Der Stoff, aus dem Freunde sind: Diese Frauen entwerfen Plus-Size-Mode

Im Atelier an der Feldstrasse 1 reiht sich Nähmaschine an Nähmaschine, Schnittmuster liegen ausgebreitet auf dem Tisch. Dutzende Büsten tragen Prototypen der ersten Kollektion. Martina Heldstab und Elisa Kalt nehmen Messungen am Kleid vor und stecken die Ärmel ab, um ihm den letzten Feinschliff zu verpassen. Das Ambiente ist ihnen bestens vertraut. Bereits im Kindesalter haben sich die beiden für die Modewelt interessiert. Heldstab wuchs in Davos auf, wo sie durch das Kleidungsgeschäft ihrer Eltern früh mit dem Mode in Berührung kam. Kalt aus Wettingen absolvierte nach der Kantonsschule eine Schneiderlehre. Nun haben sie sich mit der Gründung ihrer Firma «Nuno des amis» ihren Traum der Selbstständigkeit verwirklicht.

Beide studierten an der Schweizerischen Textilfachschule in Zürich, wo sie sich kennenlernten. «Während dem Studium war immer wieder die Rede davon, dass wir gemeinsam etwas auf die Beine stellen wollen», sagt Kalt. Sie war in einem Lehratelier als Assistentin tätig, in welchem Bekleidungsgestalterinnen ausgebildet wurden. Heldstab arbeitete in den Bereichen Design und Produktion für das Geschäft ihrer Eltern. Vor rund einem Jahr wurde aus der Idee, selbstständig Mode zu machen, ein konkreter Plan. Die Freundinnen orteten auf dem Modemarkt für Übegrössen grossen Nachholbedarf. Anfang August haben sie ihre Firma gegründet. Ihre ehemaligen Anstellungen haben sie beendet und arbeiten nun hauptberuflich für ihre Firma.

Das Schwierige an Plus Size
Sie machen bequeme, zeitlose und moderne Kleidung vorwiegend aus Jersey-Materialien. Der Fokus liegt dabei auf Frauen, welche mindestens eine 42 tragen. «Die Herausforderung, für Personen mit grösseren Grössen Kleidung zu machen, besteht darin, dass der Körper nicht proportional wächst.» Die Masse einer 38 können nicht einfach grösser auf eine 48 übertragen werden», sagt Heldstab.

Nebst dem Nischenprodukt führen die jungen Modedesignerinnen parallel eine weitere Linie: Die Basic-Linie bietet Kleidungsstücke für Damen sowie Herren in allen Konfektionsgrössen an. Inspiration für neue Kleidung holen sie sich beim Beobachten von Passanten. Im Atelier in Döttingen übertragen sie gesammelte Ideen zunächst auf Papier, dann setzten sie sich an die Nähmaschine und schliesslich bekommt die Büste ein neues Gewand. «Natürlich wäre es ideal für uns, wenn ein Model mit den gesuchten Massen direkt bei uns um die Ecke wohnen würde und jederzeit vorbeikommen könnte», sagt Heldstab. Eine direkte Rückmeldung sei um einiges hilfreicher, als die Prototypen der leblosen Büste anzupassen.

Zur Zeit produzieren die Geschäftsführerinnen die Kollektion in ihrem Atelier. «Wir konnten uns hier zu guten Konditionen einrichten, da die Räumlichkeiten der Firma meines Vater gehören», sagt Kalt. Obwohl sie künftig einen Teil der Produktion auslagern, wollen sie weiterhin die Schnittmuster der Übergrössen-Linie anfertigen, Prototypen und Teile der Kollektion selber herstellen. «Wir sind im Moment nur zu zweit und haben schlichtweg keine Kapazität, alles selbst zu produzieren», sagen sie.

In den Startblöcken
Geplant ist ausserdem, Lernende auszubilden und gelernte Bekleidungsgestalterinnen bei der Wiedereingliederung ins Berufsleben zu unterstützen. «Zuerst widmen wir uns jedoch dem Aufbau unserer Firma», sagen sie.

Für den Firmennamen haben sie sich erst kürzlich entschieden. Nuno heisst Stoff auf Japanisch, ami Freund auf Französisch: «Stoff von Freunden, das passt zu uns», sagt Heldstab.

Verkauft werden ihre Kleidungsstücke im mittleren bis hohem Preissegment vorerst online und im Atelier. Später wollen sie in Boutiquen und auf Messen ihr Label präsent machen. «Vorerst nehmen wir unseren Eröffnungs-Event am 8. September in Angriff», sagen sie und wenden sich ihrer Arbeit zu. An diesem Tag stellen sie erste Teile ihrer Basic-Linie der Öffentlichkeit vor und geben Einblicke in die Plus-Size-Kollektion.