizeitanlagen gibt es sogenannte EN-Normen, die auch von der Schweiz anerkannt werden. Die Anlage hier in Wohlen prüfe ich im Auftrag der Hersteller-Firma Wiegand, die ihren Sitz im deutschen Rasdorf bei Fulda hat. Ich prüfe in der Schweiz aber auch regelmässig Wasserrutschen und/oder andere Freizeitanlagen, die von einheimischen Unternehmen hergestellt worden sind.» Entscheidend sei, erläutert er weiter, dass eine solche Anlage von unabhängigen Fachleuten vorschriftsgemäss geprüft worden sei und nicht, wer sie kontrolliert habe.
Chefmonteur Machelett und Prüfer Sperrlich kennen sich, scherzen und gehen recht freundschaftlich miteinander um. Doch der Prüfer nimmt es äusserst genau, weist da auf ein noch fehlendes Sicherheitsdetail hin und dort auf etwas anderes, das ihm noch nicht ganz gefällt. Das meiste wird von den Monteuren sofort erledigt, denn was Sperrlich kritisiert, sind keine eigentlichen Mängel. Die Bahn ist einfach noch nicht überall ganz fertig.
So fehlen – beispielsweise – die Sensoren für die Ampel, die oben im Turm mit Grün die Rutsche freigibt. Mit dieser Einrichtung wird verhindert, dass ein schneller Rutscher in einen langsameren vor ihm prallen kann. «Das ist ein wichtiges Teil, das muss funktionieren. Vorher gehe ich nicht vom Platz», sagt Benjamin Sperrlich.» Die Monteure sind derweil schon am Einziehen der nötigen Kabel, es geht vorwärts.
Das Wasser fliesst erst nur als trübe Brühe den Edelstahl-Kanal hinunter, wird dann allmählich klarer und jetzt kommt, an der fröhlichen Stimmung gemessen, für die Monteure der Höhepunkt der Rutschen-Montage: die Testfahrt. Sperrlich schaut mit Argusaugen zu, ob alles richtig funktioniert. Dann zieht auch er die Badehose an und geht auf Test-Rutschfahrt. Was für ein herrlicher Sommerjob!