
Der neue Velohändler «Wildcycle» drängt in den Oltner Fahrrad-Markt
Das Rennvelo im Schaufenster glänzt ferrarirot, das Elektro-Mountainbike neongrün. An der Wand hängen Helme in rosa und babyblau. Der neue Velo-Laden an der Baslerstrasse 66 in Olten leuchtet in allen Farben. «Bunt ist in. Bei uns können sich die Kunden ihr Velo nach ihren Farbwünschen individuell zusammen stellen», sagt Geschäftsführer Fabian Zimmerli und lächelt wie auch der Smiley auf seinem T-Shirt, dessen Augen die Reifen eines türkisfarbenen Velos darstellen.
Fahrräder sind Zimmerlis Leidenschaft. «Seit ich denken kann, hat sich mein Leben immer um Velos gedreht», sagt er. Jetzt wird aus seiner Passion immer mehr auch sein Beruf. Der 29-Jährige ist eigentlich gelernter Pfleger. Obwohl er jetzt zwei Jahre nach der Eröffnung des «Velostöblis» in Aarau schon sein zweites Velogeschäft betreibt, arbeitet Zimmerli weiter zu 50 Prozent im Kantonsspital Aarau. «Reparaturen am Velo hier, Reparaturen am Mensch da. Ich mache beides sehr gerne. Die Abwechslung gefällt mir», sagt er.
Fokus auf der Werkstatt
Gemeinsam mit dem erfahrenen Velomechaniker Reto Wild (42) – wie Zimmerli ebenfalls aus Oftringen – will er die GmbH «Wildcycle» gründen, unter deren Name in Zukunft drei Filialen zusammengeschlossen werden: Cycling Sport Wild, das Reto Wild seit zehn Jahren erfolgreich in Oftringen führt, das «Velostöbli» in Aarau und der neue Laden in Olten. «Schon seit fünf bis sechs Jahren beschäftigen wir uns mit diesen Plänen. Das Dreieck, also drei Geschäfte in Olten, Aarau und Oftringen, war immer unser Ziel», so Zimmerli.
Bei «Wildcycle» legen Wild und Zimmerli den Fokus auf die Werkstatt. «Das zeichnet uns aus. Jeder kann jegliche Art von Velos zu uns bringen», sagt Zimmerli. Zwei weitere tragende Säulen ihres Konzepts sind Beratung/individuelle Anpassung und der Verkauf und die Vermietung von Elektro-Bikes. «Elektromotoren werden immer gefragter», sagt Zimmerli. Wenn es die Grösse des Rahmens zulässt, kann heutzutage jedes Velo mit einem Elektromotor ausgestattet werden. Akku am Rahmen befestigen, Hinterrad wechseln und schon fährt man mit ein paar Extra-PS. Die helfen vor allem bei längeren Touren oder wenn zwei Biker gemeinsam fahren wollen, einer aber konditionell bedingt deutlich langsamer ist.
Auf der Überholspur befindet sich Zimmerli auch mit seinem ersten Velogeschäft. Ohne gross Werbung zu machen, kam das «Velostöbli» in Aarau seit der Eröffnung im Sommer 2016 stetig zu mehr Aufträgen. Ganz so falsch kann das Konzept also nicht gewesen sein. Deswegen geht Zimmerli die Expansion nach Olten jetzt mit «gutem Gewissen» an. Angst vor den zwei arrivierten Oltner Velohändlern Reber und VeloWerk hat er nicht. Im Gegenteil. «Es freut mich, wenn es andere Velohändler gibt, welche die selbe Leidenschaft teilen wie wir», sagt Fabian Zimmerli.
Keine Sorgen bei der Konkurrenz
Ernst Reber – er hat das Velo und Piaggio Center Reber 1971 gegründet – macht sich wegen «Wildcycle» keine Sorgen. «In der Anfangszeit um 1971 gab es in Olten zwölf Velohändler. Alles Ein-Mann-Betriebe. Wir sind der Einzige, den es heute noch gibt. Konkurrenz hat es immer. Das ist bei uns Velohändlern nicht anders wie in anderen Branchen», sagt Reber.
Das VeloWerkOlten ist zwar nicht so alt wie das Velo Center Reber, aber immerhin auch schon 28 Jahre für die Kunden in Olten da. Inhaber Jürg Probst äussert sich ähnlich wie Kollege Reber: «Seit es uns gibt, ist in der Gegend manch neues Velogeschäft eröffnet und auch wieder geschlossen worden. Für uns sind Konkurrenzsituationen nichts Neues.» Angst, dass ihnen nun Kunden abhanden gehen könnten, haben weder Reber noch Probst. Beide betonen, dass die Stammkundschaft ihre Arbeit schätzt und deswegen nicht einfach mal schnell den Händler wechselt. «Ob es in Olten langfristig für ein drittes Velogeschäft Platz hat, wird sich zeigen», sagt Probst. Er betont aber auch, dass nicht die Menge an Velofahrerinnen und Velofahrern ein Killerkriterium sei – davon habe es schliesslich ganz viele – sondern vielmehr Vertrauen, Servicequalität und Zuverlässigkeit. Denn nur wenn die Kunden zufrieden sind, kommen sie wieder.