Der Sommer wird grün

«Das Wichtigste im Wahlkampf 2019 ist die Mobilisierung», sagte der Aargauer SVP-Präsident kürzlich in einem Interview. Wie recht er hat, zeigte sich letztes Wochenende in Luzern: Die Bürgerlichen verloren im 120-köpfigen Parlament 14 Sitze, grüne Parteien und die SP verbuchten gleich viele Sitze als Gewinn.

Eine Woche zuvor hatte sich in Zürich Ähnliches abgespielt. Grüne und Grünliberale legten 18 Sitze zu; auf über 30 Prozent der 180 Stühle im Zürcher Kantonsrat sitzen bald Grüne. Der Dämpfer für die Bürgerlichen ist zweifelsohne der Klima-Debatte zuzuschreiben.

Etwas zugespitzt kann man sagen: Bei den Parlamentswahlen in rund einem halben Jahr geht es um drei zentrale Themen; erstens das Klima, zweitens das Klima, drittens das Klima. Die Resultate aus Zürich und Luzern spiegeln ein Phänomen wieder, das sich in den letzten Jahrzehnten immer wieder Wahlen prägte. Manche Themen stehen wie gigantische Monolithe in der politischen Landschaft. Egal, wie gross die Bemühungen der Parteien sind, den Fokus auf andere Themen zu lenken: Der Monolith bleibt unverrückbar. Das war beim EU-Thema so. Das war beim Ausländerthema so. Das war beim Flüchtlingsthema so. Monolithe, die vor allem der SVP in die Hände spielten; sie hatte in die Themen investiert, galt als glaubwürdig. Nun ist es also der Klima-Monolith. Und der verheisst für uns Wählerinnen und Wähler nichts Gutes.

Die wissenschaftliche Komplexität ist enorm und für den Laien kaum überblickbar. Gehässige Glaubenskriege prägen die Debatte. Wer Zweifel am Klimawandel anmeldet, ist ein Klima-Leugner. Auf der anderen Seite werden Schülerproteste als Kinder-Kreuzzüge lächerlich gemacht. Wenn erneut ein Hitzesommer ins Land zieht, bekommt das Thema nur noch mehr Schub – und das seltsame Gefühl, dass tatsächlich etwas nicht stimmen könnte, macht sich noch mehr breit. Die Grünen können also ziemlich gelassen dem Sommer entgegenblicken. Wäre ich bürgerlicher Wahlkampf-Manager – ich bräche in Panik aus. Zum Glück bin ich das nicht. Auf die Wahlen bereite ich mich trotzdem vor. Und das tun, was ich schon lange hätte tun müssen: Bis Ende Sommer mindestens zwei Bücher zum Thema Klimawandel lesen.