
Der Plan: Schuhe binden lernen
Ich habe beschlossen: Unser Kindergärtler lernt während der Zeit, in der die Schulen geschlossen sind, die Uhrzeit – und das Schuhe binden. Für den ersten Vorschlag habe ich beim Betroffenen grosse Begeisterung geerntet, für den zweiten eher weniger. Und so gehört es nun schon fast zum Ritual, dass wir vor dem Essen an einer grossen Holzuhr die aktuelle Uhrzeit einstellen und uns darüber unterhalten, was man zu welcher Uhrzeit so macht und unternimmt. Überhaupt versuchen wir, die Tagesstrukturen einzuhalten –
so gut es eben geht. Darum wird unser Langschläfer auch in Zukunft nicht bis um 9 Uhr ausschlafen. Uns allen zuliebe verzichten wir aber auf das mühsame Wecken und Wachrütteln morgens um 7 Uhr. Der zweite Tag mit geschlossenen Schulen startete daher relativ entspannt. Vielleicht lag es auch daran, dass ich frei hatte und nicht den Druck spürte, eine freie Minute – oder eher Stunde – zu finden, um einen Artikel zu schreiben. Vielleicht war es auch, weil mein Mann im Homeoffice blieb. Er schloss sich ein und erschien nur zu den Essenszeiten in der Familienrunde. Die Kinder haben das zum Glück akzeptiert. Trotzdem übernahm er am Nachmittag die Kinderbande eine Stunde und ging mit ihnen im Garten Fussball spielen.
Ich bin in der Zwischenzeit das Nötigste einkaufen gegangen. Weil meine Grossmutter aufgrund des Virus nicht mehr zu viel unter Leute gehen sollte, habe ich auch gleich für sie ein paar Besorgungen gemacht. Das kurzzeitige Auftauchen aus der Familien-Blase hat mir dabei gezeigt: Die Corona- Krise ist für alle Ausnahmezustand.