
Der Querdenker: «Wenn das Klima kippt, brauche ich auch keine AHV mehr»
Manchmal kommt es anders als man denkt: Der 33-jährige Florian Studer aus Luzern steht plötzlich im Rampenlicht. Zeitungen klopfen an, schicken Fotografen vorbei. Seine Ständeratskandidatur kam so zustande: «Als die Klimajugend begann auf die Strasse zu gehen, überlegte ich mir, was ich selbst tun kann.» Er habe daraufhin ein persönliches Klimaversprechen abgegeben. Dazu gehöre, alles in seiner Macht zu tun um die Klimakrise abzuwenden. Zwei Wochen vor Ablauf der Frist hatte Studer die Idee und reichte seine Kandidatur ein.
«Klimakollaps, wenn nicht jetzt gehandelt wird»
Studer findet, dass auf Bundesebene etwas geschehen muss. «Wir brauchen eine CO2-Bepreisung die lenkend wirkt», ist er überzeugt. Eine «Abgabe von 10 Rappen» bringe nichts. Alle Parteien jeder Ausrichtung müssten ihre Wählerbasis davon überzeugen, dass der Klimakollaps unabwendbar sei, wenn nicht jetzt gehandelt werde. Er stehe als Kandidat für eine faktenbasierte Klimapolitik, erklärt Studer, der ein ETH-Agronomiestudium abgeschlossen hat. «Wir haben nicht mal mehr zehn Jahre Zeit, C02-neutral zu werden. Schaffen wir dies nicht, kippt das Klima. Bei einer Erwärmung von vier bis sechs Grad werden viele Regionen der Erde unbewohnbar, die Wahrscheinlichkeit ist gross, dass die Menschheit ausstirbt.»
Doch was meint Studer zu anderen Themen ausser der Umweltpolitik, mit welchen er sich in Bern ebenfalls beschäftigen müsste? «Wenn das Klima kippt, brauche ich auch keine AHV mehr», sagt er nachdenklich. Beruflich setzt sich der parteilose Ständeratskandidat ebenfalls fürs Klima ein. Studer hat ein Startup gegründet, das «Schokolade neu denkt», sagt er. Heute würde für Schokolade Regenwald gerodet und Menschen ausgebeutet. Studer arbeitet deshalb an mit einer transparenten und nachhaltigen Wertschöpfungskette. Mit nur 10 Rappen mehr pro Tafel könnte den Kakao-Bauern existenzsichernde Preise bezahlt und deren Plantagen aufgeforstet werden.
Studer will über die Mitte Stimmen mobilisieren
«Meine Wahlchancen sind gering», sagt Studer auf diese Frage. Er ortet sich politisch in der Mitte ein. Bei einem zweiten Wahlgang müssten sich die klimafreundlichen Parteien links der Mitte verständigen. «Vielleicht sagen sie sich: ‹Wir setzen auf den Studer›, denn ich könnte weit über die Mitte Stimmen mobilisieren.»
Florian Studer hat auf Youtube ein Video zu seinem Wahlkampfthema aufgeschaltet, es heisst «Klimawandel – Faktenvideo». Reden kann der Querdenker jedenfalls, eine gute Voraussetzung für das eidgenössische Parlament in Bern.