Der teure Bern-Bonus: Warum über 5000 Franken erhält, wer für den Bund in der Hauptstadt arbeitet

Sie tauchen immer wieder auf: Ob Zürich oder Genf. Wenn es um die (attraktivsten) und teuersten Wohnorte der Welt geht, mischen auch Schweizer Städte vorne mit. Seltener erscheint die Bundesstadt Bern an der Spitze internationaler Rankings. Für Beamte aber spielt dies keine Rolle. Denn aus Sicht der Bundesverwaltung spielt Bern in der obersten Liga – und das schlägt sich direkt im Portemonnaie der Bundesangestellten nieder: Sie erhalten nämlich einen Ortszuschlag zu ihrem Lohn, abhängig davon, wo sie arbeiten und wie hoch die Lebenskosten dort sind.

Bern ist dabei – mit Zürich, Genf oder St. Moritz – in der höchstmöglichen Stufe; Nummer 13. Rund 5300 Franken erhält deshalb pro Jahr, wer Vollzeit in Bern arbeitet. Es ist quasi eine Prämie, die auf sicher hat, wer in der Bundesstadt arbeitet. In Frauenfeld oder Solothurn sind es 1600 Franken, In St. Gallen oder Luzern 3250 Franken. Und nicht nur die Stadt Bern liegt in der höchstmöglichen Kategorie. Auch die Bürogebäude in der Berner Agglomeration gehören zu diesem Kreis. Ob sie nun in Ittigen oder Zollikofen liegen: Es gibt den höchstmöglichen Ortszuschlag.

Damit kommt die Region Bern den Rest der Eidgenossenschaft teuer zu stehen: Insgesamt zahlte der Bund vergangenes Jahr nämlich 21’563 Ortszuschläge in der höchsten Kategorie aus. Und der überaus grosse Teil fällt in der «Hauptstadt»-Region an: 16’575 Ortszuschläge der Kategorie 12 entfielen 2020 auf Bern und Umgebung. Für den Bund machen die Ortszuschläge einen nicht geringen Kostenfaktor aus: 143,6 Mio. Franken waren es 2020. Weit über 80 Mio. Franken dürften also für die Bundesstadt abgezweigt worden sein.

Ist es in Bern wirklich so viel teurer als anderswo?

Nun zweifelt niemand, dass das Leben in der Stadt Bern teurer ist als im Jura. Doch wie viel teurer ist es? Lässt sich wirklich rechtfertigen, dass Bern in einer Liga mit Zürich oder Genf spielt? Aufschluss liefert ein Ranking der Grossbank Credit Suisse. Zwar gehört Bern tatsächlich zu den teuren Orten in der Schweiz.

Wer in Bern lebt, hat am Ende aber mehr im Portemonnaie als der Stadtzürcher oder der Genfer. 42’300 Franken frei verfügbares Einkommen hat eine vierköpfige Familie in Bern – nach Abzug von Steuern, Wohnen, Sozialabgaben oder Lebensmitteln. In Zürich ist es deutlich weniger: nämlich nur 31’700 Franken. In Basel sind es 38’500 und in Genf gar nur 25’700 Franken. Anders als in Zürich oder Genf aber bezahlen die Bernerinnen und Berner nicht für die Miete besonders viel, wie die Daten zeigen. Es sind Krankenkassen, Sozialabgaben und vor allem die Steuern, die zu Buche schlagen. Trotz der überdurchschnittlich hohen Gehälter der Bundesangestellten gelingt es der Bundesstadt nicht, die Steuern zu senken.

Trotz Ortszuschlag noch eine GA-Vergünstigung

Hinzu kommt: Der Durchschnittslohn eines Bundesangestellten beträgt 124’642 Franken, inklusive Ortszuschlag. Das ist fast 50 Prozent über dem, was Schweizerinnen und Schweizer verdienen. Auch bei hohen Mieten dürften Bundesangestellte deshalb nicht die schlechtesten Karten auf dem Wohnungsmarkt haben. «Die Bundesstadt Bern, die Metropolen Zürich und Genf und ihre Agglomerationsgemeinden werden in den internationalen Studien der gleichen Kategorie mit den höchsten Lebenshaltungskosten zugeordnet», begründet der Bund die Berner Regelung. Ausserdem seien die Unterscheide «nicht derart eklatant, dass sie eine Zuordnung zu unterschiedlichen Ortszuschlagsstufen rechtfertigten». Versuche, die Ortszuschläge abzuschaffen, hat es immer wieder gegeben. Bisher erfolglos.

Pikant ist: Ausbezahlt wird der Zuschlag, der etwa höhere Wohnkosten abfedern soll, abhängig vom Arbeitsort. Auch jemand, der aus dem Jura nach Bern pendelt, erhält den höchstmöglichen Betrag. Damit nicht genug der Benefits: Denn wer sich ein GA kauft, der erhält vom Arbeitgeber eine 15-prozentige Reduktion. 2019 nutzten dies immerhin fast 4200 Bundesangestellte – mehr als jeder zehnte. Der Wert der Vergünstigungen: 2,7 Mio. Franken. Der Betrag kommt hinzu zu den 2,9 Mio. Franken, die der Bund ausgab für die Dienst-GA oder für Zuschüsse an diese. Damit zeigt sich der Bund als guter Arbeitgeber. Schliesslich erhielt noch jeder vierte Bundesangestellte einen Leistungsbonus. Im Schnitt 2127 Franken.