
Der speziellste Adventskalender im Land
Vielerorts ist das Dorfleben in akuter Lebensgefahr. Vitale Punkte wie die Stammbeiz oder der Dorfladen haben geschlossen, Metzg und Beck gibt es schon lange nicht mehr und auch die Post steht kurz vor der Schliessung. Kurzum: Orte, an denen sich die Einwohner zufällig treffen und einen Schwatz halten können, werden immer seltener. Besonders in der Adventszeit, der Zeit des Beisammenseins, leiden viele Alleinstehende unter ihrer Einsamkeit und suchen Kontakt.
Neue Weihnachtsvorboten
In Walterswil sieht es ähnlich aus. Immerhin gebe es noch das Restaurant St. Urs und Viktor, sowie einige Vereine, sagt Brigitte Uehlinger, Präsidentin der Landfrauen Walterswil, sonst sei aber nicht mehr viel da. Im Rahmen einer Vorstandssitzung kam der Gedanke auf, den Walterswilern in der Adventszeit etwas zu bieten. Allerdings sollten es nicht klassische Adventsfenster sein, denn die gab es in den 90ern schon und auch ein Weihnachtsschloss thronte schon mehrmals neben der Kirche St. Josef. Die zündende Idee hatte die Präsidentin selbst: Zum Advent passend dekorierte Apfelharassen könnten in der Form eines Adventskalenders neben dem Eingang der Kirche aufgebaut werden.
Die Idee wurde an der Generalversammlung der Landesfrauen vorgestellt und stiess auf grosse Begeisterung. Viele der anwesenden Frauen erklärten sich direkt bereit, eine der Harassen zu gestalten. Die verbliebenen freien Daten konnten an andere Walterswiler Frauen, an die Schule und den Kindergarten, sowie an das Alterszentrum Rondo verteilt werden.
Wer eine Kiste schmückt, muss diese bis um 8 Uhr des entsprechenden Tages neben dem Eingang der Kirche St. Josef in Walterswil aufstellen. Zwischen 17.30 und 21 Uhr werden die geschmückten Harassen speziell beleuchtet und laden zu einem Besuch ein.
Adventsweg in der Kirche
In der Kirche selbst befindet sich zur gleichen Zeit der Adventsweg. Seit über 20 Jahren wird ein Teil der Kirche geschmückt und diverse Figuren stellen zwischen dem
1. Advent und dem Dreikönigstag am 6. Januar die Reise von Josef und Maria nach Bethlehem, die Geburt Jesu Christi und die Reise der drei Könige dar. Die Figuren werden regelmässig von Bernadette Rölli und Margrit Kupferschmid, welche dies schon jahrelang machen, umgestellt. So befinden sich Josef und die hochschwangere Maria gerade auf dem Weg nach Bethlehem. Im Rahmen von Gottesdiensten und dem Religionsunterricht werden diverse passende Adventsgeschichten erzählt. Gegenstände aus diesen Geschichten finden dabei den Weg in die Dekoration des Weges. So erklären sich etwa die Berner Sennenhunde oder die Hasen.
Um das Beisammensein richtig pflegen zu können, führen Brigitte Uehlinger und Helfer am 16. Dezember zwischen 10.30 und 20 Uhr, sowie am 21. Dezember zwischen 17 und 24 Uhr im ehemaligen Volg-Gebäude eine gemütlich eingerichtete Weihnachtsstube. Kaffee, Kuchen und eine Suppe laden zum gemeinsamen Verweilen ein. Wer mit dem Auto kommen möchte, sei herzlich eingeladen, rund um die Kirche herum zu parkieren.
Vorfreude auf jedes «Türchen»
Bis jetzt habe der Adventskalender seinen Sinn erfüllt, sagt Brigitte Uehlinger. «Es ist wunderschön, was bis jetzt aus der Zusammenarbeit entstanden ist und wie schnell die Plätze vergeben waren.» Die tollen Rückmeldungen aus der Bevölkerung und die Schulkinder, welche jeden Morgen nachsehen, was es für eine neue Harasse gegeben hat, bestätigen sie.